Der Theater-Krah fliegt wieder
Das Forumtheater ist eine Form von direktem Austausch mit dem Publikum. Der Brasilianer Augusto Boal hat diese Form des politischen Theaters in den 1970 Jahren in seiner Heimt entwickelt, als die brasilianische Bevölkerung unter den Repressionen der Militärdiktatur litt. Sein „Theater der Unterdrückten“ kombiniert Kunst mit Selbsterfahrung und politischem Probehandeln.
Wichtig dabei ist, dass der Zuschauer vom passiven Bespielt-Werden zu aktivem Handeln angeregt wird. Wie das geht, erklärt Matthias Oberbacher vom Krah-Forumtheater Südtirol. „Wir spielen unsere Stücke, die nie länger sind als 20 Minuten, bei jeder Vorstellung zweimal, ein erstes Mal ganz durch und ohne Kommentare.“ Es sind Stücke die vom Alltäglichen handeln, wie „Rosen für Elli“ in dem die täglichen Spannungen in der Familie während eines Mittagessens gewalttätig auf den Tisch kommen, oder „I moan jo lei“, in dem es um diskriminierende Parolen während einer Busfahrt geht.
In jedem der Kurzstücke wird eine Konfliktsituation heraufbeschworen, die niemals gefährlich dramatisch scheint, doch beiläufig erzählt, wie wir alle uns in schwierigen Situationen des Alltags verhalten, manchmal vernünftig und schlüssig, manchmal feige, manchmal aggressiv oder aufbrausend.
Probehandeln auf der Bühne
„Mit unseren Stücken wollen wir das Publikum bis an einen Punkt heranführen, wo es sich sagt: Das ist ja schwer auszuhalten! Und wo der eine oder andere vielleicht den Impuls verspürt einzugreifen.“ Zum Beispiel wenn eine Junge oder Mädchen am Schulhof dauergemobbt wird oder eine Ehefrau unter der häuslichen Gewalt zusammenzubrechen droht, aber ihren gewalttätigen Mann verteidigt. „Hier,“ so Matthias Oberbacher, „kann der Zuschauer auf die Bühne kommen und etwas tun, spontan wonach ihm ist, was ihm oder ihr als Lösung für diesen Konflikt einfällt.“ Zu diesem Zweck wird das Stück nach dem ersten Mal, nachdem das Publikum Gelegenheit hatte, die Geschichte kennenzulernen, ein weiteres Mal durchgespielt. „Es muss aber nicht sein, dass die Leute auf die Bühne kommen, wir haben einen Moderator, der ausdrücklich darauf hinweist, dass es keine zwingende Mitmachgeschichten sind.“
Witzig oder paradox: manchmal ist das die Lösung
Trotzdem gab es in den bisherigen drei Jahren des Bestehens des Krah-Forumtheaters kaum je eine Aufführung, in der das Publikum nicht reagiert hätte, sagt Oberbacher. „Und manchmal gab es ganz schön kuriose Reaktionen: Zum Beispiel kam einmal ein Zuschauer auf die Bühne und ließ ein Ufo landen, das den gewalttätigen Vater einfach mitnahm, oder ein anderes Mal ließ jemand die Hare Krishna in den Bus kommen und ihre Lieder singen, auch da war dann Ruhe!“ Es muss nicht anstrengend nach Lösungen gesucht werden, auch witzige oder paradoxe Interventionen sind willkommen.
Das krah-Forumtheater wurde von einer Gruppe von Theaterpädagogen, Autoren, Spielern und Konfliktmediatoren vor drei Jahren gegründet. „Wir entwickeln unsere Stücke aus der Gruppe heraus, jemand hat eine Idee und wir alle feilen daran,“ erklärt Matthias Oberbacher die Methode. Mit dabei sind unter anderem Oberbacher selbst, der im Bildungshaus Cusanus Akademie arbeitet, Simon Kostner, der die Theaterschule Bruneck besucht, Günther Sölva, Astrid d’Amico, Mathilde Rott, Lore Meraner, Oswald Hundegger, Maria Hofer und Hans Karl Peterlini, der der Gruppe als Autor beratend zur Seite steht.
Das krah-Forumtheater beginnt am 5. November seine Südtirol-Tournee, im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Von der Gewalt zum Dialog".
5.11. Bruneck UFO 20 Uhr 30
8.11. St. Pankraz Bibliothek 20 Uhr
14.11. Bozen Bathenhäusl 20 Uhr
15.11. Mals JuMa 19 Uhr 30
16.11. Sterzing Jugendtreff 20 Uhr
20.11. Brixen Theaterpädagogisches Zentrum 20 Uhr
21.11. Salurn Haus Noldin 20 Uhr
22.11. Eppan Jump Jugendzentrum 20 Uhr