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HCP in Wien: Mehr als ein Eishockeyspiel

Der HC Falkensteiner Pustertal reist am Wochenende zu einem Auswärtsdoppel in den Osten. Während am Freitag das schwere Pflaster Szekesfehervar bevorsteht, ist die Vorfreude bei den Wölfe-Fans vor allem auf ein Spiel groß: die Samstags-Partie in Wien.
HCP gegen Vienna Capitals
Foto: HC Falkensteiner Pustertal/Iwan Foppa
  • Wenn der Herbst im Osten Österreichs mit peitschendem, eiskalten Wind Einzug hält, wird die sonst so lebenswerte Stadt Wien plötzlich etwas widriger. Die Schanigärten verschwinden, das Schwimmen in der Donau wird zum Eisbad und der Arbeitsweg mit dem Fahrrad zur Tortur. Doch spätestens wenn die Temperaturen gen null sinken, heißt das für viele Sportbegeisterte eins: Eishockey ist zurück. Und die österreichische Hauptstadt ist dafür eine große Bühne. 

    Der HC Falkensteiner Pustertal misst sich seit 2021 mit den Vienna Capitals in der ICE Hockey League. Für viele in Österreich lebende Pusterer und Südtiroler bedeutet das zweimal jährlich, den eigenen Verein auf dem Eis eines der erfolgreichsten Teams der Liga-Geschichte vor bis zu 7.000 weiteren Zuschauern spielen zu sehen. Allein deshalb wollen sich viele den sportlichen Leckerbissen nicht entgehen lassen. Für viele Wölfe-Fans in Wien geht die Bedeutung des Auswärtsspiels aber über das rein Sportliche hinaus.

  • HC Pustertal gastiert in Wien: Internationale Wölfe-Fans stimmen sich ein

    „Das Spiel in Wien ist mittlerweile zur Tradition geworden”, erzählt Philipp Gasser im Gespräch mit SALTO. Gemeinsam mit anderen Hockeyfans hat der junge Pusterer 2021 die Fangruppierung ‘turisti per sempre’ aus der Taufe gehoben. "Entstanden ist die Bewegung bei der Auswärtsfahrt nach Bratislava zum ersten Spiel des HC Pustertal in der ICE. Damals haben wir beschlossen, auch in Wien was auf die Beine zu stellen, wenn der HCP kommt. Dann ist das jedes Jahr gewachsen, mehr und mehr Leute kamen zu den Spielen und den Treffen vorab.” 

    Mittlerweile verfolgen allein im rappelvollen Gästeblock der Steffl Arena bis zu 200 Fans das Spiel und feuern ihre Mannschaft an. Verteilt in der Arena dürften es wohl noch einmal Dutzende mehr sein. Nicht nur Pusterer finden den Weg ins Stadion. „Besonders schön finde ich, dass Menschen aus ganz Südtirol und anderen Ländern zusammenkommen, um den HCP anzufeuern”, schwärmt Gasser.

    Eine davon ist auch Alina Hager. Die ersten 25 Jahre ihres Lebens hatte sie nichts am Hut mit Eishockey. Und das, obwohl ihre Mutter glühende KAC-Anhängerin ist. „Sie hat das aber in der Form nie an uns weitergegeben”, gesteht die junge Wienerin. Das erste Auswärtsspiel im HCP-Block zieht Hager jedoch dermaßen in den Bann, dass sie nicht mehr vom Eishockeysport und den Wölfen loskommt. Und die Wienerin lernt über das Eishockey viele neue Menschen kennen, wird quasi Teil des Wolfsrudels: „Ich schätze es sehr, in dieser Gruppe so gut aufgenommen worden zu sein.” 

    Für mich sind Auswärtsspiele in Wien heilige Tage im Kalender, auf die freue ich mich schon Wochen vorher. (Alina Hager, HCP-Fan aus Wien) 

  • Die 'turisti per sempre' in Wien mit HCP-Präsident Erich Falkensteiner. Foto: turisti per sempre
  • Schwarz-gelbes Duell in Wien: Gesamtbilanz spricht für Caps

    „Ich finde es toll, dass wir es geschafft haben, hier eine Fankultur aufzubauen”, erzählt Jakob Bachmann, ebenfalls einer der Köpfe der ‘turisti per sempre’. „Mittlerweile ist das Spiel fast schon ein Selbstläufer. Viele in Wien lebende Pusterer und Südtiroler wissen, dass es jedes Mal eine fette Party wird, wenn wir gegen die Caps spielen.”  

