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Was ist los in Lana?

Die Wandschmierereien und die gewalttätige Auseinandersetzung am Freitag sind bei Lanas Gemeindepolitik nicht unbemerkt geblieben. Wie wird reagiert?

Was ist los in Lana? Diese Frage drängt sich angesichts der Vorfälle auf, die es in den vergangenen Tagen und Wochen in der knapp 12.000-Seelen-Gemeinde gegeben hat. Seit etwa einem Monat tauchen immer wieder Wandschmierereien auf. Es ist stets derselbe blaue Schriftzug: “Neger Huren”. Und am vergangenen Wochenende dann, eine gewalttägige Auseinandersetzung vor und um die Disko Exclusiv, in die eine bekannte Gruppe von Neonazis aus dem Burggrafenamt und ein (mittlerweile Ex-) Türsteher des Lokals verwickelt gewesen sein sollen.

“In Südtirol mehren sich beunruhigende Anzeichen dafür, dass eine rechtsradikale Szene mit Neonazi- und Neofaschismuspräsenz wieder im Aufwind ist”, befürchten die Grünen in einer Landtagsanfrage aus dem Jahr 2015. Mitte Mai war es im Passeiertal zu einer Schlägerei gekommen, bei der ein 23-Jähriger von einer Gruppe Neonazis verletzt wurde. In seiner Antwort dementiert Landeshauptmann Kompatscher damals die Annahme der Grünen: “Es lässt sich kein allgemeiner Trend von zunehmend rechtsradikalen Gruppen in organisierter Form feststellen.” Sehr wohl aber sei laut Kompatscher ein “latent vorhandene, möglicherweise immer offener zutage tretende Ausländerfeindlichkeit” zu beobachten, “die, leider, sehr breite Teile der Bevölkerung erfasst hat”.

Ein Jahr später liegen beide Themen nach den Ereignissen in Lana wieder öffentlich auf dem Tisch. Joachim Staffler sitzt für die Dorfliste Lana im Gemeinderat und ist Vorstandsmitglied des Jugendzentrums Jux. Zu den Schlägereien rund um das Exclusiv möchte er sich nicht äußern, “ich weiß dazu zu wenig”. Dass die Neonazi-Szene jedoch grundsätzlich im Burggrafenamt auf dem Vormarsch sei (wie auch Exclusiv-Betreiber Sanin festgestellt hat), haben er und andere Jugendarbeiter auch beobachtet, so Staffler. Man sei und bleibe weiterhin “wachsam”. Dass aber Lana im Fokus der Aktivitäten dieser Personen sei, hält er für übertrieben: “Es sind eher die Ausgeh-Orte, wo unterschiedliche Gruppen und Milieus zusammenkommen und das Konfliktpotenzial steigt.” Was die Wandschmierereien betrifft, so will Staffler so rasch als möglich eine Anfrage im Gemeinderat einbringen. Im Lananer Gemeinderat, so ist Staffler überzeugt, wird “sicher auch vonseiten der Mehrheit etwas getan werden”. salto.bz hat bei Bürgermeister Harald Stauder (SVP) nachgefragt: Was ist los in Lana?

Herr Stauder, in Ihrer Gemeinde ist es in jüngster Vergangenheit immer wieder zu Vorfällen gekommen, die zu denken geben können. Tun sie das?
Harald Stauder: Ich möchte vorwegschicken, dass wir offiziell von der Schlägerei am Freitag nichts wissen. Ich habe persönlich bei Carabinieri und Gemeindepolizei nachgefragt, als ich davon gelesen habe. Dort hat man mir gesagt, dass es bisher von keiner Seite eine Anzeige gegeben hat.

Inzwischen hat aber auch Disko-Betreiber Georg Sanin die Sache bestätigt.
Wenn so viele Personen davon erzählen, wird es schon passiert sein. Die Polizei weiß allerdings nichts. Und bei mir hat sich auch niemand gemeldet, weder Beteiligte noch Anrainer oder der Betreiber.

Sowohl Georg Sanin als auch der Lananer Gemeinderat Joachim Staffler haben davon gesprochen, dass die Neonazi-Szene im Burggrafenamt vor allem in den vergangenen Jahren besonders erstarkt ist. Haben Sie denselben Eindruck?
Ob das ein Problem des Burggrafenamtes ist, kann ich nicht beurteilen. Aber ein spezielles Lana-Thema ist es nicht.

Worauf basiert Ihre Behauptung?
Als Gemeindeverwaltung haben wir regelmäßige Treffen mit den Meraner Streetworkern und dem Jugenddienst, bei denen solche Dinge aufgegriffen werden. Da wird besprochen, ob es rechts- bzw. linksradikale Aktivitäten, also solche, die außerhalb des demokratischen Spektrums liegen, in der Gemeinde gibt.

Und, gibt es sie?
Wir sind darauf hingewiesen worden, dass es eine kleine Gruppe Minderjähriger am rechten Rand gibt. Mehr nicht.

Wie wird mit diesen Jugendlichen umgegangen?
Streetworker und Jugenddienst sind mit ihnen in intensivem Kontakt und betreuen sie. Es ist wichtig, dass diese Jugendlichen auf den richtigen Weg gebracht werden. Nicht auf den rechten, sondern auf den richtigen Weg.

Legen wir das Thema Neonazis zur Seite…
Warum? Es ist sicherlich wichtig, dass jetzt darüber gesprochen wird und auch die Erwachsenen davon lesen.

…und kommen wir zu den Wandschriften, wäre die nächste Frage gewesen…
Ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass wir intensiv dabei sind, für eine Klärung zu sorgen. Was wir vorhaben, werde ich Ihnen aber nicht verraten, weil es dann nicht wirkt.

Die Gemeindeverwaltung geht die Sache also an?
Sicher. Es wurde bereits Anzeige erstattet und ich bin sehr optimistisch, dass die Sache in Kürze aufklärt.

Sie verurteilen diese Wandschriften?
Natürlich, was ist das für eine Frage? Ich verurteile sie sowohl persönlich, als Bürgermeister, im Namen der Stadtverwaltung und der gesamten Bevölkerung. Das sind unqualifizierte, rassistische Äußerungen. Außerdem handelt es sich um Vandalismus und Beschädigung öffentlichen Guts – alles Sachen, die zu verurteilen sind.