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Was ist eigentlich das Problem?
Foto: UNHCR / Markel Redondo
„Krisen vorbeugen, Perspektiven schaffen, Menschen schützen.“ So lautet das Credo des Abschlussberichtes der deutschen Fachkommission Fluchtursachen, vorgelegt vor rund zwei Jahren. Aufbauend darauf erschien 2022 ein Sammelband zu Migration im Oekom Verlag. Herausgegeben wurde das Buch von dem ehemaligen deutschen Umweltminister Klaus Töpfer, der früheren Vorsitzenden des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland Angelika Zahrnt und dem Theologen Ralf-Uwe Beck.
Die zu Wort kommenden Expert*innen legen den Finger in die Wunde und zeigen pointiert die Missstände der Migrationspolitik auf. Wie Rezensent Philipp Krohn von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) kritisch anmerkt, hätte allerdings auch die Analyse der Auswirkungen auf die Sozialsysteme der aufnehmenden Länder aufgegriffen werden. Die kompakt zusammengefasste Problemdarstellung zeigt jedenfalls Verantwortlichkeiten auf, ohne einen Schuldigen zu suchen. Die Lektüre ist dennoch ermüdend – und gleichzeitig ergreifend. Das Buch scheint wieder und wieder die Frage zu stellen, in welcher Welt wir leben wollen.
Etwa betont Mathias Mogge von der Deutschen Welthungerhilfe, dass Hunger das größte lösbare Problem der Welt sei. „Jede Verzögerung bei den Ausgaben wird nicht nur die Gesamtkosten erhöhen, sondern auch Fluchtursachen verschärfen und Menschenleben kosten“, erklärt er im Sammelband.
Die Probleme werden nicht kleiner, wenn wir wegschauen – auch wenn Wegschauen die häufig günstigere, weniger anstrengende, aber vielleicht auch langweiligere Option ist. Wer kauft schon gerne ständig Bio und Fairtrade, um den Welthunger zu lindern und faire Lieferketten zu fördern? Dabei würde es vielleicht auch im ersten Schritt reichen, „nur“ weniger zu kaufen.
Ein bewusstes und ethisches Konsumverhalten in Industrienationen würde dazu führen, dass Fluchtursachen entschärft werden. Eine Politik auf Augenhöhe mit dem globalen Süden könnte darüber hinaus, die internationale Klimapolitik erleichtern und Menschenleben retten. Leider hängt in einer globalisierten Welt der Migrant am Bahnhofspark in Bozen auch mit den Wettbewerbsverzerrungen, der Ausbeutung und dem Ressourcenabbau in anderen Teilen der Welt zusammen.
Es braucht einen globaleren Blick auf Migration, der an die Wurzeln unseres Wachstumsmodells und unseres Lebensstils geht.
Etwa arbeiten häufig Wanderarbeiter in den Schiffsfriedhöfen von Indien und Bangladesch unter schwierigsten und gefährlichsten Bedingungen. Sie verschrotten Schiffswracks für einen geringen Lohn. Die Schiffe transportieren unter verschiedensten Flaggen Güter über die Weltmeere, die wenig später in unseren Supermarktregalen stehen. Im Tschad in Afrika arbeiten Zehntausende Menschen in informellen Goldminen. Sie liegen an einer Migrationsroute nach Norden, nicht selten geben sie ihren Lohn in die Hände von Schmuggler, um nach Libyen zu gelangen. Auf diese Folgen unseres Lebensstils geht Pirmin Spiegel vom Bischöflichen Hilfswerk Misereor in seinem Beitrag ein.
„Es braucht einen globaleren Blick auf Migration, der an die Wurzeln unseres Wachstumsmodells und unseres Lebensstils geht. Migration wird nach wie vor zu oft als Einbahnstraße zugunsten der Industriestaaten verstanden mit einem gönnerhaften Verhältnis den Migrierenden gegenüber“, so Spiegel. Doch auf Gönner, die nur ihren Arbeitsmarkt im Auge haben, dürften die Wenigsten angewiesen sein wollen. Sie kommen trotzdem – und sterben dabei.
„Viele Menschen auf den deutlich überbesetzten Holz- oder Schlauchbooten verschwinden in den Fluten – ungesehen und nicht dokumentiert. Das Mittelmeer ist ein Massengrab“ schreibt Maike Röttger von SOS Humanity. Seit 2016 finanziert und baut die EU gezielt eine lybische Küstenwache auf, die allein 2021 über 32.000 flüchtende Menschen auf dem zentralen Mittelmeer zurück nach Libyen gebracht hat. Sie werden dann meist in Lager inhaftiert.
Es ist ein grausiges Thema. Ich weiß. Aber aus einem Haufen Sch**** kann etwas Neues entstehen. Inspirationen dafür finden Sie im Sammelband „Flucht. Ursachen bekämpfen, Flüchtlinge schützen. Plädoyer für eine humane Politik.“
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Das Thema verdient eine
Das Thema verdient eine ernsthafte Auseinandersetzung. In diesem Zusammenhang darf man den Einfluss der Konzerne, Börsen und Investmentfonds nicht außen vor lassen. Natürlich hat jeder Konsument seinen Einfluss, wer aber viel Geld verwaltet, hat auch viel Einfluss.