    Sportlich ist die Partie zwischen Caps und Wölfen aber alles andere als ein Selbstläufer. Wien war für den HCP nach Eintritt in die internationale Liga lange der einzige Verein, den man nicht zu schlagen vermochte. Die ersten sieben Aufeinandertreffen der beiden Clubs entschieden die Capitals allesamt für sich, ein 1-zu-9-Heimdebakel bildete den traurigen Tiefpunkt der Niederlagenserie für die Wölfe. Den Trend konnte man mittlerweile etwas umkehren, feierte in den letzten fünf Auswärtsspielen in Wien ganze vier Erfolge. Doch die meisten Partien hätten kaum ausgeglichener sein können und die Gesamtbilanz (zehn zu sechs) spricht weiter klar für die Wiener. Die letzten beiden Partien konnten die Capitals ebenfalls für sich entscheiden. 

    Die Erwartungshaltung ist in Wien nach zuletzt enttäuschenden Spielzeiten und einem Kaderumbruch im Sommer hoch. Neben gestandenen Zugängen heimischer Spieler (Antonitsch, Wolf, Lanzinger, Peeters) konnten die Capitals mit den erfahrenen Hults-Brüdern (bekannt aus Bozen), dem offensivstarken Verteidiger Randy Gazzola und nicht zuletzt dem NHL-erprobten Center Linden Vey hochkarätige Importspieler in die Hauptstadt lotsen. Laut Tommy Purdeller ist „Wien auf dem Papier eine der Topmannschaften der Liga.” 

  • Auf ihn müssen die Wölfe am Samstag gehörig aufpassen: Caps-Captain und Star-Center Linden Vey. Foto: Vienna Capitals/Ben Leitner
  • Zwischenstopp in Ungarn: Zwei frühere Wölfe warten auf den HCP

    Bevor der HCP am Samstag (Spielbeginn 17.30 Uhr) seine Auswärtsstärke in Wien unter Beweis stellen kann, geht es aber zunächst noch nach Ungarn. In Szekesfehervar empfängt Hydro Fehervar mit den ehemaligen Wölfen Joel Messner und Ole Andersen den HCP am Freitagabend (Beginn um 19.15 Uhr) in der Alba Arena. Das letzte Gastspiel im neuen Sportpalast konnten die Wölfe mit 2-7 eindrucksvoll für sich entscheiden. 

    Der HC Pustertal kann in Szekesfehervar und Wien bis auf Austin Rueschhoff auf das komplette Line-Up zählen. Der Sturmriese hat sich im letzten Heimspiel eine Oberkörperverletzung zugezogen und fällt Vereinsangaben zufolge mehrere Wochen aus. Bitter für die Wölfe, die damit auf einen Leistungsträger der ersten Ligaspiele vorerst verzichten müssen. Auch bei den Vienna Capitals waren zuletzt einige Leistungsträger außer Gefecht, nicht zuletzt auch Assistant-Captain Jérémy Grégoire.

  • "Genau für diese Kulisse spielt man"

    Es scheint dennoch angerichtet für ein hochwertiges Auswärtsdoppel. Und ganz generell: der Spielverlauf und das Endergebnis scheinen das Stadionerlebnis der HCP-Fans ohnehin nicht zu schmälern: „In Wien denke ich besonders gern an Oktober 2021 zurück: pumpvolle Curva Südost, Overtime-Krimi, und wir haben nach der Niederlage einfach so lange weitergesungen, bis uns die Security rausbegleitet hat”, erzählt Daniel Harrasser. Der Lehrer lebt und arbeitet schon seit einigen Jahren in Wien. Die Auswärtsspiele in Wien sind längst ein Fixtermin für ihn geworden. 

    Als Exil-Puschtra in Wien ist es jedes Mal magisch, den HCP in meiner zweiten Heimatstadt zu sehen und mit den verrückten, liebenswürdigen Puschtra Fans im Block unsere Lieder zu grölen. (Daniel Harrasser, Lehrer in Wien) 

    Die Vorfreude ist nicht nur bei den Fans groß. „Genau für diese Kulisse spielt man bei Heimspielen – für die Fans, die Lärm machen”, sagt Wölfe-Coach Jason Jaspers.Diese Unterstützung dann auch auswärts zu spüren, vielleicht bei ein paar Powerplays, ist einfach eine tolle Sache.”