Sports | Analyse

Verloren

Der FC Südtirol verliert das erste Mal in dieser Saison. Palermo gelingt mit einer kleinen Umstellung in Halbzeit Zwei die Aufholjagd.
Raphael Odogwu im Kampf um den Ball
Foto:  Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • Nach dem 0:0 am Dienstag gegen Modena reise der FC Südtirol heute nach Palermo. Die Gastgeber gelten in den Augen vieler dank ihrer Offensivreihe als Topanwärter auf den Aufstieg in die Serie A. Eben diese Offensivreihe wurde auch heute wieder im 4-1-4-1-Grundsystem aufgeboten (wobei Insigne krank fehlte). Demgegenüber vertraute Bisoli auf sein 4-4-2, wobei überraschenderweise Lunetta neben Odogwu als zweiter (hängender) Stürmer begann; dahinter spielten Casiraghi auf links, Ciervo auf rechts, Broh und Tait im Mittelfeldzentrum. Der FCS verteidigte von Anfang an tief und versuchte den palermitanischen Sechser mit seinen Stürmern (meistens war es Lunetta) zuzustellen - so sollte Palermo auf die Seiten gelenkt werden, wo dann Zugriff erfolgen sollte.

  • 3er-Spielaufbau Palermo: Der FCS versperrte die Anspieloption auf den gegnerischen Sechser. Foto: SALTO
  • Das war ein passender Pressingansatz gegen Palermo. Die Gastgeber bauten nämlich in einer 3er-Reihe das Spiel auf, schoben dabei den linken Außenverteidiger sehr früh sehr hoch, um dann am linken Flügel Überzahl herzustellen und diese auszuspielen. Das war - wohl gemerkt - Palermos Plan B, weil der Plan A über den Sechser das Spiel aunzukurbeln meistens nicht aufging. Ließen sich die FCS-Stürmer aber dann doch einmal etwas rauslocken (oder aber: sie verteidigten etwas nachlässig), wurde Stulac (auf der 6er Position) sofort ins Spiel eingebunden und ein Schnellangriff gestartet.

  • Lunetta und Odogwu ließen sich herauslocken, so dass das Anspiel auf Stulac möglich wurde: der Beginn eines Schnellangriffs. Foto: SALTO
  • Aber auch der FC Südtirol hatte seine Momente und seine Spielanteile. Palermo presste im 4-1-4-1, wobei die Innenverteidiger Südtirols ebenfalls frei gelassen wurden, die zentralen Mittelfeldspieler, Tait und Broh, wurden mannorientiert verfolgt, das Spiel sollte also ebenfalls auf die Flügel gelenkt werden. Das gefiel den Südtirolern aber nicht unbedingt schlecht, denn am Flügel konnten sie sich das ein um andere Mal im 1-gegen-1 durchsetzen: Vor allem Ciervo auf rechts machte auf sich aufmerksam, indem er immer wieder ins Dribbling ging und scharfe Flanken in den Strafraum brachte. Die Leihgabe von Sassuolo krönte seine Leistung mit dem sehenswerten Tor zur 1:0-Führung. Ohnehin enstand durch das stetige Auf-und-Ab, durch Schnellangriffe-Konter-Gegenkonter ein schnelles und aktionsreiches Spiel mit vielen Szenen im und um den Strafraum - auf beiden Seiten.

  • Palermo im 4-1-4-1-Pressing: Südtirols Sechser werden mannorientiert verfolgt. Foto: SALTO
  • Gleich mit Wiederanpfiff gleichte Palermo allerdings aus und erhöhte mit den Fans im Rücken das Tempo noch einmal. Zudem stellte Palermo-Trainer Corini ein bisschen um: diese kleine Anpassung hatte aber großen Effekt. Mit Gomes und Coulibaly besetzten nämlich ab der 60. Minute zwei Spieler das Mittelfeldzentrum. Damit einher ging eine Änderung im Spielaufbau: Von nun an bauten die Gastgeber mit den zwei Innenverteidigern auf, situativ bewegte sich einer der beiden Sechser auf den Flügel oder in den Halbraum. Südtirols Sturmduo konnte allerdings nicht beide Sechser zustellen und noch zusätzlich Druck auf den Ballführenden ausüben.

  • Palermo spielte ab der 60. Minute im 4-2-3-1. Dadurch, dass das Südtiroler Mittelfeld tief in der eigenen Hälfte gebunden wurde, hatten Coulibaly (gelb) oder Gomes (rot) viel Raum und Zeit, das Spiel anzukurbeln. Foto: SALTO
  • Palermo brachte immer noch viele Spieler in die letzte Linie des Gegners, wodurch das Mittelfeld des FCS ebenfalls zurückweichen musste. Im so enstandenen Raum konnten sich Coulibaly und Gomes (je nachdem, wer gerade frei war) dann relativ ungestört bewegen und von dort aus das Spiel lenken und ankurbeln. Diese kleine Anpassung war am Ende entscheidend: Südtirols Pressing war ausgehebelt und die Lücken, die es zuzuschieben galt, wurden immer größer, folglich musste immer mehr Kraft aufgewendet werden, um sie doch zu schließen - ein Teufelskreis, an dessen Ende Südtirol völlig erschöpft und ohne Punkt die Heimreise antreten musste.