Environment | Artenvielfalt

Schönster Pangart am Kasserolhof

Die Initiative Baumgart fördert die selten gewordenen Streuobstwiesen in unserem Land, mit einem Preis der heuer an den Kasserolhof in Teis vergeben wurde.
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Streuobstwiesenpreis geht an den Kasserolhof
Foto: bioland suedtirol
  • Die Initiative Baumgart hat es sich zum Ziel gesetzt, die wertvollen, selten gewordenen Streuobstwiesen in unserem Land zu fördern. Um die Aufmerksamkeit auf diese besonderen Lebensräume zu lenken und auch die Arbeit ihrer Bewirtschafter:innen wertzuschätzen, werden jährlich Meisterschaften durchgeführt. Nach der letztjährigen Sonderausgabe rund um die Kastanienhaine ist heuer zum dritten Mal wieder ein bunter Obstpangart zur wertvollsten Streuobstwiese des Landes gekürt worden.

    Bis in die 1950er Jahre waren Streuobstwiesen – hierzulande auch als „Pangarte“ oder „Anger“ bekannt – weit verbreitet. Sie stellten die traditionelle Form der landwirtschaftlichen Nutzung dar: In den extensiven Wiesenflächen wuchsen hochstämmige, weit ausladende Obstbäume verschiedener Sorten. Darunter wurde das Gras gemäht oder beweidet, auch Beeren, Gemüse oder sogar Korn wurde darunter angebaut. Heute sind „Pangarte“ in Südtirol leider nur noch selten anzutreffen. Leider deshalb, weil sie einen wertvollen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen darstellen und oft rar gewordene, interessante Obstsorten beherbergen.

    Der diesjährige Preisträger der Streuobstwiesenmeisterschaft verbindet auf einzigartige Weise Tradition und Innovation: Es handelt sich um den Kasserolhof am Eingang ins Villnösstal zwischen Teis und Albeins. Hier leben der Maler und Kunstlehrer Lorenz Psenner und seine Frau Marlene, eine gelernte Floristin, zusammen mit ihren drei Kindern. Der Kasserolhof, den Lorenz Psenner 2010 von seinem Onkel übernommen hat, liegt auf rund 850 m Meereshöhe auf zwei Moränenhügeln. Die preisgekrönte Streuobstwiese in Hanglage zeichnet sich durch ein Nebeneinander aus älteren Bäumen und neu gepflanzten Jungbäumen verschiedener Sorten aus. Unter den Bäumen gedeiht Beerenobst. Vor allem aber dient die Streuobstwiese als Weide für Gänse – die Villnösser Weidegänse sind inzwischen eines der Aushängeschilder des Kasserolhofes. Zudem gibt es Grauvieh in Mutterkuhhaltung, sowie verschiedene Hühner alter Rassen. Neben Bienenstöcken haben die begeisterten Imker auch Insektenhotels im „Pangart“ aufgestellt. Außerdem sind an der Hofstelle wertvolle Trockenrasen zu finden, die für die Biodiversität wichtig sind. Mit dieser vielfältigen Art der Bewirtschaftung zeigt die Familie Psenner, wie die historisch gewachsenen „Pangarte“ mit neuem Leben gefüllt werden können. Auf relativ kleinem Raum ergibt sich hier eine multifunktionale Nutzung. Wirtschaftliche und ökologische Aspekte, sowie die Frage des Tierwohls werden auf ausgewogene Weise berücksichtigt.

    Nach dem Stablerhof in Steinegg/Karneid im Jahr 2022 und dem Telfnerhof in Verdings/Klausen im Jahr 2023 ist heuer also der Kasserolhof der dritte „Streuobstwiesenmeister“, den die Initiative Baumgart auszeichnet.

    Auf Platz zwei ist in diesem Jahr der Singerhof der Familie Hofer in St. Valentin/Kastelruth gelandet; er zeichnet sich dadurch aus, dass zahlreiche hochstämmige Bäume mit raren, alten Sorten zu finden sind. Platz drei ging an die Streuobstwiese vom Stimpflhof der Familie Gruber aus Aldein; sie besticht durch eine Vielfalt verschiedener Fruchtbäume, darunter auch einige Wildobstarten wie Speierling oder Kornellkirschen.

    Jede Streuobstwiese, jeder Obstgarten ist einzigartig. Die einzelnen „Pangarte“ haben sich oft im Einklang mit lokalen Gegebenheiten entwickelt. Zum Teil enthalten sie alte, fast vergessene heimische Obstsorten. Insofern ist jede Streuobstwiese erhaltenswert und alle Bewirtschafter:innen leisten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser Kulturlandschaft.

    Der 2021 gegründeten Initiative Baumgart gehören Eurac Research, Roter Hahn (SBB), Bioland Südtirol, der Verein Sortengarten Südtirol, der Heimatpflegeverband, das Südtiroler Obstbaumuseum, das Amt für Natur, das Versuchszentrum Laimburg und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz an. Im Bild 

  • Foto: bioland südtirol