Politics | Verkehr

Umfahrung oder Protest

Entweder kommt die Umfahrung oder wir protestieren, sagt Martin Alber, Bürgermeister der Gemeinde Brenner. Die Landesregierung ist unter Zugzwang.
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Foto: pixabay.com
Auf der Tagesordnung der heutigen (2. August) Sitzung der Landesregierung steht ein Punkt, der vor allem die Gossensasser brennend interessieren dürfte. Und zwar wird unter Punkt 11 der Bau der Umfahrung Gossensaß, zwischen Km 513,30 und Km 514,70 der Brennerstaatsstraße SS12, in der Gemeinde Brenner behandelt. Laut Tagesordnung geht es dabei um die „wesentliche Änderung der technischen Eigenschaften und der überschlägigen Kosten des Bauvorhabens“. Bereits seit Jahren fordern die politischen Vertreter der Gemeinde Brenner sowie die Bürgerbewegung „Pro Umfahrung Gossensaß“ eine Entlastung der verkehrsgeplagten Ortschaft.
Sie wollen nicht länger vertröstet werden und fordern eine verbindliche Zusage, andernfalls will man auf die Straße gehen.
 
 
 
„Wenn der Status quo weiterhin so bleibt und keine Entscheidung fällt, werden wir eine Protestaktion starten“, erklärt Martin Alber, Bürgermeister der Gemeinde Brenner, Salto.bz gegenüber. Der Protest richtet sich vor allem gegen die Verzögerungen bei der Realisierung der Umfahrung, daneben soll aber auch die Dauerbelastung durch den Verkehr thematisiert werden. Abgeblasen werden könnte die Aktion nur, wenn sich die Landesregierung auf ein verbindliches Datum für eine Realisierung einlassen würde.
 
Die Situation ist dramatisch.
 
„Die Situation ist dramatisch“, schildert der Bürgermeister der Gemeinde Brenner und betont: „Niemand darf mir den Vorwurf machen, dass ich übertreibe, ich setze schlicht die Arbeit meiner politischen Amtsvorgänger fort.“ Die Staatsstraße führt mitten durch Gossensaß und trennt die Ortschaft in zwei Teile, am oberen Ortsende verläuft die Autobahn, am unteren die Bahnlinie. Letztere stellt ein zusätzliches Problem dar, weil die Lärmschutzwände, die entlang der Strecke errichtet wurden, nicht nur unästhetisch sind, sondern obendrein nur eine unzureichende Wirkung entfalten. Wie Alber berichtet, wird durch die Positionierung der Schall teilweise sogar verstärkt, weshalb höher gelegene Wohnungen und Häuser mit einer stärkeren Lärmbelästigung konfrontiert sind.
 

Umwegverkehr überrollt Gossensaß

 
Das alles beherrschende Thema in der kleinen Ortschaft ist jedoch der Straßenverkehr. „Je mehr Verkehr auf der Autobahn herrscht, desto größer werden die Probleme auch für meine Gemeinde“, erklärt Alber. Der Grund dafür ist der Umwegverkehr, der sich vor allem bei Stausituationen negativ auf den Verkehr auf der Staatsstraße auswirkt. Dieser zwängt sich dann im Schritttempo durch Gossensaß und die Ortschaft Brenner. „Der Verkehr ist mittlerweile grundsätzlich intensiv, es gibt nicht mehr den typischen Wochenendverkehr, sondern er verteilt sich“, so Alber.
 
 
 
Besonders schlimm seien heuer jedoch der Frühling und der Frühsommer gewesen, auch für den Herbst werden wieder anhaltende Staus durch die typischen Wochenendausflügler befürchtet, welche die Staatsstraße bevorzugen. Es gehe aber nicht nur um die Staus, sondern auch um die gesundheitlichen Folgen für die Anrainer. „Wir brauchen jetzt Lösungen und nicht erst am Sankt Nimmerleinstag, sprich bei der Einweihung des BBT“, fordert der Bürgermeister der Gemeinde Brenner und betont, dass man die Anrainer nicht ständig in die Zukunft vertrösten dürfe, denn irgendwann werde es einmal zum totalen Kollaps kommen. Hinter dieser Befürchtung steht unter anderem auch die Sorge, wie sich die Sanierung der Lueg-Brücke womöglich auf die Verkehrssituation im Wipptal auswirken wird.
 
Wenn die Bauarbeiten beginnen, werden wir vor einer Belastung stehen, die von uns sicher nicht akzeptiert werden kann.
 
„Wenn die Bauarbeiten beginnen, werden wir vor einer Belastung stehen, die von uns sicher nicht akzeptiert werden kann“, betont Alber. Die Autobahngesellschaft sowie die Verkehrsabteilung des Landes müssten sich deshalb Gedanken darüber machen, mit welchen technischen Möglichkeiten man den Verkehr umverteilen bzw. umleiten könne. Enttäuscht zeigt sich Alber auch über die Präsentation des ÖPP-Projektes zur Wiedererlangung der A22-Konzession. Seiner Meinung nach seien in diesem Konzept viel zu wenig bzw. fast gar keine Schutzmaßnahmen für die Anrainer vorgesehen und das Konzept fuße beinahe ausschließlich auf dem Prinzip „der Verkehr muss rollen“. „Wir Wipptaler Bürgermeister vermissen in diesem Projekt Baumaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung wie beispielsweise Umfahrungen, Einhausungen oder Gallerien. Das Projekt enthält fast nichts in dieser Richtung. Von der Mautstelle in Sterzing bis nach Gossensaß wäre durchaus eine Einhausung machbar“, so Alber und betont, dass die Bevölkerung nicht länger gewillt sei, den ganzen Dreck und Lärm hinzunehmen. Inzwischen haben sich die Bürgermeister des Wipptales und des Eisacktales mit ihren Amtskollegen, Gemeinden und Bürgern nördlich des Brenners vernetzt. „Wir wollen eine grenzüberschreitende Plattform aufbauen, weil wir die Probleme umfassender sehen und sie auch gemeinsam angehen wollen, um endlich den Schutz der Anwohner in den Mittelpunkt zu stellen“, betont der Bürgermeister der Gemeinde Brenner.