Erneuerbare Energien - ein Faktencheck
Die Energiebranche ist im Wandel. Wird nach dem Zeitalter der fossilen Energien das 21. Jahrhundert das Zeitalter der Erneuerbaren Energien?
Im Vergleich zu fossilen Brennstoffen (Erdöl, Gas, Kohle) bieten Erneuerbare Energien ein zeitlich unbegrenztes Potenzial an Energiequellen und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Sie tragen zur Diversifizierung der Versorgungssicherheit bei, verringern die Abhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe und bieten mehr wirtschaftliche Planungssicherheit, da sie nicht den starken Schwankungen der Öl- und Gaspreise ausgesetzt sind. Erneuerbare Energien sind Zukunftstechnologien und schaffen viele neue Chancen für die Wirtschaft. Laut dem neuesten Bericht von REN21 (Netzwerk für erneuerbare Energien des 21. Jahrhunderts) gab es im Jahre 2016 im Sektor Erneuerbare Energien weltweit fast 10 Millionen Arbeitsplätze.
Welchen Platz nehmen Erneuerbare Energien im Gesamtenergiemix ein?
Der Anteil Erneuerbarer Energien am weltweiten Energieverbrauch lag im Jahre 2015 bei nahezu 20%. Fossile Energien dominieren jedoch immer noch im Energiemix mit einem Anteil von circa 78%, Atomenergie macht circa 2.3% aus. Während im Stromsektor große Fortschritte gemacht wurden und bereits etwa ein Viertel der weltweiten Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien stammt, gibt es im Wärme- und Verkehrssektor noch enormen Aufholbedarf. Erneuerbare Energien spielen nicht nur in den großen Industrie- und Schwellenländern eine zunehmend wichtige Rolle, sondern werden auch in den Entwicklungsländern immer attraktiver.
Während der vergangenen 25 Jahre konnte der Bereich Photovoltaik (45.5%) und die Windenergie (24%) die stärksten durchschnittlichen jährlichen Zuwächse verbuchen. Auch Biogas und flüssige Brennstoffe (Ethanol, Biodiesel) erreichten zweistellige Zuwachsraten. Die Gesamtprimärenergie wuchs im selben Zeitraum um durchschnittlich um 1.8% wuchs.
Als Folge des starken Bevölkerungswachstums und der aufstrebenden Wirtschaft in den Schwellen- und Entwicklungsländern, sowie der zunehmenden Urbanisierung wird die Nachfrage nach Energie auch in den kommenden Jahrzehnten weiter ansteigen und laut neuesten Prognosen wird auch die Nutzung erneuerbarer Energien in den nächsten 20- 25 Jahren weiter stark wachsen. Betrachtet man jedoch ihren prognostizierten Anteil am Gesamt-Energiemix, so kommt Ernüchterung auf. Fossile Energieträger werden auch in den nächsten Jahrzenten die dominierenden Energiequellen bleiben und der Anteil Erneuerbarer Energien wird nur leicht ansteigen.
Im Ranking der 5 Top Länder bezüglich der Produktion/Nutzung von Erneuerbarer Energie sind neben den mächtigen Industrieländern USA, Deutschland und Japan auch Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien stark vertreten. Die Dominanz Chinas ist eindeutig, an zweiter Stelle folgen die USA. Sowohl bei der Gesamt-Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen, beim Strom aus Wasserkraft und Windenergie, sowie bei der Wärmegewinnung aus Geothermie nimmt China den Spitzenplatz ein. Es führt auch bei der Kapazität für Photovoltaik und für Solarzellen zur Warmwasseraufbereitung. China ist schon seit Jahren Spitzenreiter bei den Inlandsinvestitionen in Erneuerbare Energien, seit 2016 führt es auch bei den Auslandsinvestitionen und hat die USA überholt. Auch für die Zukunft hat China ambitionierte Pläne. Das beutet für die anderen großen Wirtschaftsmächte eine große Herausforderung, wenn sie nicht noch weiter hinter China zurückfallen wollen.
Erneuerbare Energien: Herausforderungen und Barrieren
Als Folge der Schieferöl- und Schiefergasgewinnung durch die neue Technologie des Frackings ist es weltweit zu einem großen Anstieg der förderbaren Öl-und Gasreserven gekommen. Diese Tatsache, sowie die seit 2014 niedrigen Ölpreise haben dazu beigetragen, dass die Rolle der fossilen Energien weiter gestärkt wurde und als Folge weniger in Erneuerbare Energien investiert wurde. Hohe Ölpreise haben in der Vergangenheit zu höheren Investitionen in Erneuerbare Energien geführt, während niedrige Ölpreise einen Rückgang von Investitionen bewirkt haben. Dieser Zusammenhang scheint in den vergangen Jahren etwas abgwschwächt zu sein.
Obwohl aufgrund massiver Kostensenkungen Erneuerbare Energien in einigen Sektoren, wie in der Stromgewinnung aus Solar- und Windenergie sowohl mit fossiler Energie als auch mit Atomenergie wettbewerbsfähig sind, fehlt es noch teilweise an einer effizienten Vermarktung der Produkte und an einer ausgereiften Infrastruktur (z.B. Anbindung an das Stromnetz).
Die Öl- Gas- und Kohleindustrie und der Atomenergie-Sektor verfügen über eine enorm starke Lobby, mit der sie ihre Interessen mit großer Unterstützung der Politik durchsetzen können. Basierend auf ihrer Marktmacht haben sie auch einen leichteren Zugang zum Kapitalmarkt. Neuerdings kann man beobachten, dass auch viele finanzstarke Konzerne, darunter diverse Ölmultis, wie BP, Shell, Total, Statoil und Eni in Erneuerbare Energien investieren. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Investitionen in diesem Bereich auch im Mainstream angekommen sind.
Fossile Brennstoffe werden in vielen Ländern viel stärker vom Staat gefördert als Erneuerbare Energien. Vor allem auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung erhalten Fossile Energien und Atomenergie viel höhere Subventionen als Erneuerbare Energien.
Fehlende Größenvorteile sind ein weiteres Hindernis für eine raschere Ausbreitung Erneuerbarer Energien, da sie meist nicht in großen Mengen erzeugt werden, wie das bei fossilen Energien der Fall ist. Eine Ausnahme bilden die sehr großen Wasserkraftwerke.
Die Endverbraucher sind inzwischen bezüglich der Vorteile Erneuerbarer Energien viel besser informiert, als das noch vor einigen Jahren der Fall war, trotzdem gibt es auch hier noch viele Informationsdefizite.
Fazit
Obwohl die Nutzung Erneuerbarer Energien weltweit voranschreitet und in manchen Bereichen, wie Solar- und Windenergie Rekordwachstumsraten erzielt, entwickelt sie sich nach Einschätzung von Experten deutlich zu langsam, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens (Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad) zu erreichen. Die technologischen Lösungen sind zwar vorhanden und werden laufend weiterentwickelt, es fehlt aber in erster Linie am politischem Willen. Es liegt nun an der Politik die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine raschere Verbreitung der Erneuerbaren Energien zu erreichen und so eine klimafreundliche, nachhaltige und zukunftsfähige Energienutzung zu gewährleisten.
vielen Dank für den
vielen Dank für den informativen Artikel! Allerdings ist nicht nur die Politik gefragt, sondern jeder einzelne! Wenn jeder, der ein eigenes Dach hat und davon gibt es bei uns viele , für seinen Bedarf Photovoltaikelemente und Solarplatten montieren würde , gäbe es eine bessere Energiebilanz!