Culture | Salto Afternoon

Ein Herz für die Städtetheater

Auf der Kleinkunstbühne Carambolage in Bozen haben die vier Städtetheater die neue Theatersaison vorgestellt. Ein rascher Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
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Foto: Salto.bz
Den Anfang auf der für 1. September um 11 Uhr einberufenen Pressekonferenz machte Christine Lasta, Schauspielerin und künstlerische Leiterin des Stadttheater Bruneck. Sie berichtete zunächst vom Stück 72 Stunden - Eine Anklage (eine Koproduktion mit dem Theater in der Altstadt in Meran und der Carambolage in Bozen), welches Mitte September in Bruneck seine Premiere feiert und dann auch in Bozen und Meran gezeigt wird. Geschrieben hat es die Humanbiologin, Feministin, Mutter und Aktivistin Barbara Plagg. Ausgehend von der Geschichte des Mordopfers Eva, geht das Stück der Frage nach: Wäre ein Femizid, der sich lange ankündigte, zu verhindern gewesen? Die Inszenierung obliegt Torsten Schilling, es spielen Sabrina Fraternali, Viktoria Obermarzoner, Julia Augscheller, Florian Eisner und Horst Herrmann.
„Ich finde es immer gut und wichtig, wenn Theater auch die Form eine größeren Projektes annimmt, um damit bestimmte Ereignisse gemeinsam zu klären, um etwas zu verändern oder einer Sache entgegenzuwirken. Kultur ist da sehr wichtig!“ betonte Lasta gegenüber Salto. Sie selbst wird hingegen im Stück Die Blonde, die Brünette und die Rache der Rothaarigen im November auf der Bühne in Bruneck zu sehen sein.
 

Das Kleinkunsttheater Carambolage in Bozen eröffnet seine Saison am 4. Oktober mit dem Stück BOOM BOOM. Es handelt sich um eine Collage zum Thema „Leben mit angeborenem Herzfehler“ und ist eine Produktion des Vereins Kinderherz. „Die Schauspielerin Katahrina Gschnell hat dieses Stück mit Kindern und Jugendlichen auf die Beine gestellt hat“, erzählt dazu Ulrich Seitz (Präsident Kinderherz) und merkt an, „dass es sich dabei auf keinen Fall um eine übliche Sensibilisierungskampagne oder Wohltätigkeitsveranstaltung handelt, sondern einfach um ein Stück, wo es um das Herz geht, um Höhen und Tiefen und das Thema Angst in allen Facetten.“
 
 
„Fast 14.000 Menschen in Südtirol haben einen Herzfehler. Wir sind da leider im höheren mitteleuropäischen Feld, 70 bis 80 Neugeborene kommen in Südtirol mit einem schweren Herzfehler auf die Welt“ unterstreicht Seitz und freut sich über die „couragierte Herangehensweise“ der Theatermacher*innen. Unter der Regie von Stefanie Nagler werden bunte, laute und leise Geschichten von jungen Menschen erzählt, die mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt kamen. Momentan nur in Bozen. Aber vielleicht macht ja auch diese Produktion seine Runde auf anderen Städtebühnen des Landes?
„Wir beginnen mit einem  Auftragswerk, einer Koproduktion mit dem Performancekollektiv Triebwerk7 aus Innsbruck“ erzählt Anna Heiss, Leiterin der Gruppe Dekadenz, die für den gleichnamigen Kleinkunstkeller in Brixen verantwortlich ist. Ausgehend vom Motiv der Bauarbeiten am Brennerbasistunnel werden mit dem Stück ab 7. Oktober „die wichtigen Fragen an die Gegenwart behandelt“. Für die Produktion wurde mit Menschen gesprochen, die am BBT arbeiten, aber auch mit jenen die versucht haben den BBT zu verhindern. Den Text dazu verfasste hat Miriam Unterthiner, Michaela Senn setzt ihn performativ und mit den vier Schauspielerinnen Margot Mayrhofen Sabine Ladurner, Philipp Rudig und Daniela Bjelobradic in Szene. 
Das Meraner Theater in der Altstadt macht ab 11. Oktober mit einem modernen Klassiker auf: Der König stirbt von Eugène Ionesco. Auf dieses Stück freut sich die Leiterin Johanna Porcheddu ganz besonderes. Sie wird neben Dietmar Gamper, Johanna Porcheddu, Brigitte Knapp, Hansi Marini, Marion Gamper und Paolo Tosin darin selbst auf der Bühne zu sehen sein. Regisseurin ist Christina Khuen. „Wir vom Theater in der Altstadt sind sehr gefestigt, weil wir ein gutes Team sind, ein ziemlich weibliches Team, alles Frauen...“, gibt sich Porcheddu optimistisch.
 
 
Die Gastgeberin Maria Dietl (Präsidentin der Carambolage) freut sich hingegen nicht nur auf alle Produktionen und Koproduktionen, in erster Linie aber auf den hauseigenen und traditionellen surPrize-Kleinkunstwettbewerb, der vom 9. bis 11. November über die Bühne gehen wird. „Ich lebe für diese Mauern und für diesen Preis!“ gesteht sie.