Politics | Gemeinderatswahlen

Martin Alber: "Ich wundere mich, dass es so menschlich zugeht"

Freiheitliche Liste in Waidbruck, Bürgerliste in Schluderns: Hat die Südtiroler Volkspartei nun auch in den Gemeinden ein Problem? Nein, sagt Parteisekretär Martin Alber - doch ein wenig "menschelen" muss der Basis zugestanden werden.

Fliegender Wechsel des ehemaligen Waidbrucker Vize-Bürgermeisters Norbert Merler von der Südtiroler Volkspartei zu den Freiheitlichen: In der drittkleinsten Gemeinde Südtirols mussten bis Dienstag Mittag die Wahllisten für die vorgezogenen Gemeinderatswahlen hinterlegt werden. Was mit dem Streit um ein Feuerwehrauto begann, endet nun mit einem Parteiaustritt und der Aufstellung einer Konkurrenzliste unter blauen Fahne. Denn, wie Norber Merler am späten Montag Nachmittag bekannt gab: Mit dieser will er nun in der 200-Seelen Gemeinde die Chance auf einen „politischen Neustart“  eröffnen. An seiner Seite auf der insgesamt siebenköpfigen Liste: eine Handvoll weiterer Kandidaten, die noch bis Wochenbeginn mit der Volkspartei kandidieren sollten.  Entsprechend hektisch musste der örtliche SVP-Ausschuss nun innerhalb weniger Stunden die Löcher stopfen, die sich auf der eigenen Liste auftut. 

Damit ist man in der Brennerstraße bereits mit der zweiten Gemeinde konfrontiert, in der die Partei bei den vorgezogenen Gemeinderatswahlen Konkurrenz aus den (ehemals) eigenen Reihen bekommt. Immerhin tritt im Mai auch im Vinschger Schluderns der ehemalige SVP-Bürgermeister Erwin Wegmann nach monatelangen parteiinternen Streiterein als Bürgerlistler „Für Schluderns“ an. Zank wohin das Auge reicht also – von der Zentrale bis hin zu den Gemeinden?  Zumindest Parteisekretär Martin Alber will das nicht so stehen lassen. „Wir reagieren in über 90 Prozent der Gemeinden im ganzen Land“, sagt er. „Da sind solche Einzelphänomene, die vor allem mit zwischenmenschlichen Konflikten zu tun haben, durchaus im Normalbereich.“

Das hindert aber offenbar auch den Parteisekretär nicht daran, angesichts der Konflikte in der Peripherie manchmal nur mehr den Kopf zu schütteln, wie Alber meint. „Ich wundere mich immer darüber, dass es gerade in kleinen Gemeinden und unter Menschen, die sich eigentlich gut kennen müssten, weil sie praktisch aufeinander wohnen, zuweilen so menschlich zugeht.“ Der einzige Vorwurf, den man der Partei in diesen Fällen machen könnte, ist deshalb laut ihrem Parteisekretär, der Basis eine zu lange Leine zu lassen. „Denn wir haben das Prinzip, den Ortsgremien so viel Autonomie wie möglich zu lassen und bei Konflikten wenn überhaupt nur als Mediatoren  einzugreifen statt von oben herab zu diktieren.“  Eine Haltung, die man auch in Schluderns bestärkt habe, wo die Parteileitung den Entschluss des Ortsausschusses respektiert habe, Wegmann nicht als Bürgermeisterkandidaten zu akzeptieren.  Ein wenig „menschelen“ muss also Platz haben unter dem Edelweiß. Spannend wird, wie es bei den WählerInnen ankommt.