Straße von Hormus und andere Meerengen

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Die Straße von Hormus befindet sich zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman und bildet die einzige Seepassage zum Indischen Ozean. Sie ist eine der strategisch wichtigsten Schifffahrtsrouten für die weltweite Versorgung von Erdöl und Flüssiggas (LNG).
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Für Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Katar, dem Irak und dem Iran dient sie als wichtigste Erdöl-Exportroute, durch die täglich etwa 20 Millionen Barrel 1/ Erdöl exportiert werden. Schon bei vergangenen Konflikten, in denen der Iran involviert war, und vor Ausbruch und während des Israel-Iran Krieges im Juni 2025 gab es Befürchtungen, dass der Iran die Straße von Hormus sperren könnte. Eine Blockade würde bedeuten, dass circa 20% des weltweiten Erdöl-Verbrauchs fehlen. Zusätzlich zum Erdöl, passieren etwa 20% der weltweiten Flüssiggas-Exporte die Straße von Hormus, wobei der größte Teil aus Katar kommt. Katar ist der größte Flüssiggasproduzent der Region und nach den USA der weltweit zweitgrößte Flüssiggas-Exporteur.
Mit über 7 Millionen Barrels am Tag hat Saudi-Arabien den größten Anteil an dem durch die Straße von Hormuz exportierten Erdöl, gefolgt vom Irak, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, dem Iran und Katar.
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Laut Schätzungen der US Energy Information Administration (EIA), wurden im Jahr 2024 über 80% des Erdöls und des Flüssiggases, die durch die Straße von Hormus transportiert wurden, auf den asiatischen Markt geliefert. China, Indien, Japan und Südkorea waren die wichtigsten Importländer für Erdöl und Flüssiggas und wären von Versorgungs-Unterbrechungen durch eine Blockade der Straße von Hormus am stärksten betroffen.
Europäische Länder und die USA importieren relativ wenig Erdöl, das durch die Straße von Hormuz transportiert wird. 2024 importierten die USA lediglich rund 0,5 Millionen Barrel Erdöl, was etwa 7% der gesamten US-Rohölimporte entspricht. Der Nahe Osten spielt für die USA als Erdölimport-Region nur mehr eine untergeordnete Rolle, da die US-Inlandsproduktion in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zugenommen hat und mehr Erdöl aus Kanada importiert wird. In der Golf-Region verfolgen die USA aber immer noch geopolitische und wirtschaftliche Interessen, darunter die Aufrechterhaltung des freien Energie- und Handelsflusses und die Förderung der regionalen Stabilität. Zudem sind vor allem die reichen Golfländer geostrategische Partner 2/ und wichtige Investment- und Handelspartner der Vereinigten Staaten, vor allem bezüglich der massiven Waffen- und Militärgüter-Käufe.
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Welche Folgen hätte eine Blockade der Straße von Hormus?
Bei einer Blockade der Straße von Hormuz könnten Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate etwa 2,6 Millionen Barrel Erdöl pro Tag unter Umgehung der Straße von Hormus durch Pipelines exportieren. Ein Teil der 20 Millionen Barrels pro Tag könnte von Erdölprozenten außerhalb des Persischen Golf ersetzt werden. Auf jeden Fall würde es zu einer Verknappung von Erdöl am Weltmarkt kommen. Für die weltweite Flüssiggas-Versorgung würde eine Blockade massive Auswirkungen haben, da mit Katar einer der weltweit wichtigsten LNG-Lieferanten ausfallen würde 3/.
Vor allem vor und während des Israel-Iran Krieges gab es die Befürchtung, dass der Iran die Straße von Hormus unpassierbar machen könnte. Eine Blockade würde Öl- und Gaspreise auf dem Weltmarkt in die Höhe treiben, die Inflation erhöhen und die Weltwirtschaft hart treffen. Viele Fachleute halten eine iranische Blockade für eher unwahrscheinlich, sollte es wieder zu einem Konflikt zwischen dem Iran und Israel und den USA kommen, da der Iran seiner ohnehin schwachen Wirtschaft massiv schaden würde 4/ und die guten Beziehungen zu seinen wichtigsten Erdöl- und Flüssiggas-Importeuren in Asien, allen voran China aufs Spiel setzen würde. Zudem würde auch die Annäherung zu seinem einstigen Erzfeind Saudi-Arabien und zu seinen anderen arabischen Nachbarn gefährdet werden, die ebenfalls ihr Erdöl und/oder Flüssiggas durch die Straße von Hormus transportieren.
