Environment | Mure in Corvara

Mit dem Berg muss man leben, mit den Lawinen auch

Das sagt der Bergführer Andrea Oberbacher aus Kolfuschg. Er ist Mitglied der Bau- und Lawinenkommission in Corvara und kennt die delikaten Berg- und Hanggegenden, die besonders jetzt im Frühjahr ins Rutschen kommen.

Es habe im Gebiet der Crep de Sela bei Corvara bereits im Jahr 1951/52 eine Mure gegeben, "das war ebenfalls ein Jahr wo es extrem viel Schnee gab," erzählt Andrea Oberbacher, Bergführer und Mitglied in der Gemeindekommission von Corvara für Lawinenschutz sowie jener für öffentliche Bauten. Damals rutschte der Hang linksseitig ab, es gab jedoch genauso wie heute keine Schäden an Menschen oder Gebäuden. "Jetzt ist die rechte Hangzunge heruntergekommen, der schwere Schnee und das Schmelzwasser haben das ganze Erdreich ins Rutschen gebracht." Andrea Oberbacher befürchtet Schlimmes für das weitere Frühjahr, jetzt wo der Wald den Hang nicht mehr sichert.

"Früher bin ich noch jedes Jahr mit dem Bagger dort hinauf, um den Grund zu befestigen." Aber das werde mittlerweile nicht mehr gemacht. Obwohl die Zone im noch nicht fertiggestellten Gefahrenzonenplan der Gemeinde Corvara als gefährdet eingestuft ist. "Das heißt, im Vorprojekt des Plans aus dem Jahr 2012 ist dieser Berghang mit einer Skala von 1:5000 vermerkt. Das ist das Äußerste an Gefährdung." Eins zu Null bedeutet kein Risiko für ein Gebiet, 1:10.000 hingegen ist mittleres Risiko. Doch wie gesagt, der Gefahrenzonenplan von Corvara wird erst noch ausgearbeitet, wie auch Bürgermeister Robert Rottonara salto.bz gegenüber feststellte.

Der Hang hätte wohl unter Beobachtung stehen sollen, bzw. wären auch Maßnahmen zu überlegen gewesen, um den Berg zu stützen. Auf der facebook-Seite ValBadia Dolomites sind die Erdrutsche der letzten Zeit ebenfalls Thema. 

"Vor vielen jahren wurden auch zwei mal jährlich die sogenannten "ruià" errichtet, um die grossen mengen an grund- und regenwasser von feldern und hängen abzuleiten... heutzutage scheint es, es braucht drainagen nicht mehr und man schaut zu wie erdmassen mit wasser absaufen bis die böden völlig gesättigt sind und anschliessend gefährliche muren bilden... das phänomen ist in unserer gegend besonders gefährlich weil der erdboden des gadertales einen grossen prozentanteil an lehm aufweist... augen auf liebe bevölkerung... gewässer müssen an hängen und feldern abgeleitet werden, sonst werden uns die muren noch lange einen strich durch die rechnung ziehen," schreibt Steven René Oberhuber. 

Drainagen und auch Holzwälle könnten solche Maßnahmen sein, sagt auch Andrea Oberbacher, der außerdem Präsident der Eigenverwaltung der bürgerlichen Nutzungsrechte von Kolfuschg ist. "Was dem Wald genommen wird, muss man ihm wieder zurückgeben." Sonst blieben leere morastige Flächen übrig, die den Abgang von Erde und Schnee befördern. Ein besonderes Übel seien die vielen Skilifte, die in immer höhere Bergregionen hineinführen. "Die Siedlungen und Dörfer bauen die Menschen schon dort, wo es realtiv sicher ist, aber die Skilifte müssen ja weit hinauf." Umso größer also das Risiko der Schäden durch Lawinen und Schneegeröll, so wie es im letzten Jahr bei der Dantercepies Bahn in Wolkenstein geschah."Dieses Frühjahr", befürchtet Oberbacher "werden wir noch einiges erleben."