Politics | Interview

Rosmarie Pamer: "War die Hoppe-Schließung nicht Zeichen genug?"

Rosmarie Pamer, Bürgermeister aus St. Martin im Passeiertal, ist enttäuscht. Von leeren Versprechen, von einer Landespolitik, die ein Tal vergisst.

Im Passeiertal brodelt es. Sie fordern, den Küchelbergtunnel, wie vereinbart,  2015 weiterzubauen. Wie ist die Stimmung?
Wir sind jetzt einfach enttäuscht. Sehr enttäuscht. Schon wieder gibt es einen Aufschub. Es wurde ja in den letzten Jahren immer wieder gesagt, dass der Küchelbergtunnel 2015 weitergebaut wird. Die alte Landesregierung hat das Bauvorhaben auch noch mal auf die Prioritätenliste ganz oben raufgetan. Und jetzt heißt es plötzlich, es soll erst 2016 begonnen werden.

Abgesehen von einem Versprechen, das nicht gehalten wird, ein Nachteil für die Wirtschaft im Tal, die den Tunnel als wesentlich bewertet.
Natürlich, es ist ein großer Nachteil für die Wirtschaft, die in unserem Tal wieder einmal im Stich gelassen wird. Nach der Schließung der Hoppe hätten wir uns schon gedacht, dass es wichtig ist, Zeichen zu setzen. Wenn ein Wirtschaftsbetrieb für eine Lieferung aus und ins Tal zwei Stunden braucht mit dem ganzen Stau, dann ist man einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Und was wird gemacht? Andere Bauprojekte werden plötzlich nach vorne geschoben. Vor den Landtagswahlen große Versprechen, und jetzt? Ohne Verkehr, funktioniert eine Wirtschaft nun mal nicht.

Zum Fall Hoppe sagt Luis Durnwalder im November 2013: «È assolutamente vitale la collaborazione tra tutte le parti in causa per esaminare caso per caso e cercare le possibili soluzioni, siano riassunzioni o percorsi di riqualificazione.»

Arno Kompatscher lehnte, laut Rai Südtirol am 1. Juli einen sofortigen Weiterbau der Meraner Westumfahrung ab. 2016 soll gebaut werden, dann ohne Aufschub.
Ich war bei der Sitzung mit Arno Kompatscher nicht dabei, weil ich im Urlaub bin, aber für mich ist ganz klar: Wir haben in der Landesregierung einfach keinen Vertreter für unsere Belange. Die Pusterer setzen sich für ihre Bedürfnisse ein, die Eisacktaler für ihre. Früher war der Michl Laimer da für uns, und der hat sich sehr stark eingesetzt. Jetzt gibt es den Christian Tommasini. Und er interessiert sich für ein abgelegenes Tal weit weniger als für Bozen und Leifers.

Wir haben in der Landesregierung einfach keinen Vertreter für unsere Belange. Die Pusterer setzen sich für ihre Bedürfnisse ein, die Eisacktaler für ihre.

Tunnel oder Austritt, so die Forderung der Wirtschaftsvertreter aus dem Passeiertal. Was tun Sie?
Wir werden bei der nächsten Ortsausschusssitzung sehen, wie es weitergeht. Nach dem Rentenskandal haben wir das Vertrauen in die Partei schon verloren. Ganz klar. Dann werden wieder Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten werden. Der Unmut ist jetzt  sehr groß innerhalb der Passeierer SVP. Aber vergessen wir nicht, wie stark die Freiheitlichen bei den letzten Landtagswahlen 2013 waren. Ein deutliches Zeichen. Das anscheinend wieder vergessen wurde.