Politics | Umgestimmt

Schwenk à la Pitarelli

In Niederdorf stimmten die Regierungspartner von Bürgermeister Ploner kurzerhand gegen seinen Baukommission-Kandidaten. Er denkt nun laut über einen Rücktritt nach.

Was die in Bozen können, können wir auch! Ob die Gemeinderäte der Niederdorfer Liste “Für’s Dorf” einen ähnlichen Gedanken hatten, davon kann man wohl nicht ausgehen. Und doch machten sie bei der letzten Gemeinderatssitzung einen Schwenk “à la Pitarelli”. Ganz so gravierend wie das unangekündigte “Nein” ihrer Bozner Amtskollegin war das Stimmverhalten der sechs “Für’s Dorf”-Räte nicht. Doch haben sie für einen Zwist mit dem Regierungspartner “Niederdorf bewegen” gesorgt. Und den Bürgermeister zur Weißglut gebracht.

Am Dienstag Abend trat der Niederdorfer Gemeinderat zur Sitzung zusammen. Unter Tagesordnungspunkt 3 stand die Ernennung der Baukommission an. Für die Liste von Bürgermeister Kurt Ploner, “Niederdorf bewegen”, sollte Herbert Grünfelder, für den Regierungspartner “Für’s Dorf” hingegen Martin Bachmann und Martha Lasta in die Kommission entsandt werden. So war es bei einem Treffen des Gemeindeausschusses am Nachmittag vereinbart worden. Man schien sich über die Namensvorschläge einig zu sein. Es gab keinerlei Einwände gegen die nominierten Kandidaten. Daher erwischte es Bürgermeister Ploner kalt, als es am Abend im Gemeinderat schließlich zum Tagespunkt 3 kam. Überzeugt, seine Koalitionspartner hinter sich zu wissen, schlug er Herbert Grünfelder als effektives Mitglied der Baukommission vor.

Doch dieser schien den “Für’s Dorf”-Räten wohl doch irgendwie nicht gepasst haben. Kurzfristig haben sie es sich anders überlegt. Zu spät, um dem Bürgermeister Bescheid zu geben, heißt es aus den Reihen der Liste. Jedenfalls brachten sie anstelle von Grünfelder brachten Max Brunner ins Spiel. Der frühere Vizebürgermeister von Niederdorf solle als Kandidat von außen in die Baukommission geholt werden. Und das drohende Unheil für den Bürgermeister nahm seinen Lauf. Es folgte eine geheime Abstimmung über den Gegenvorschlag von “Für’s Dorf”. Neun Stimmen erhielt Max Brunner. Neben der sechsköpfigen “Für’s Dorf”-Fraktion dürften auch die zwei SVP-Räte und die Vertreterin der “Zusammen für die Leute”-Liste für Brunner gestimmt haben. Nur sechs Stimmen gingen an Herbert Grünfelder. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich dabei um jene der sechs “Niederdorf bewegen”-Räte handelte.

Niederdorfs Bürgermeister Kurt Ploner: Verstimmt, weil überstimmt.

In einem Interview nimmt Bürgermeister Ploner Stellung: “Ich fühle mich belogen und vor den Kopf gestoßen. Wenn am Abend nicht mehr gilt, was am Nachmittag ausgemacht worden ist, kommt es mir so vor, als wolle man mir in den Rücken fallen.” Nun will er sich erst einmal mit seinen Parteikollegen beraten. Denn was kann man sich von einem Koalitionspartner erwarten, der ohne Vorwarnung umschwenkt und gegen den Bürgermeister, mit dem man eigentlich regieren wollte und sollte, stimmt? “So etwas wie ein Testlauf” sei die Abstimmung für die Liste “Für’s Dorf” gewesen. So der Sprecher der Gruppe, Hubert Trenker, im Gespräch mit der Tageszeitung. “Wir haben gesehen, dass wir in gewissen Fragen eine Mehrheit im Gemeinderat bekommen können.” Sollte diese Haltung beim Regierungspartner zur Gewohnheit werden, drohen Bürgermeister Ploner auch in Zukunft Schwierigkeiten, eine Mehrheit im Gemeinderat zu erhalten. Der Bürgermeister selbst denkt bereits über mögliche, radikale, Konsequenzen nach. Den Dolomiten gesteht er: “Ich ziehe ernsthaft meinen Rücktritt in Erwägung.”

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Rita Barbieri Thu, 07/02/2015 - 18:42

Es besteht hier doch ein wesentlicher Unterschied: Pitarelli hat nie Ja gesagt und Ihre Kritik bei den Montagsitzungen der Partei in Bozen stets entgegen gehalten, aber sie wurde einfach ignoriert. Hier, im vorliegenden Fall, scheint die Sache doch anders gelagert zu sein.
Pitarelli hat nicht umgeschwenkt, Frau Gasser, sondern die SVP Bozen.

Thu, 07/02/2015 - 18:42 Permalink