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Welche anderen Wasserstraßen sind für die weltweite Energieversorgung wichtig?
Die internationalen Energiemärkte sind auf zuverlässige Transportwege angewiesen. Ist ein wichtige Transitroute auch nur vorübergehend nicht passierbar, kann dies zu erheblichen Lieferverzögerungen, zu höheren Transportkosten sowie zu höheren Energiepreisen führen. Obwohl die meisten Engpässe durch die Nutzung alternativer Routen, die zwar die Transitzeit deutlich verlängern, umgangen werden können, gibt es für manche Engpässe keine Alternativen.
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Im Jahr 2023 wurden etwa 76% des Erdöls über den Seeweg transportiert. Laut Daten von UNCTAT 5/ machten Öltanker im Jahr 2022 fast 29% der weltweiten Schifffahrt aus. Gemessen am Öltransitvolumen sind die Straße von Hormus, die aus dem Persischen Golf herausführt, und die Straße von Malakka, die den Indischen mit den Pazifischen Ozean verbindet, die wichtigsten strategischen Meeresengen der Welt. Die Erdöltransporte durch die Straße von Malakka machten im Jahr 2023 über 30% der gesamten weltweiten Erdölexporte aus, an 2. Stelle rangierte die Straße von Hormuz mit 27%, vor dem Suezkanal mit 11%, dem Bosporus und den Dardanellen mit 4,4% und dem Panamakanal mit 2,7%.
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Die Straße von Malakka
Die Straße von Malakka verbindet den Indischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean und ist der kürzeste Seeweg zwischen den Erdöl- und Flüssiggaslieferanten des Persischen Golfs und den wachsenden Märkten in Ost- und Südostasien.
Mit einem Volumen von fast 24 Millionen Barrel pro Tag wird durch die Straße von Malakka weltweit die größte Menge an Erdöl transportiert. Die wichtigen Erdöl-Produzenten am Persischen Golf, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Katar, Irak und Iran machen über 60 % des Erdöls aus, das durch die Straße von Malakka transportiert wird. Die Meerenge ist zudem eine wichtige Transitroute für Flüssiggas aus dem Persischen Golf und aus afrikanischen Ländern nach China, Südkorea und Japan.
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Im vergangenen Jahrzehnt investierte China in Pipelines als Alternativen zur Straße von Malakka für Erdöl und Flüssiggas-Importe aus der Golfregion und aus Afrika. So wurden Erdöl und Gaspipelines von der Westküste Myanmars bis in die Provinz Yunnan im Südwesten Chinas gebaut. Nordostchina importiert Erdöl aus ostsibirischen Ölfeldern in Russland über die Ostsibirien-Pazifik-Pipeline und hat die Kapazität dieser Route durch den Bau einer parallelen Pipeline verdoppelt. Im Jahr 2019 begann China mit dem Import von Erdgas aus dem Osten Russlands über die Pipeline „Power of Siberia“, um seine Gasimporte zu diversifizieren.
Alternative Meerengen rund um die Straße von Malakka sind zwei kleinere Wasserstraßen im indonesischen Archipel: die Sundastraße und die Lombokstraße.
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Der Suezkanal, die SUMED Pipeline und die Bab el-Mandeb Meerenge
Der Suezkanal, die SUMED-Pipeline und die Bab-el-Mandeb-Meerenge sind strategisch wichtige Routen für Erdöl- und Flüssiggas-Transporte aus dem Persischen Golf nach Europa und nach Nordamerika. Die Erdöltransporte über diese Routen machten im Jahr 2023 etwa 11% des gesamten auf dem Seeweg transportierten Erdöls aus, während der Flüssiggasexport (LNG) etwa 8% des weltweiten Flüssiggas-Handels ausmachte.
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Der Suezkanal ist die kürzeste Schifffahrtsroute zwischen Europa und Asien. Er verbindet das Rote Meer mit dem Mittelmeer und ermöglicht es Schiffen die Strecke von Europa nach Asien erheblich zu verkürzen, anstatt um Afrika herumzufahren.
Die SUMED Pipeline (Suez-Mittelmeer-Pipeline) verbindet das Rote Meer mit dem Mittelmeer. Sie wurde in erster Linie gebaut, um eine alternative Route für den Erdöltransport vom Roten Meer zum Mittelmeer zu schaffen und den Suezkanal zu umgehen. Dies war auch wichtig, da der Suezkanal bei der Abfertigung von sehr großen Öltankern (VLCCs) bei voller Beladung eingeschränkt ist. Die Idee für die SUMED-Pipeline entstand bereits vor dem Sechstagekrieg 1967. Ihr Bau wurde nach der kriegsbedingten Schließung des Suezkanals beschleunigt und 1973 von Ägypten, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Katar beschlossen.
