Society | Krankenhaus Bozen
Operation mit Schönheitsfehlern
Foto: Tiemann-Petri und Partner
Selbst ein privater Umzug ist immer eine Herausforderung. Ob er klappt hängt vor allem von der Organisation und Logistik ab. Jeder und jede kann sich vorstellen, um wie viel schwieriger und komplizierter der Umzug eines Krankenhauses sein muss. Vor allem bei einer Abteilung wie der Ersten Hilfe, die trotz und während des Umzugs rund um die Uhr funktionieren muss.
Vor dieser Herausforderung stehen derzeit der Sanitätsbetrieb und das Krankenhaus Bozen. Die gesamte Erste Hilfe und die dazugehörenden Abteilungen müssen in den Neubau des Bozner Krankenhauses übersiedeln.
Die Vorgaben der Landespolitik sind dabei kategorisch: Der Umzug muss an diesem Samstag um 7 Uhr früh abgeschlossen sein. Wenig später werden Sanitätslandesrat Thomas Widmann und der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Florian Zerzer vor der Presse die neuen Strukturen feierlich eröffnen.
Dass es Widmann & Co mit der Eröffnung des neuen Traktes besondern eilig haben, ist verständlich. Denn ursprünglich war die Eröffnung bereits für Herbst 2019 geplant. Doch eklatante Planungsfehler, verzögerte Ausschreibungen und Nachlässigkeiten, die zum Großteil noch auf die Zeit zurückzuführen sind als der amtierende Sanitätslandesrat noch nicht im Amt war, haben die Eröffnung immer wieder verzögert. Jetzt hat Thomas Widmann aber ein Machtwort gesprochen. Der neue Trakt muss am 4. Juli eröffnet werden.
Herausgekommen ist dabei aber eine Operation mit einigen Schönheitsfehlern. Denn hinter der Fassade der neuen Ersten Hilfe bröckelt es gewaltig.
Die Wegbeschreibung
Mehrere Gewerkschaften haben die Art und Weise wie die Eröffnung erfolgt scharf kritisiert. So ist es etwa für den SGB/CISL nicht nachvollziehbar, warum der Umzug ausgerechnet nach der stressigen Covid-Zeit und mitten in den Ferien erfolgen muss. Die Pflegekräftegewerkschaft Nursing Up hat bereits vor Tagen kritisiert, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus dem Medien vom Umzug erfahren mussten.
Weil bis zum allerletzten Moment nicht klar war, ob man den Termin auch einhalten kann, haben die zuständigen Stellen bis drei Tage vor dem Umzug gewartet, um die Bediensteten zu informieren.
Erst am Dienstag, den 30. Juni (der italienische Teil der zweisprachigen Mitteilung trägt bezeichnender Weise das Datum 29. Juni) verschickte der zuständige Direktor des Gesundheitsbezirkes Bozen, Umberto Tait, ein offizielles Rundschreiben.
Dort heißt es:
"Liebe Mitarbeiter/innen dieses Gesundheitsbezirks,
wir sind an einem sehr wichtigen und kritischen Moment für dieses Krankenhaus angekommen: die Übersiedelung der Ersten Hilfe in das neue Krankenhausgebäude.
Folgende Dienste werden transferiert:
• Pre-Triage (COVID 19);
• Verwaltungsannahme der Patienten der Ersten Hilfe;
• Triage der Erwachsenen;
• Allgemeine Erste Hilfe (alle Bereiche);
• Beobachtungsstation und Intensivbeobachtungseinheit (O.B.I.);
• Traumatologische Erste Hilfe mit Gipsräumen.
Die pädiatrische Erste Hilfe verbleibt an ihrem derzeitigen Standort.
Der Umzug findet am Samstag, den 4. Juli 2020, um 7°° Uhr statt.
Zu diesem Zeitpunkt beginnen die oben angeführten Dienste ihre Tätigkeit am neuen Standort. Daher müssen anschließend alle Neuzugänge dieser Bereiche im neuen Krankenhausgebäude betreut werden.“
Wie sehr der Umzug durchdacht ist, zeigt die Tatsache, dass Tait in dem Rundschreiben auch eine Art Wegbeschreibung mitliefert, wie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krankenhauses Bozen an ihren neuen Arbeitsplatz kommen.
„Der ideale Weg um die neue Notaufnahme vom Hauptgebäude aus zu erreichen, ist im 1.Stock durch den Vorraum der Neugeborenenintensivstation auf der einen Seite und den Vorraum der Nephrologie auf der anderen Seite.
