Society | Pressespiegel

Nicht nur Berlusconi

Die definitive Verurteilung von Silvio Berlusconi ist heute bei weitem nicht das einzige Top-Thema in den Lokalzeitung. Über eine spannende Freitags-Lektüre.
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Foto: Seehauserfoto

Verurteilt – Condannato: Die erste rechtskräftige Verteilung von Silvio Berlusconi zu vier Jahren Haft wegen Steuerbetrugs ist heute zumindest in den beiden größten Lokalzeitungen eines der großen Aufmacherthemen. Im Alto Adige kommentiert Chefredakteur Alberto Faustini den zweischneidigen Urteilspruch der Kassation, mit dem Berlusconis Ausschluss von öffentlichen Ämtern vorerst eingefroren wurde. Die letzten Tage hätten gezeigt, dass es Italien nicht schaffe „di chiudere i conti con il cavaliere – che resta sempre al centro della scena“. Auch wenn die große Regierungskrise nun ausbleibt, hätte Regierungschef Letta dennoch Grund zu zittern, meint Faustini. Denn: „Una cosa è un governo di larghe intese, altra cosa è un’ intesa con un leader largamente condannato.“

Zu einem ähnlichen Schluss kommt Günther Heidegger im Kommentar der Dolomiten: Unter dem TitelDer Vorhang ist (noch nicht) gefallen“  spricht er von der bisher größten Belastungsprobe für die Regierung Letta – und prophezeit, dass Berlusconi sicher nicht so einfach von der Bühne gehen wird. Darauf lassen auch die Kommentare seine treuen Anhängerschaft schließen: Staatssekretärin Michaela Biancofiore fordert etwa im Corriere dell’Alto Adige einen „sofortigen Rekurs vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte“ und kündigt an: „Sto andando a rimettere  il mio mandato di sottosegretario nelle mani del presidente Berlusconi“.

In Rom wurde gestern jedoch nicht nur ein Urteil verkündet, sondern auch ein zweiseitiges Abkommen mit Regionenminister Graziano Delrio ausgehandelt, das kommende Woche von Ministerpräsident Letta in Bozen unterzeichnet werden soll. Vor allem die beiden italienischen Tageszeitungen sprechen dabei von einer Öffnung Delrios – allen voran bei den wichtigsten Punkten Toponomastik und neuer Finanzregelung, dank der die IMU künftig in den Kassen der Gemeinde bleiben soll.

Auch aus Südtirol selbst wird heute Spannendes berichtet. Wie das Abkommen zum Bibliothekszentrum gestern Abend doch im Bozner Gemeinderat durchgebracht werden konnte, findet sich heute nur im Corriere dell’ Alto Adige. In der Tageszeitung wird über den Vorwurf lokaler Bauunternehmer berichtet, dass das Land krisengeschüttelten Baufirmen gezielt große Aufträge zuschanze und die Dolomiten lüftet das letzte Geheimnis der SVP-Landtagsliste.