Die Meerenge von Bab el-Mandeb liegt zwischen Jemen und Dschibuti am südlichen Ende des Roten Meeres und verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden und dem Indischen Ozean. Bab al-Mandab, was auf Arabisch „Tor der Tränen“ bedeutet, hat eine lange Geschichte von Konflikten und Piraterie, die bis heute andauert. Seit 2023 kommt es in der Meerenge von Bab el-Mandeb immer wieder zu Angriffen auf Schiffe durch die Huthi-Miliz aus dem Jemen.
Die Alternative zum Suezkanal, zur SUMED Pipeline und zur Meerenge von Bab al-Mandab ist die Umfahrung Afrikas rund um das Kap der Guten Hoffnung, was jedoch wesentlich länger ist und deshalb zu erheblich höheren Transportkosten führt.
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Die türkischen Meerengen: Bosporus und Dardanellen
Der Bosporus und die Dardanellen trennen Asien von Europa. Der Bosporus verbindet das Schwarze Meer mit dem Marmarameer, während die Dardanellen das Marmarameer mit der Ägäis und mit dem Mittelmeer verbindet. Beide Wasserstraßen liegen in der Türkei und sind wichtige Schifffahrtsrouten für Erdöl-Tanker aus Russland und aus den Ländern am Kaspischen Meer Aserbaidschan und Kasachstan nach Asien, Westeuropa und Südeuropa.
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Im Jahr 2023 wurden schätzungsweise 3,4 Millionen Barrel Erdöl und Erdölprodukte pro Tag durch die türkischen Meerengen transportiert.
Die einzige Alternative zum Bosporus und den Dardanellen ist die Baku-Tiflis-Ceyhan-Erdöl-Pipeline, die von Aserbaidschan im Kaspischen Meer zum Hafen von Ceyhan in der Türkei führt. Die Irak-Türkei-Pipeline aus Kurdistan im Nordirak, eine weitere Alternative, ist seit März 2023 außer Betrieb. Aus Sicherheitsgründen erlaubt die Türkei keine Durchfahrt von Flüssiggastankern durch den Bosporus, sie können jedoch die Straße der Dardanellen durchqueren.
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Der Panama-Kanal
Der Panamakanal ist aufgrund seiner geographischen Lage für die Schifffahrt und für die Energieversorgung von globaler Bedeutung. Er verbindet den Pazifischen Ozean mit der Karibischen See und dem Atlantischen Ozean. Alternativen zum Panamakanal sind die Magellanstraße, Kap Hoorn und die Drakestraße an der Südspitze Südamerikas. Diese Routen erhöhen jedoch die Transportdauer und somit die Transitkosten erheblich, zudem müssten gefährliche Wasserwege durchquert werden.
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Der Panamakanal ist vor allem für die USA, Chile, China, Südkorea und Japan sehr wichtig. Ungefähr 40 % des Containerverkehrs der USA sind auf den Panamakanal angewiesen. Die USA exportieren sowohl Erdöl und Erdölprodukte, als auch Flüssiggas von der US-Golfküste durch den Panamakanal hauptsächlich nach Asien. Die Einnahmen aus dem Kanal tragen erheblich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Panamas bei.
Unter dem Vorwand von zu hohen Durchfahrtsgebühren und zu weitreichendem Einfluß Chinas auf den Betrieb des Kanals, hat US Präsident Trump wiederholt mehr Kontrolle über den Panamakanal oder sogar die Eingliederung des Kanals in die USA gefordert.
Für den Erdöltransport ist die Trans-Panama-Pipeline mit einer Kapazität von 864.000 Barrel Erdöl pro Tag eine alternative Route zum Panamakanal. Sie liegt nahe der Grenze zu Costa Rica und läuft entlang der Karibischen See zur Pazifikküste.
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Die dänischen Meerengen
Die dänischen Meerengen bestehen aus mehreren Wasserstraßen und Kanälen, welche die Ostsee mit der Nordsee verbinden. Vor dem Ukraine-Russland-Krieg waren die dänischen Meerengen eine wichtige Route für Russlands Ölexporte auf dem Seeweg nach Europa.