Auch im Erdgeschoss gibt es neben der kleinen Bar einen Zugang zum neuen Gebäude. Der Weg der Patienten und der Krankenwagen wird neu festgelegt, um den Ablauf der Pre-Triage zu optimieren, die sich im Erdgeschoss des neuen Krankenhausgebäudes in der Nähe des Fußes der Rampe der neuen Ersten Hilfe befindet. Die Verwaltungsannahme von geplanten Krankenhausaufenthalten und das Ambulatorium STP bleiben weiterhin am derzeitigen Standort.“
Abgebautes Röntgengerät
Flavio Girardi erklärt am Donnerstag in den Dolomiten wie der Umzug der Notaufnahme und ihrer Patienten am Samstag um 7 Uhr früh erfolgen wird. „Das ist in 2 Minuten und 40 Sekunden zu bewältigen. Wir haben alles geplant“, wird der ärztliche Leiter des Bozner Spitals dabei zitiert.
Was aber niemand sagt: Bei diesem Umzug wird geschlampt und improvisiert, wie selten einmal zuvor. Denn der schöne Schein trügt.
Weil man das Raumprogramm im Laufe der Bauarbeiten mehrmals umgeändert hat, ist vieles in der neuen Ersten Hilfe nicht so wie es sein sollte. Ein Großteil der Ambulatorien hat keine Fenster. Etwa die sogenannte Gipsklinik, also der Raum in dem die Patienten eingegipst werden sollen. Das heißt die Ärzte und Pfleger arbeiten Tag und Nacht bei künstlichem Licht. Innerhalb der Belegschaft hat das großen Unmut hervorgerufen.
Vor zwei Tagen hat man erst die Rampen asphaltiert über die ab Samstag früh die Rettungsautos zur Ersten Hilfe rollen sollen. Vor allem aber sind die technischen Infrastrukturen völlig unzureichend. Es fehlen nicht nur in vielen Räumen Stromanschlüsse auch die Anlieferung der medizintechnischen Ausrüstung lässt zu Wünschen übrig.
Augenscheinlich wird das in der Radiologie. Weil sich durch einen Rekurs die Ausschreibung und die Anlieferung eines neuen Röntgengerätes verzögern, muss man auch hier improvisieren. Um den Eröffnungstermin einhalten zu können, hat man kurzerhand in den vergangenen Tagen ein teueres Röntgengerät im Radiologische Dienst in Neumarkt abgebaut, um es in der neuen Klinik in Bozen wieder aufzustellen.
Nach Informationen von Salto.bz dürften allein der Abbau des Gerätes in Neumarkt und der Aufbau in Bozen über 20.000 Euro kosten. Weil die Maschine zudem nicht die richtigen Ausmaße hat, muss man im neuen Bozner Trakt auch noch die Gipskartondecke neu verlegen.
Dass sich damit die bereits lange Warteliste für eine radiologische Visite in Neumarkt noch einmal verlängert, dürfte nur eine Folge dieser Hauruckaktion sein.
In Neumarkt hofft man jetzt, dass das hochtechnisierte, zwei Jahre alte Röntgengerät irgendwann wieder zurückkommt.
Dann wenn im neuen Bozner Krankenhaus die Ära Potemkins zu Ende geht.
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Bei jeder Übersiedlung gibt
Bei einer solchen delikaten Übersiedlung kann es natürlich und hoffentlich nur zu kleineren Problemen kommen. Ich kann die Kritik von SGB/CISL absolut nicht verstehen,da in der derzeitigen Ersten Hilfe untragbare und prekäre Zustände herrschen,zudem hat man momentan Covid 19 gut in Griff.
Ich wünsche zudem allen,daß sie die Neue Abteilung der Erste Hilfe so wenig wie möglich in Anspruch nehmen müssen.
Che senso ha tutto questo?
Che senso ha tutto questo? Tolgo un servizio ad Egna per darlo a Bolzano? Visto che la gara ( ora pare sia sospesa) per le apparecchiature radiologiche sono per BZ come faranno ad assegnarla a Egna? Altri 20.000 euro per ristabilirla?
Planung und effektiver
Planung und effektiver Ressourceneinsatz gehört also mal nicht zur Kernkompetenz des SABES und unserer politischen Verwaltung.
Angesichts der Tatsache dass
Angesichts der Tatsache dass im Mai 2015 (!!) der damalige Gesundheitslandesrat Theiner hoch und heilig garantiert hatte, dass nach unzähligen Aufschüben und Verspätungen nun der letzte unaufschiebbare definitive unabrückbare unwiderrufliche nicht-zur-Diskussion-stehende Termin zur Fertigstellung der neuen Ersten Hilfe Ende 2017 (!!) sein würde, glaube ich, ist es vernünftig, nichts zu überstürzen und Nägel mit Köpfen machen. Ob es nun 2 1/2 Jahre Verspätung sind oder noch ein paar Wochen mehr ist nicht mehr relevant. Hauptsache es wird nicht wieder eine typisch schlecht gemanagte Sache wie wir sie von Widmann zur Genüge kennen.
Eine Sanitätspanne nach der
Eine Sanitätspanne nach der anderen,und dies nennt sich perfekte Organisation???Ich glaube es wäre höchste Zeit nachzudenken ob da bestimmte unqualifizierte Personen am falschen Platz sitzen!?