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Wassernot im Veneto – was tut Südtirol?

Im Veneto herrscht Wassernot. Aus Solidarität, nicht aufgrund einer Anordnung, hilft das Land Südtirol – im Rahmen seiner Möglichkeiten.
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Foto: LPA
Fehlende Niederschläge und Temperaturen weit über dem Durchschnitt während der vergangenen Monate haben zu einer ernsten Situation in Südtirol geführt, vor allem aber im Nordosten Italiens ist die Situation dramatisch. Im Rahmen einer Pressekonferenz haben heute (1. Juli) Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Giuliano Vettorato und Flavio Ruffini, Direktor der Landesagentur für Umwelt- und Klimaschutz, über die derzeitige Lage informiert und einen Überblick über die Wasserressourcen in Südtirol und das Abflussmanagement der Etsch gegeben.
 

Häufigere Trockenperioden

 
„Wir sind uns dessen bewusst, dass sich die Themen Trockenheit und Wasserknappheit künftig häufiger stellen werden“, betonte eingangs Landeshauptmann Arno Kompatscher und verwies dabei auf das heurige Jahr, das sehr schwierig gewesen sei. Die Herausforderungen, wie man diesen Problemen begegnen will, werden somit mittel- bis langfristig bestehen bleiben. Somit gelte es, unmittelbare Maßnahmen zu setzen – im Rahmen der Möglichkeit, auch in Solidarität mit den anderen Provinzen und Regionen entlang des Wassereinzugsgebiets der Etsch –, aber auch auf politischer Ebene Möglichkeiten zu finden, wie man sich insgesamt auf solche Situationen besser vorbereiten kann. „Wir wissen, dass wir es mit einer langfristigen Entwicklung zu tun haben werden“, so Kompatscher, der betonte, dass entsprechende Umbaumaßnahmen und Investitionen notwendig seien.
 
Wir wissen, dass wir es mit einer langfristigen Entwicklung zu tun haben werden.
 
„Speicherbecken werden bei der Bekämpfung der Wasserknappheit eine große Rolle spielen", sagte Landesrat Vettorato und verwies darauf, dass das Land bereits in solche investiert habe. Der Landesrat rief alle Menschen in Südtirol dazu auf, auch selbst einen Beitrag zu leisten und im Alltag Wasser zu sparen. In Südtirol gebe es in puncto Wasser Voralarm, während es in anderen Gebieten schon einen Notstand gibt, sagte Vettorato.
 

Wassermanagement

 
„Kommt es zu Schwierigkeiten, werden die Reserven der Speicherbecken herangezogen“, erklärte Flavio Ruffini, Direktor der Landesagentur für Umwelt- und Klimaschutz, der die Bedeutung des Wassermanagements hervorhob. „Wir hatten heuer den besonderen Fall, dass zwei sehr wichtige Stauseen, in Reschen und in Schnals, weit unter dem langjährigen Durchschnitt liegen“, so Ruffini. Die Gründe dafür sind, im Falle von Reschen, Probleme mit den Druckrohrleitungen bis ins Frühjahr hinein, aufgrund welcher er auch geleert werden musste, sowie die allgemeine Trockenheit im Vinschgau und die geringen Niederschläge. Ein weiteres Problem ergebe sich beim Stausee im Martelltal, wo ebenfalls Druckleitungen ausgetauscht werden müssen. Problematisch sei dies für ein langfristiges Managament für den heurigen Sommer. „Wir sind dabei, den Stausee zu leeren“, so Ruffini, der darauf verweist, dass derzeit von 7m3/Sekunde pro Tag abgeleitet werden. Im Normalfall würde das nicht passieren, da dieses Wasser für die Spitzenstromproduktion genutzt würde. So liefert dieser Staussee aber zumindest Wasser, welches für das Trockenheitsmanagement genutzt werden kann.
 
 

Stauseemanagement

 
Ein Stauseemanagement ist eine hochkomplexe Angelegenheit, erklärte der Direktor der Landesagentur für Umwelt- und Klimaschutz. Man könne ihn nicht einfach leeren, sondern man sei an Verträge mit den Betreibern gebunden. Zudem müssten auch die ökonomischen Auswirkungen bedacht werden: Bei der Spitzenstromerzeugung unter der Woche kann natürlich mehr erwirtschaftet werden als am Wochenende. Das ist nicht nur zum Vorteil des Betreibers, sondern auch zum Vorteil der Südtiroler Gemeinden, welche die Umweltgelder davon beziehen und natürlich das Einkommen des Landes im Hinblick auf die Steuerausschüttung. „Stauseemanagement heißt aber auch insbesondere in diesen Zeiten, sich immer bestimmte Reserven für die kommenden Wochen zurückzubehalten“, betonte Ruffini. Die Bedeutung dieser Strategie habe man vergangenes Wochenende sehen können, wo Alperia einige Stausseen geöffnet hat, um Abflussschwankungen auszugleichen und den Abfluss auch im Unterlauf der Etsch garantieren zu können. Um den Rückfluss des Salzwassers im Etsch-Delta und das Trockenlaufen der Trinkwasserpumpen zu verhindern, muss eine Mindestmenge von 80 m3/sec garantiert werden. Wird dieser Wert unterschritten, wird der Trinkwassernotstand ausgerufen. Wie Ruffini erklärte, sei diese Messlatte bereits zwei Mal im vergangenen Mai unterschritten worden.
 

Aus Solidarität

 
„Wir hatten geringe Niederschläge im Frühjahr, keine Schneereserven, zwei Stauseen, die unterdurchschnittlich gefüllt sind, die Gletscher sind blank und wir haben selten so früh einen Beitrag der Gletscherschmelze gehabt wie heuer, es droht uns ein Hitzesommer und wir haben erst Anfang Juli und – und wir haben Forderungen aus dem Veneto, welche auch legitim sind“, fasste der Direktor der Landesagentur für Umwelt- und Klimaschutz die Situation zusammen, hegte aber auch Zweifel, ob die Forderungen erfüllbar sein werden. Mit der Aufnahme der Stromproduktion am Wochenende konnte das Schwankungsproblem und das Problem der Abflussunterbrechung gelöst werden. Dies sei ohne Ausrufung eines Notstandes passiert, sondern auf freiwilliger Basis und aus Solidarität. „Derzeit ist nicht der Abfluss kritisch, sondern die allgemeine Lage. Die Forderungen anderer Regionen sind legitim, hätten wir sie aber erfüllt, wären unsere Stauseen jetzt aber leer “, so Ruffini, der betonte, dass man nur geben könne, was auch vorhanden sei.