Culture | Europeada

Gelebte Spielkulturen

Noch bis 7. Juli findet im Süden Dänemarks und im Norden Deutschlands die Minderheiten-EM "Europeada" statt. Auch mit Beteiligung aus Südtirol und den ladinischen Tälern.
Foto
Foto: Europeada
  • Anpfiff ist heute um 17.30 Uhr im dänischen Sønderborg. Dort trifft die Fußballauswahl aus Südtirol bei der Europameisterschaft der autochthonen Sprachminderheiten Europeada nach ihrem Sieg (7:0) gegen die Hausherren aus Nordschleswig auf die Schweizer Nachbarn Ils Rumantschs aus Graubünden und hoffen, dass es nicht zu einem beschämenden Debakel kommen wird, wie vor wenigen Tagen bei der Niederlage der „Azzurri“ (aus Italien) gegen die „Nati“ (aus der Schweiz). 

    Fairplay, Respekt, Toleranz und Völkerverständigung stehen im Zentrum – auch abseits des Platzes. 

    Die Fußball-Europameisterschaft Europeada rückt seit nunmehr 16 Jahren die Minderheiten Europas in den Fokus, schickt Ballkünstler*innen auf die Spielfelder und ist mit mehr als 1000 Teilnehmer*innen ein riesiges Sportfest, wo nebenbei (oder vor allem) auch die Anliegen von autochthonen und nationalen Minderheiten eher verbinden als trennen. Austragungsort der Europeada 2024 ist die Gegend Nord- und Südschleswig, rund um den Grenzort Flensburg, der eigentlich dafür bekannt ist, dass hier die Führerscheinpunkte deutscher Verkehrssünder registriert werden. Aktuell geht es aber um andere Punkte. Und um Tore.

  • Vorschusslorbeeren: Der Favoritenrolle gerecht werden. Südtirol unter Erfolgsdruck? Foto: Europeada
  • Gastgeber der noch bis zum 7. Juli laufenden Minderheiten-EM sind die Dänische Minderheit in Deutschland, die Sinti und Roma in Deutschland, die Friesische Minderheit und die Deutsche Minderheit in Dänemark. Das Motto der lautet „Between the Seas“ und bezieht sich auf die geografische Lage der Grenzregion zwischen Nord- und Ostsee. Schirmherren sind der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (er lebt in Südschleswig) und die Vorsitzende der dänischen Region Syddanmark Stephanie Lose. Fairplay, Respekt, Toleranz und Völkerverständigung stehen im Zentrum – auch abseits des Platzes. 

  • Reichlich Rahmenprogramm: Etwa heute über Antiziganismus, während eines Vortrag von Rolf Schlotter im Flensborghus. Foto: Europeada
  • Die erste Europeada fand 2008 im Kanton Graubünden statt, also beim heutigen Gegner der Südtiroler. Damals gewannen die Südtiroler gegen die Kroatische Minderheit in Serbien das Finale. Vier Jahre später verteidigten sie ihren Titel in der sächsischen Lausitz bei den Sorben mit einem 3:1 gegen die Mannschaft der Roma aus Ungarn. Bei der Heim-Europada 2016 besiegten die Südtiroler die Russlanddeutschen mit einem knappen 1:0. Mit dem gleichen Finalergebnis endete die Europeada 2022 gegen das Team Koroška in Kärnten. Ob mit dieser Ausgabe die Hand "voll" wird, liegt wie in den Ausgaben zuvor an den geschicktesten Beinen.
    Die teilnehmenden Teams kommen aus den verschiedensten Ecken Europas. Neben Slowaken und Tschechen aus Rumänien, Friulanern, Nordfriesen, Aromunen, Pomaken, Okzitanen, Burgenlandkroaten, den Serben aus Kroatien oder gar dem zimbrischen FC Lusérn spielen auch die Ladiner mit – heute übrigens zeitgleich mit den Südtirolern um 17.30 Uhr in Flensburg. Gegner ist Gruppenanführer Südschleswig.

  • Kantersiege: 10:0 gegen Oberschlesien und 6:1 gegen Nordschleswig. Die Südtiroler Frauen sind schon mal Gruppensiegerinnen. Foto: Europeada
  • 2016 spielten erstmals auch die Frauen um den Europeada-Pokal. Nachdem die Südtirolerinnen beim ersten Finalauftritt vor acht Jahren prompt mit einem 3:2 gegen die Okzitanierinnen den ersten Frauen-Europeada-Titel einheimsen konnten, gelang es ihnen 2022 allerdings nicht, den Titel zu verteidigen. Der Sieg ging an das Frauenteam Koroška aus Kärnten. Aktuell führen die Südtirolerinnen nach zwei Siegen (gegen Oberschlesien und gegen Nordschleswig) die Gruppe B an und sind bereits im Halbfinale. Die Ladinerinnen sind hingegen nach der knappen Niederlage (2:3) gegen Südschlesien am heutigen Vormittag Schlusslicht in Gruppe C.

  • Südtirol im Fußballfieber: Heute um 17.30 Uhr spielen die Ladiner in Flensburg gegen die Dänen in Deutschland, die Südtiroler in Sønderborg gegen die Nachbarn Ils Rumantschs. Mitfiebern ist auf Youtube im Europeade-Livestream möglich. Foto: Europeada
  • Ob die Südtiroler Herren heute in Sønderborg in den sauren oder süßen Apfel beißen werden? Knapp 20 Autominuten trennen Sønderborg übrigens von Gravenstein, wo der legendäre "Gravensteiner Apfel" herstammen soll. Andere behaupten, er komme aus dem Apfelland Südtirol. Diesbezüglich steht es bei diesem kniffligen Spiel 0:0.
    Wer sich heute auf dem Spielfeld behaupten wird, zeigt sich für Südtiroler und Ladiner ab 17.30 Uhr in Sønderborg und in Flensburg. Und kann im Livestream verfolgt werden. Bei einem Apfel und einem kühlen Getränk.

  • Ein Interview mit dem Südtirol-Trainer Manuel Sullmann (von SALTO-Sportredakteur Nathan Merlo) folgt am heutigen (späten) Nachmittag.