Glückliche Sextner?
Von unzufriedenen Gästen ist die Rede, in Sexten. Von Gästen, die abreisen, weil sie den Zwist in der Bevölkerung spüren. Ein Dementi aus dem Hotel Waldheim in Sexten: "Natürlich fragen die Gäste was es mit den Waldschlägerungen auf sich hat. Aber, dass jemand aus dem Grund abgereist wäre. Nein, bei uns zumindest nicht", sagt die Wirtin entschlossen. "Das sind jetzt ja auch Sommertouristen hier, die interessieren sich nur bedingt für das ganze Geschehen."
Quality of life
Oswin Maurer, Professor an der Wirtschaftsfakultät der Universität Bozen, hat 2013 ein Pilotprojekt vorgelegt, das sich auf die Stadt Brixen beschränkt. 550 Brixner wurde von der Studentin Bianca Cantelli für ihre Diplomarbeit befragt. Die Ergebnisse scheinen von besonderem Interesse, so in der aktuellen Ausgabe der "M" (Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol) zu lesen. Interessant ist die Studie der Universität Bozen nicht nur für die Brixner, sondern für das ganze Land. Denn erstmals wird in Südtirol die "Quality of life" der Einheimischen in Zusammenhang mit dem Tourismus erforscht.
Alles dreht sich in dem Pilotprojekt um die Lebenszufriedenheit. Diese geht für Maurer über den Begriff der Lebensqualität hinaus: "Lebenszufriedenheit ist ein generelles Wohlfühlen, das an objektiven und subjektiven Wahrnehmungen gemessen wird." Wesentlicher Punkt in der Untersuchung der Universität Bozen: "Wer dort lebt, wo andere gerne Urlaub machen, wird in seiner Lebenszufriedenheit bestärkt", erklärt der Professor. Doch nicht genug, denn auch der Umkehrschluss gilt: "Die Lebenszufriedenheit der Einheimischen beeinflusst die 'Quality of life' der Gäste."
Dieser Tatbestand könnte den Sextnern zum trojanischen Pferd werden. Inmitten der Dolomiten im Naturpark Drei Zinnen, mit einem spektakulären Panorama ausgestattet, waldgrün zwischen schiefergrau, herrlich frische Luft gepaart mit der Nähe zum kleinen Ort Innichen, der österreichischen und bellunesischen Grenze. Alles da, was Südtirols Gäste mögen. Doch wo ist die Lebenszufriedenheit der Einheimischen, der Pustertaler, der Südtiroler? Ist sie abhanden gekommen, seit der Rodung vom Ferragostowochenende? Hat das Gemaule der Baulöwen, das platzieren bezahlter Anzeigen Gäste vertrieben?
Oswin Maurer bringt es auf den Punkt. Wer Ferien in Südtirol macht, sucht keine Ghettos, Wohlbefinden auch außerhalb der Hotels wird groß geschrieben. "Der Gast will teilhaben an Situationen, die für ihn neu sind und ihm den Eindruck von noch mehr Qualität im Leben vermitteln." Lebenszufriedene Südtiroler wären die perfekten Botschafter für die Destination, weiß der Wirtschaftsprofessor. Eine irreale 'Quality of life' vorzugaukeln, könnte ein Schuss nach hinten sein. Autenthizität sei das Um und Auf.
Senator Hans Berger, bei der Kundgebung am 31. August zugegeben, war mehr als verstimmt, dass noch nicht gebaut werden darf. In der Südtiroler Tageszeitung zu lesen ist, ist ein aufgebrachter, authentischer Senator. „Mit dem neuen Projekt könnten die Skifahrer im Zug bis nach Vierschach kommen und von dort aus direkt mit der Schwebe- oder Umlaufbahn auf den Helm gelangen, wenn alles so bliebe, müssten die Skifahrer in Sexten mit dem Bus zur Rotwand fahren, so ein Nonsens kann nur den Umweltschützern einfallen.”
Auch Berger ist unzufrieden, unzufrieden wohl die ganze SVP, mit einem Schlamassel dieser Art so kurz vor den Wahlen.
Lesen Sie mehr in der "M" - Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol. Glück made in Südtirol, das Thema dieser Ausagbe.