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Hard And Pure

Skanners haben im Sterzinger „MusicLab” ein fantastisches Akustikkonzert gespielt, das deutlich macht, warum sie auch heute noch zur italienischen Hardrockspitze gehören.
Acoustic-Set in Vollbesetzung: Skanners live im „MusicLab” in Sterzing am letzten Samstag, 29. Oktober 2022.
Foto: Stefano Orsini
Acoustic-Set in Vollbesetzung: Skanners live im „MusicLab” in Sterzing am letzten Samstag, 29. Oktober 2022.
Acoustic-Set in Vollbesetzung: Skanners live im „MusicLab” in Sterzing am letzten Samstag, 29. Oktober 2022. Foto: Stefano Orsini

 

Ich gestehe: Ich bin ein unverbesserlicher Nostalgiker.

Auch deshalb kann ich mich bestens an die fünf Typen erinnern, die bei einem Nachwuchsfestival 1982 oder 1983, so selbstbewusst die Bühne geentert haben, um dort ostentativ die Hardrock-Fahne ihres Stadtteils Oltrisarco zu schwenken. Bei dem Konzert spielen sie auch ihren Hit. „Rock Rock City“ eine Hommage an ihre Heimatstadt Bozen. Ein Stadionhymne, ein Song zum Mitgrölen und der absolute Reißer auf ihrer Debüt-LP und (damals noch) Musikkassette „Dirty Armada“.

Wie frisch, durchdacht und welche Kraft dieser und viele andere Songs der Skanners immer noch haben, zeigte sich am vergangenen Samstag in Sterzing. Skanners spielen an diesen Abend in einer Akustikformation. Und sie spielen unter anderem „Rock Rock City Reprise“, eine Reggae Version ihres 40 Jahre alten Hits. Es sind 4.50-Minuten Gänsehaut pur, eine Offenbarung. Nein früher war nicht alles besser, aber dieser Song und dieser Sound hauen einen einfach um.

Dabei ist es ein intimer Abend. Ein Konzert fast schon wie in einem Proberaum. Der Arci Sterzing hat anlässlich seines 40-jährigen Bestehens im – von Jack Alemanno betriebenen – „MusicLab”, Skanners zu einem Akustikkonzert geladen. Was die fünf Musiker dabei abliefern, ist Hardrock pur. Sogar akustisch blasen die inzwischen über 50-jährigen Musiker die meisten jungen Bands immer noch von der Bühne.

Nein früher war nicht alles besser, aber dieser Song und dieser Sound hauen einen einfach um.

Zwischen den beiden Konzerten liegen 40 Jahre, in denen Skanners eine steile Karriere gemacht haben. Aus der Bozner Halbstarkenband wurde eine Hardrock-Truppe, die die italienische Hardrock-Spitze eroberte und lange einen Plattenvertrag bei einem Major-Label hatte. Skanners tourten als Vorgruppe von Deep Purple und spielten mit (fast) allen Bands, die ihre Idole waren.

Diese vier Jahrzehnte Bühnenerfahrung werden an diesen Abend in Sterzing greifbar. Im „MusicLab” finden kaum mehr als 60 Leute Platz, doch schon bald herrscht in dem Raum Stadionstimmung. Skanners spielen elf Songs, es ist ein Querschnitt aus ihren neun Alben. Der Set ist rund, kurzweilig und abwechslungsreich.

 

Pisoni, Claudio
Sänger Claudio Pisoni: Hat das Publikum von der ersten Note an in der Hand. Foto: Stefano Orsini

 

Mit „Clara e Teobaldo“ startet die Band mit einem ihrer Gassenhauer. Schon nach den ersten Noten hat Sänger Claudio Pisoni das Publikum in der Hand. Pisoni ist ein begnadeter Frontman, der selbst auf dem Barhocker im Sitzen eine beneidenswerte jugendliche Power ausstrahlt. Es folgen denkwürdige Songs wie „Undertaker“, „Metal Party“, „The Magic Square“ oder das wunderbare „Pictures of War“, in dem der Einfluss der großen Purple hör- und spürbar ist.  Dazwischen Balladen wie „Angel“, „Scorpion Rider“ und vor allem das epische „Wild“, in denen Claudio Pisoni zeigt welchen Stimmumfang er besitzt und wieviel Gefühl in ihm steckt.

Sein kongenialer Partner Fabio Tenca an der Gitarre, ist seit der Gründung dieser Band der Mann, der musikalisch alle Fäden in der Hand hält. Tenca beherrscht sein Handwerk auf dem Griffbrett, wie wenige andere. Dazu kommen noch drei Musiker, die später in die Band eingestiegen sind und viele Jahre mit on the road waren. Walter Unterhauser an der Gitarre ist ein Garant dafür, dass jede Note stimmt, Renato Olivari am Bass macht den Druck, den eine ordentliche Hardrockband braucht und Paolo „Jack“ Alemanno an den Drums, ist einer der wenigen Schlagzeuger, der unheimliche Power mit Können und vor allem Spielfreude verbinden kann. Ihm beim Spielen zuzuschauen, ist allein schon jedes Eintrittsgeld wert.

 

Alemanno, Jack
Drummer Paolo „Jack” Alemanno: „Ihm beim Spielen zuzuschauen, ist allein schon jedes Eintrittsgeld wert.” Foto: Stefano Orsini
 
Irgendwann an diesem Abend spielen Skanners, dann den Song „Hard and Pure“. Es ist das perfekte musikalische Vermächtnis dieser Band. Denn die fünf Musiker sind von Beginn an einen geraden Weg gegangen und sie sind ihrer Heavy-Mission treu geblieben. Trotz Moden hin oder her.

Nichts an diesem Abend wirkt aufgesetzt oder gekünstelt. Skanners sind authentisch, echt und reiner Hardrock.

Nichts an diesem Abend wirkt aufgesetzt oder gekünstelt. Skanners sind authentisch, echt und reiner Hardrock. Hier spielen fünf Typen ohne großen Firlefanz und mit Bravour und Natürlichkeit, jene Musik, die sie lieben, spüren und leben.

Wer Skanners erleben will. Am 17. Dezember 2022, tritt die Bozner Metalband im Teatro Cristallo in Bozen auf. Zu Ehren jenen Mannes, der die Band fast vier Jahrzehntelang als Manager betreut hat: Walter Eschgfäller.

 

Zur Transparenz: Der Autor spielt seit vielen Jahren mit Jack Alemanno in einer Band.

 

Skanners
Skanners im Sterzinger „MusicLab”: Auch 40 Jahre nach ihrer Gründung noch voller Power. Foto: Stefano Orsini