Risse im Parteiensystem
Die gescheiterte Wahl eines neuen Staatspräsidenten hinterlässt in den Parteien Risse und Polemiken. Giorgia Meloni, Vorsitzende der Fratelli D´Italia, lässt ihrer Wut freien Lauf: "Non intendo fare buon viso a cattivo gioco. Quello che ha fatto Salvini è folle, nel merito e nel metodo". Meloni lässt offen, ob ihre Partei bei der nächsten Wahl in der gewohnten Allianz ins Rennen geht: "Se si sta nel centrodestra, non si può scegliere il centrosinistra." Auch der Vorschlag Salvinis, das Rechtsbündnis zu einer Partei nach dem Vorbild der US-Republikaner zusammenzuschweissen, stösst bei den Verbündeten auf wenig Gegenliebe.
Silvio Berlusconi zeigt sich verärgert: "Te l´ho chiesto io il partito unico repubblicano un anno fa e quasi mi hai riso in faccia." Doch Berlusconis Plan einer Republikanischen Partei hatte auch die Beteiligung der Fratelli d´Italia vorgesehen, die dieses Vorhaben entschieden ablehnen. Selbst in der Lega stösst Salvinis Vorschlag auf wenig Gegenliebe: "Noi siamo quelli delle autonomie", so Venetiens Präsident Luca Zaia.
Die Absicht des Lega-Chefs, einen Präsidenten aus dem rechten Lager zu wählen und auf Neuwahlen zuzusteuern, ist gescheitert. Und eine von der Tageszeitung La Stampa publizierte Meinungsumfrage zeigt, dass Melonis Fratelli D´Italia mit 21,1 Prozent zur stärksten Partei aufgerückt sind und den Partito Democratico (20,8 Prozent) überholt haben. Die Lega verliert fast zwei Prozent (18,5) und landet auf Platz drei vor dem Movimento 5 stelle mit 14,1 Prozent, das nach den jüngsten internen Rivalitäten zwischen Conte und Di Maio weiter an Zustimmung einbüssen dürfte. Auch Berlusconis Forza Italia verliert Stimmen und gehört mit 7,4 Prozent zu den Nachzüglern. Giorgia Meloni liegt auch bei der Frage nach den beliebtesten Politikern mit 32,3 Prozent an der Spitze und kann nunmehr auf die Zustimmung von einem Drittel der Bevölkerung bauen, Giuseppe Conte liegt trotz eines deutlichen Verlustes von über 5 Prozent mit 30,2 Prozent noch auf dem zweiten Platz. Es folgen Enrico Letta mit 24.3 % und Lega-Chef Matteo Salvini, der mehr als 5 Prozent verliert und mit 22,4 Prozent knapp vor Berlusconi liegt.