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Ausflug ins All

Foto: upi
Wie wäre es wohl, auf den Mond zu reisen oder gar dort zu leben? Wäre dies überhaupt möglich? Wie könnten Allerweltbürger*innen den Mond erreichen und wie würde man im luftleeren Raum wohnen? Zu diesen Fragen gibt es schon seit geraumer Zeit konkrete Szenarien: Prominente Milliardäre wie Jeff Bezos oder Elon Musk wollen die Raumfahrt revolutionieren.
Das Interesse am Mond ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Der leuchtende Himmelskörper inspirierte bereits vor tausenden Jahren Künstler und Forscher zu Darstellungen und Interpretationen. Bei der Himmelsscheibe von Nebra, einer ungefähr 4000 Jahre alten kreisförmigen Bronzeplatte mit Goldapplikationen, handelt es sich um die älteste bisher bekannte konkrete Himmelsdarstellung. Die Himmelsscheibe wurde 1999 in Sachsen-Anhalt gefunden und zeigt unter anderem einen sichelförmigen Mond. Mit der Erfindung des Fernglases und der Anfertigung von Karten gelang es den Menschen zunehmend besser, Beobachtungen auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Es dauerte jedoch noch lange, bis Technologien entwickelt wurden, um Raumsonden ins All zu schicken und bemannte Raumflüge durchzuführen.
1957 gelang es der sowjetischen Raumfahrt, den ersten künstlichen Satelliten auf eine Erdumlaufbahn zu schicken. Der Name des Satelliten, Sputnik, zählt zu den „100 Wörtern des 20. Jahrhunderts“, was eindrücklich belegt, welche Relevanz der Weg ins All für die Menschheit hat. Bald lieferten Raumsonden spektakuläre Bilder von der erdabgewandten Seite des Mondes. Die sowjetische Raumsonde Lunik 3 war mit einer Kamera ausgestattet, deren Bildqualität allerdings noch nicht sehr hoch war. Im Kalten Krieg der 50er- und 60er-Jahre lieferten sich die Sowjetunion und die USA einen Wettlauf um die Weltraumtechnologie. Die erste Mission mit einem Menschen an Bord war die „Apollo 11“. Am 20. Juli 1969 setzte der amerikanische Testpilot und Astronaut Neil Armstrong erstmals den Fuß auf den Mond, der dann als „großer Schritt für die Menschheit“ in die Raumfahrtgeschichte einging.
Die Weltraumforschung nimmt mittlerweile neben Russland und den USA auch in anderen Ländern, etwa in Indien und China, eine nicht unbedeutende Rolle ein. Während Donald Trump sein Vorhaben „die USA werden den Mond besiedeln“ mit martialischer Rhetorik untermauert, ließ China am 3. Jänner 2019 die Raumsonde „Chang’e-4“ auf der erdabgewandten Seite des Mondes landen, international eine Premiere und ein Meilenstein für die chinesische Raumfahrt. Bis 2030 plant China eine Mondbasis nahe dem lunaren Südpol. Mit seinen Satelliten- und Mondmissionen verfolgt China nicht nur das Ziel, einen technischen Vorsprung zu erlangen. Angestrebt wird auch ein Weltraumbergbau, der den Zugang zu Rohstoffen, seltenen Erden und neuen Energiequellen erschließen soll. Es besteht aber die Gefahr, dass wirtschaftliche Interessen mit militärischen Aspekten verbunden werden. Die Großmächte möchten sich Einflusszonen im Weltall sichern. Bleibt zu hoffen, dass die Weltraummächte weniger eine Konfrontation, sondern eine Zusammenarbeit anstreben, wie diese bereits beim Einsammeln von Weltraummüll erfolgreich praktiziert wird.
Neben dem Mond ist es vor allem der Planet Mars, der die Weltraumforschung beschäftigt und als alternativer Lebensraum für den Menschen ins Auge gefasst wird. Mehrere Raumsonden und Erkundungsroboter spähen bereits die Oberfläche des Mars aus. Mit weiterentwickelten Raketen, etwa der amerikanischen „Falkon Heavy“, sind in den nächsten Jahren weitere Flüge zum Mars geplant.
Einstweilen träumen Milliardäre davon, als Weltraumtouristen in den Orbit zu fahren und eine Station auf dem Mond zu machen. Raumfahrtunternehmen wie Blue Origin oder SpaceX scheinen bei der Verwirklichung dieser Reiseträume bereits auf der Zielgeraden zu sein. Beide Anbieter möchten eine vollständige Mondumrundung für Touristen anbieten. Nach Angaben von SpaceX-Chef Elon Musk soll es Mitte des Jahres 2019 einen ersten Start geben. Der Weg ins All wird allerdings keine günstige Spritztour werden. Nach inoffiziellen Angaben soll „Blue Origin“ den Betrag von 200.000 Dollar pro Fahrt ins All berechnen.
Weltraumvisionär*innen sind oft heftiger Kritik ausgesetzt. Es wird argumentiert, dass die Menschheit genug Probleme auf ihrem eigenen Planeten hat und nicht noch auf den Mond expandieren muss. Der Mars sei ohnehin viel zu lebensfeindlich, um als Wohnort für Menschen in Frage zu kommen. Eine Mondbasis würde jedoch allen Kritiken zum Trotz handfeste Vorteile für den „Weg ins All“ bringen, etwa als Sprungbrett zur Erkundung unseres Sonnensystems. Die Schwerkraft auf dem Mond beträgt ein Sechstel von jener auf der Erde. Für einen Raketenstart vom Mond aus wäre also bei Weitem weniger Treibstoff notwendig. Zudem wäre eine Mondbasis eine geeignete Struktur, um den erdnahen Weltraum mit Serviceleistungen zu versorgen. Beispielsweise wäre die Reparatur von Weltraumteleskopen oder die Lieferung von Treibstoff und Sauerstoff einfacher zu bewerkstelligen. Chinesischen Forschern ist es vor kurzem erstmals gelungen, eine Pflanze auf dem Mond wachsen zu lassen. In einem Mini-Gewächshaus an Bord der Mondsonde „Chang’e-4“ ist ein Baumwollsamen aufgegangen. Damit wächst auch die Hoffnung der Mondpioniere auf ein mögliches Leben von Menschen auf dem Mond.
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