Society | Fakultät Brixen

Gemeinsam planen für besseres Lernen

Studierende aus zwei ganz unterschiedlichen Feldern – Pädagogik und Architektur – haben sich der Herausforderung gestellt, miteinander neue Lernlandschaften zu schaffen.
Note: This article was written in collaboration with the partner and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Was haben Studierende der Erziehungswissenschaften und Architektur-Studierende gemeinsam? Haben sie überhaupt etwas gemeinsam? Können sie gemeinsam etwas anfangen? Den Beweis, dass dem so ist, liefern Brixner StudentInnen der Bildungswissenschaften und Studentinnen der Architektur in Innsbruck. Unter Aufsicht des Schweizer Architekten Andreas Hammon und begleitet von Prof. Beate Weyland haben sie gemeinsam an der Planung des Kidspace, das im St. Josef Missionshaus untergebracht ist, gearbeitet. Der Kidspace in Brixen ist ein Raum, der mit Spielsachen und Büchern ausgestattet ist und Kindern von Studierenden, Verwaltungsmitarbeitern und Dozenten zur Verfügung steht. Die Aufgabe der Studierenden war, das Kidspace als Bildungsraum zu denken, die Beziehung zwischen Raum und Lernen zu erforschen und dementsprechend Ideen und Modelle für gut funktionierende didaktische Tätigkeiten zu entwickeln. Die Ergebnisse sind am vergangenen Dienstag, 27. Jänner, präsentiert worden. Einen Einblick gibt Prof. Beate Weyland.

Welche Vision steckt hinter der Initiative Kidspace und dem Projekt, das Sie ins Leben gerufen haben?
Beate Weyland: Die Idee war, den Studierenden die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam die Planung für Lehr- und Lernräume durchzuführen. Ausgangspunkt war die Analyse der Veränderungen, welche die Schulen im Hinblick auf die Organisation der didaktischen Räume und jener für informelle Momente heutzutage durchmachen. Im Anschluss wurde der Schweizer Architekt Andreas Hammon eingeladen, über seine berufliche Tätigkeit zu berichten. Er begleitet nämlich Schulen in Prozessen des Neu-Denkens und Neu-Gestaltens ihrer Räumlichkeiten.

Wie ist dabei an die Kidspace-Zone herangegangen worden?
Die Kidspace-Zone wurde gemeinsam mit dem vorgelagerten Gang und dem Raum, der im Allgemeinen für Musikkurse verwendet wird, als schulische Räume angedacht worden und als Cluster-Modell konzipiert. Dieses umfasst einen Klassenraum, den Gruppenraum und bildet in Verbindung mit dem Gang eine einzige Lernlandschaft.

Wer hat an dem Projekt teilgenommen?
Zum einen Studierende der Fakultät für Bildungswissenschaften, im Rahmen des Lehrgangs “Ambienti di apprendimento e cooperative learning”. Zum anderen fünf Studentinnen der Architektur aus Innsbruck, die von Andreas Hammon eingeladen wurden. Die Pädagogik-StudentInnen wurden in Gruppen eingeteilt, und jede Gruppe wurde von einer der Architektur-Studentinnen begleitet.

Welche Aufgaben wurden den Studierenden gestellt?
Sie sollten ein Modell im Maßstab 1:10 der Kidspace-Zone anfertigen und sich überlegen, wie diese neu interpretiert und belebt werden könnte. Dazu wurden Möbel immer im Maßstab 1:10 hergestellt und mögliche Lösungen simuliert. Zusätzlich haben die Architektur-Studentinnen 1:1-Prototypen von Elementen angefertigt, die heute bereits den Gruppenraum der Kidspace-Zone – dieser wird aber auch zukünftig für außerschulische Tätigkeiten reserviert bleiben – verändern könnten.

Die Studierenden beim Modellbau.
 
Welche Zielsetzung hat die Initiative?
Das Ziel war, ein gemeinsames Projekt zu entwickeln, in dem sowohl Studierende der Architektur als auch jene aus dem pädagogischen Bereich zusammen arbeiten konnten. Miteinander sollten Visionen entwickelt werden, wie Räume zum Lehren und Lernen neu organisiert werden könnten. Dabei war es uns wichtig, dass interdisziplinäre Lösungen für Bildungsräume gefunden werden.

Wie kann man sich das vorstellen?
Vorschläge beider Gruppen von Studierenden aus den unterschiedlichen Disziplinen sind von der jeweils anderen Gruppe reflektiert, gemeinsam diskutiert und bewertet worden.

Wie hat sich dabei die Zusammenarbeit zwischen StudentInnen aus den auf den ersten Blick so verschiedenen Feldern Bildungswissenschaften und Architektur gestaltet?
Die Initiative ist sehr gut bei den Studierenden angekommen. Sie sind sich der unterschiedlichen Ansichten und Standpunkten der jeweils anderen Disziplin bewusst geworden und haben erfahren, wie durch gemeinsame Planung die eigene Sichtweise erweitert werden kann. Dadurch sind Ideen und Lösungen entstanden, die nicht nur originell sind, sondern auch aus pädagogisch-didaktischer Sicht gerechtfertigt.

Wie war die Kommunikation zwischen den beiden Gruppen?
Anfänglich hat es Schwierigkeiten im Kommunizieren gegeben. Die Herausforderung war, für beide Disziplinen – Pädagogik und Architektur – zum Thema Bildungsräume ein gemeinsames Vokabular zu finden. Doch die Studierenden haben es schließlich geschafft und waren auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Die Dokumentation des Projektverlaufs sowie die Ergebnisse sind im Kidspace im St. Josef Missionshaus ausgestellt.

Welche Erkenntnisse nehmen die TeilnehmerInnen an dem Projekt Kidspace mit?
In der Zusammenarbeit sind neue Art und Weisen, die Schule zu denken, entstanden. Der gesamte Raum, der in der Schule zur Verfügung steht, kann sich in eine große Lernlandschaft verwandeln, wo sich das Lehren und Lernen nicht nur auf die Klassenräume konzentriert, sondern auch in Gruppenräumen und auf den Schulgängen stattfindet.

Gibt es konkrete Ergebnisse?
Es wurde sowohl ein Modell im Maßstab 1:10 angefertigt, in das die Beobachtungen und Überlegungen aus der gemeinsamen Vorarbeit eingeflossen sind. Darüber hinaus sind Prototypen für die Gruppenräume der Kidspace-Zone angefertigt worden, um diese je nach Bedarf umfunktionieren zu können. Etwa für Gruppen- oder Einzelarbeiten, Präsentationen, aber auch für Ruhephasen und Pausen.

Wie sehen Sie persönlich das Projekt beziehungsweise die Arbeit daran?
Es ist geschafft worden, die Kidspace-Zone in einen einladenden und gemütlichen Raum umzugestalten, in dem erkennbar Spuren des gemeinsamen Projekts zwischen Erziehungswissenschaften und Architektur hinterlassen wurden und der auch in Zukunft der universitären Gemeinschaft in Brixen zur Verfügung stehen wird.