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„Wir wollen einbezogen werden“

Nach eineinhalb Jahren Corona-Krise zieht die Südtiroler HochschülerInnenschaft Bilanz: Rück- und Ausblicke, Maßnahmen und Forderungen für Studierende wurden vorgestellt.
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Foto: Patrick Robert Doyle

„Studieren in der Coronakrise“ – unter diesem Titel fand Anfang der Woche eine Pressekonferenz statt, bei der die Südtiroler HochschülerInnenschaft sh.asus Bilanz nach eineinhalb Jahren Pandemie zog. sh-Vorsitzender Matthias von Wenzl und Vizepräsident Julian Nikolaus Rensi gliederten die Konferenz in drei große Themenblöcke: ein Rückblick in das vergangene Corona-Jahr, der aktuelle Stand für Studierende und ein Ausblick auf die kommenden Herbst- und Wintermonate im Studienjahr. 

 

Probleme der Studierenden 


Von studentischer Seite wurde während der Corona-Krise vor allem der Mangel an klaren und transparenten Informationen kritisiert, besonders im Hinblick auf Bewegungen ins In- oder Ausland: „Während der ersten Corona-Monate 2020 herrschte diesbezüglich Chaos, verschiedene, sich widersprechende Regeln und vor allem Auslegungen bezüglich Ein- und Ausreise trafen die Südtiroler Studierenden besonders hart, die häufig PenderInnen sind oder wenigstens im Ausland immatrikuliert sind“, so die sh-Vorsitzenden. Außerdem waren die StudentInnen oftmals mit materiellen Herausforderungen konfrontiert. Viele verloren ihre Jobs in der Gastronomie- oder Kulturbranche, mit denen sie ihr Studium (mit-)finanzieren. 

 

Maßnahmen der sh.asus 


Unmittelbar nachdem die Universität Innsbruck Anfang März 2020 auf Fernlehre umgestellt hatte, empfahl die sh.asus auf grenzüberschreitende Bewegungen zu verzichten. Dabei begann der Verein, regelmäßig Informationen besonders für pendelnde Studierende auf ihrer Internetseite zu posten. Eine eigene Rubrik mit FAQ (engl. Frequently Asked Questions) wurde eingerichtet, die eine Zusammenstellung von Informationen zu besonders häufig gestellten Fragen und häufig auftretenden Problemen enthält, zählt bis heute 40.000 Seitenaufrufe. Im April 2020 begann die Kampagne zur sozialen Abfederung für Studierende, um das Recht auf freien Hochschulzugang zu sichern. „Nach erheblichen medialen Druck gelang es, im Sommer 2020 sowohl die Erhöhung bereits ausgezahlter Studienbeihilfe, als auch zusätzliche, außerordentliche Nothilfen für Studierende durchzusetzen“, erklärt von Wenzl. 

 

 

Was der Verein fordert 


Die sh.asus will in Zukunft systematisch in die politischen Entscheidungen bezüglich Lockdown, Maskenpflicht, Veranstaltungsverbot, Bewegungseinschränkungen usw. einbezogen werden: „Um die Nichtberücksichtigung von Anliegen und Problemen von Seiten der Jugendlichen und Studierenden zu vermeiden“, so von Wenzl. 
Des Weiteren sollte die Politik, laut sh.asus von wissenschaftlichen Erkenntnissen geleitet sein, die weder vor übermächtigen, ökonomischen Interessen oder Lobbyverbänden einknickt, sondern der öffentlichen Gesundheit oberste Priorität einräumt. 
Drittens sollte die Impfkampagne, bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der einheitlichen und sozialen Preisstandards für Antigen-Schnelltest, intensiviert werden. 
Eine vierte Forderung vonseiten der sh.asus stellt die bedingungslose und internationale Bewegungsfreiheit dar. InhaberInnen des „Green Pass“ sollten sich frei zwischen den Grenzen bewegen dürfen. „Die Landesregierung sollte dieses Anliegen im Vorfeld wenigstens mit der österreichischen Bundesregierung und der bayrischen Staatsregierung besprechen oder Lösungen auf europäischer Ebene unterstützen“, so Vizepräsident Rensi. 

 

Mit Blick auf den Herbst 


Die sh.asus ist sich sichern, dass der Green Pass an den Universitäten erforderlich ist, um an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen. Eine Hybridlehre, die aber vor allem von Präsenzunterricht dominiert sein soll, wird die Studierenden im Herbst erwarten. Für ein Medizinstudium wird an den meisten Universitäten eine Corona-Impfung verpflichtend werden.

Die Freie Universität Bozen (unibz) teilt indes mit, mit dem Wintersemester 2021/2022 zum Präsenzunterricht zurückzukehren. Es gilt, wie für das Bildungswesen in Italien generell, mit heutigem 1. September die Pflicht, für den Besuch der Universität einen Green Pass vorzulegen. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, werden die Studierenden zeitlich gestaffelt eingelassen. In den Hörsälen gilt weiterhin die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und zur Einhaltung der Abstandsregeln. Falls logistisch notwendig und didaktisch sinnvoll, bietet die unibz die Möglichkeit der hybriden Lehre und der Online-Lehre.


 

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Herta Abram Wed, 09/01/2021 - 13:48

Mit diesen vier Forderungen sind wichtige Themen definiert, welche von der Politik aufgenommen werden müssen!!
Die Zukunft braucht weiterentwickelte Formen des demokratischen Miteinanders.
Politische Teilhabe der heranwachsenden Generation darf nicht, von einem nicht-reformwilligen-Parteikader blockiert werden.

Wed, 09/01/2021 - 13:48 Permalink