Fabis Nachfolger?
Offiziell sagt man kaum etwas. „Es wird eine professionelle internationale Ausschreibung geben“, heißt es aus dem Gesundheitsressort von Martha Stocker. Man geht davon aus, dass man demnächst einen renommierten Headhunter mit der Suche nach dem neuen Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes beauftragen wird. Was man nicht sagt: Es gibt längst einen Geheimfavoriten auf die Fabi-Nachfolge.
Der UmbauMit der umstrittenen Sanitätsreform geht auch ein völliger Umbau des Südtiroler Sanitätsbetriebes einher. Andreas Fabi wird im April 2015 als Chef des Südtiroler Sanitätsbetriebes abdanken. Mit ihm verfallen auch die Verträge von Sanitätsdirektor Oswald Mayr, von Verwaltungsdirektor Marco Cappello und von Pflegedirektor Robert Peer. Ebenso endet der Führungsauftrag auch für die vier Bezirksdirektoren: Irene Pechlaner (Meran) Umberto Tait (Bozen), Siegfried Gatscher (Brixen) und Walter Amhof (Bruneck).
Fast keiner dieser Verträge wird verlängert werden. Denn die Führungsstruktur des Sanitätsbetriebes soll deutlich verkleinert werden. Sowohl im Sanitätsbetrieb wie auch auf Bezirksebene werden von den 16 Direktorenposten am Ende kaum mehr die Hälfte übrig bleiben.
Stellen werden auch ganz oben gestrichen. Die Vorgabe aus dem Sanitätsassessorat: Sollte ein Jurist neuer Generaldirektor werden, wird der Posten des Verwaltungsdirektors gestrichen. Sollte ein Arzt hingegen Fabis Sessel übernehmen, fällt die Stelle des Sanitätsdirektors weg.
Vor allem letztere Vorgabe zeigt, wohin die Reise gehen soll. Denn es gibt längst einen Favoriten für die Nachfolge von Andreas Fabi. Diesmal könnte ein Arzt an die Spitze des Südtiroler Sanitätsbetriebes berufen werden. Nach Informationen von salto.bz ist Florian Demetz einer der heißesten Anwärter. Der gebürtige Brixner ist Chefarzt, Leiter und Direktor der Notfallklinik Ingolstadt. Und er ist durchaus ein Star im Ausland. Denn Demetz hat in Ingolstadt eine der schwierigsten Aufgaben bewältigt, die es in der Sanität derzeit gibt. Er hat es geschafft, die Notfallmedizin völlig neu zu organisieren.
Das 1982 eröffnete Klinikum Ingolstadt ist Bayerns viertgrößtes Krankenhaus. 22 Fachabteilungen und Institute, 55 Stationen, 330 Ärzte, 1150 Pflegekräfte, 3500 Angestellte, 1100 Betten. Die Notfallversorgung funktionierte jahrelang wie überall. Die Patienten und auch die Presse regten sich über die langen Wartezeiten und die ineffiziente Behandlung auf.
2008 beschloss die Geschäftsleitung die Einrichtung einer zentralen Notfallklinik. Der Um- und Ausbau kostete 3,5 Millionen Euro. Im April 2010 wurde die neue Notfallklinik unter der Leitung von Florian Demetz eröffnet. Seitdem gilt die Notfallklinik über Deutschland hinaus als Modell.
In einem Porträt für das deutsche Wirtschaftsmagazin „brand eins“ sagte Florian Demetz vor zwei Jahren Jahren, dass er als Jugendlicher eigentlich Maschinenbauingenieur werden wollte. „Mich hat schon immer alles interessiert, was sich dreht“, erklärt er. Motoren, Raketen, Hubschrauber. Weiter schreibt „brand Eins“:
Mit 19 geht er ins örtliche Krankenhaus und fragt, ob er sich ein bisschen umsehen könne. Der Betrieb fasziniert ihn. Nun will er Mediziner werden, studiert in Innsbruck und macht seine Facharztausbildung zum Anästhesisten am Klinikum der Universität München, das eine der größten Fachabteilungen Europas unterhält. Demetz geht "als junger Arzt durch eine harte Schule", steigt auf zum bereichsleitenden Oberarzt, zuständig für die Organisation der Operationssäle. Er bildet sich in Harvard und am Chelsea and Westminster Hospital in London weiter, entwickelt ein Simulations- und Trainingszentrum für OP-Teams, das er zu Schulungszwecken auch in Dubai einrichtet. Im Klinikum Großhadern leitet er zuletzt den gesamten OP-Bereich.
Nach 13 Jahren in München und nach Gastspielen an der Harvard Medical School in Boston oder am Imperial College in London, suchte Florian Demetz in Ingolstadt nicht nur die Herausforderung als Arzt, sondern auch als Klinikdirektor. Nebenbei betreut und begleitet der bekennende Klassikfan das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks auf seinen Auslandsreisen.
Rückkehr nach Südtirol?Auch die Landespolitik ist sich bewusst, dass die angekündigte internationale Ausschreibung vom Start weg eine Hürde beinhaltet, die für viele Kandidaten nicht leicht zu nehmen sein wird. Der neue Generaldirektor muss natürlich perfekt zweisprachig sein. Damit engt sich das Feld deutlich ein.
Der Anästhesist und Notfallmediziner aus Ingolstadt hat zudem einen anderen Vorteil. Florian Demetz ist ladinischer Abstammung. Im ethnischen Zwist und der möglichen Forderung nach einem italienischsprachigen Fabi-Nachfolger könnte dieser Hintergrund für die Politik nicht unwesentlich sein.
Florian Demetz kennt das Südtiroler Sanitätssystem bestens. In seiner Jugend flog er lange als Notarzt mit dem Rettungshubschrauber. Heute noch ist er in der Schweizer Bergrettung führend tätig. Zudem ist der Einzugsbereich des Klinikums Ingolstadt durchaus mit Südtirol vergleichbar.
Demetz hat in Ingolstadt nicht nur gezeigt, dass er Strukturen nachhaltig verändern und verbessern kann, sondern auch dass er die Arbeit des Mediziners und des Managers beherrscht.
Genau das, was man in Südtirol seit langem vergeblich sucht.