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Seit den Sanktionen westlicher Länder gegen Russlands Ölexporte, haben sich die globalen Handelsflüsse verändert. Schätzungsweise 4,9 Millionen Barrel Rohöl und Erdölprodukte flossen 2023 täglich durch die dänischen Meerengen, das sind fast 60 % mehr als 2021. Russland verschiffte den Großteil des Erdöls durch die Ostsee und die dänischen Meerengen nach Asien, in die Türkei und nach Afrika anstatt nach Westeuropa und in die USA. Vor allem Russlands Ölexporte nach Indien stiegen 2023 rapide an, da Indien die niedrigeren Preise von russischem Erdöl im Vergleich zu Erdöl aus dem Nahen Osten und anderen Produzenten ausnutzte.
Ab 2022 stiegen die Erdölimporte durch die dänischen Meerengen aus den USA, aus Norwegen, dem Vereinigten Königreich und Ägypten in die Länder östlich der Meerenge wie Polen und Finnland und ersetzten die Ölimporte aus Russland.
Die Flüssiggas-Importe durch die dänischen Meerengen haben sich seit 2022 mehr als verdoppelt. Die USA wurden zum größten Flüssiggas-Lieferanten für die Länder östlich der dänischen Meerengen und ersetzen einen Großteil der Pipeline-Gas-Importe aus Russland. Russland nahm Mitte 2022 ein schwimmendes LNG-Exportterminal in die Ostsee in Betrieb und steigerte seine Flüssiggas-Exporte durch die dänische Meerenge nach Europa 6/ und Asien.
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Die Straße von Gibraltar
Die Straße von Gibraltar liegt zwischen Spanien und Marokko und verbindet den Atlantik mit dem Mittelmeer. Die strategische Lage der Straße von Gibraltar am Eingang zum Mittelmeer macht sie zu einer wichtigen Schifffahrtsstraße, die jährlich von circa 6.000 Schiffen befahren wird. Etwa 30 % aller Schiffe sind Öltanker, die täglich rund 500.000 Tonnen (= 3,7 Millionen Barrel) Erdöl durch die Meerenge transportieren. Neben Erdöl wird auch Flüssiggas aus Westafrika und aus den USA durch die Straße von Gibraltar in die europäischen Mittelmeerländer transportiert. Auch russische Tanker 7/ transportieren seit dem Ukraine-Russland Krieg vermehrt Erdöl durch die Straße von Gibraltar.
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Das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Südafrikas ist keine Meeresenge, stellt aber eine wichtige Handelsroute für Öltanker dar. Die Erdölexporte rund um das Kap machten im Jahr 2023 etwa 8 % des gesamten auf dem Seeweg transportierten Erdöls aus.
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1/ 1 Barrel entspricht 159 Liter. Wenn in diesem Artikel von Erdöl die Rede ist, sind auch Produkte aus Erdöl inkludiert.
2/ Von den über 750 US-Militärbasen in über 80 Ländern, ist der Luftwaffenstützpunkt Al Udeid in Katar die sechstgrößte Militärbasis. Die 5 größten US-Militärbasen sind in Japan, gefolgt von Deutschland, Südkorea, Italien und Vereinigtes Königreich.
3/ Im Unterschied zu Erdöl kann Gas nicht so schnell durch andere Lieferanten ersetzt werden, da die Infrastruktur, wie z. B. die Kapazität der Verflüssigungsanlagen in den Exportländern fehlt.
4/ Der Iran nahm die 1000 Kilometer lange Goreh-Jask-Pipeline und das Jask-Exportterminal am Golf von Oman, unter Umgehung der Straße von Hormus, im Juli 2021 in Betrieb. Die effektive Kapazität der Pipeline beträgt rund 300.000 Barrel pro Tag. Im Sommer 2024 exportierte der Iran weniger als 70.000 Barrel pro Tag über die Goreh-Jask-Pipeline und stellte die Verladung nach September 2024 ein.
5/ UNCTAD=Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung
6/ Russisches Flüssiggas (LNG) ist nicht von Sanktionen betroffen , aber es gibt Einschränkungen bei Investitionen in russische LNG-Infrastruktur und beim Re-Export von russischem LNG.
7/ Auch Tanker der sogenannten russischen „Schattenflotte“ passieren die Straße von Gibraltar. Diese Schiffe sind hauptsächlich ältere Öltanker, die von Russland genutzt werden, um westliche Sanktionen, insbesondere beim Öltransport, zu umgehen. Sie sind oft schlecht gewartet, unzureichend versichert und ihre Eigentumsverhältnisse sind unklar. Die Schattenflotte stellt sowohl ein ökologisches als auch ein Sicherheits-Risiko dar.