Politics | Von Gerhard Mumelter

Separatisten im Veneto: "Stavolta spariamo"

Unruhige Zeiten nach dem Referendum. Die Verhaftung von 24 Separatisten erregt im Veneto großes Aufsehen. Willkommene Wahlkampfmunition für die Lega.

Zwei Wochen nach dem umstrittenen Referendum in Venetien hat die Carabinieri-Sondereinheit ROS einem der eifrigsten Verfechter die Handschellen angelegt: Franco Rocchetta, Gründer der Liga Veneta und Ex-Parlamentarier, seit Jahrzehnten einer der unruhigsten Geister der Separatistenszene. Die Mitteilung der Polizei im spröden Jargon der Staatsbürokraten ist wenig aufschlußreich: "Un gruppo riconducibile a diverse sigle di ideologia secessionista, che aveva progettato varie iniziative, anche violente, finalizzate a sollecitare l’indipendenza del Veneto e di altre parti del territorio nazionale dallo Stato italiano». Das Foto eines zum Panzerfahrzeug umgebauten 40-Tonnen-Bulldozers mutet eher bizarr an.  Die Telefonmitschnitte vermitteln den Eindruck einer fanatischen, aber eher handgestrickten Bewegung: "Stavolta spariamo. L'impatto mediatico sará una roba bestiale", freut sich einer der beiden Separatisten, die schon vor 17 Jahren bei der Erstürmung des Markusturms dabei waren. Bei 33 Hausdurchsuchungen wurden drei Pistolen und 14 Gewehre beschlagnahmt. Die Gruppe habe Kontakte zu albanischen Kriminellen aufgenommen, um sich Waffen zu beschaffen, versichert Staatsanwalt Tomaso Buonanno. Auf die ursprünglich geplante Sprengung von Strommasten nach Südtiroler Vorbild habe man verzichtet. Die geplanten Aktionen seien
"nicht demonstrativ, sondern umstürzlerisch" .

Wahlkampfmunition für Lega Nord

Für die Lega ist die Nachricht der Verhaftung willkommene Munition für den EU-Wahlkampf: "Aiutano i clandestini, liberano migliaia di delinquenti  e arrestano chi vuole l’Indipendenza. Siamo alla follia. Se lo Stato pensa di fare paura a qualcuno, sbaglia", erregt sich Parteichef Matteo Salvini. Gleichzeitig geht er auf Distanz: "Non vi sono elementi che evidenziano collegamenti fra  gli arrestati e la Lega Nord." In Verona, woher die meisten Verhafteten stammen, ruft die Lega für Sonntagabend zu einer Kundgebung auf. Die Referendums-Initiatoren von plebiscito.eu veranstalten eine Demonstration am Markusplatz. Venetiens Präsident Luca Zaia wollte die Verhaftungen nicht kommentieren, stellte der Regierung jedoch wegen der bevorstehenden Reform des capitolo V der Verfassung die Rute ins Fenster: "E' una guerra al Nord." Was der Staat mit dem neuen Senat der Regionen gebe, nehme er mit der anderen Hand: "Da un lato finge di dare piú autonomia, dall'altro si svuotano de competenze." Wie es scheint, blickt Venetien turbulenten Zeiten entgegen.