Culture | Festival

Mehr als Feiern

Am Wochenende geht die Jubiläums-Ausgabe des Al Plan Folk Festivals über die Bühne. Über nachhaltiges Feiern, Verantwortungsbewusstsein – und einen Wermutstropfen.

“Wir sind super eingewärmt.” Viel Zeit hat Manuel Obwegs am Freitag Vormittag nicht. Nach einer Warm-Up-Week mit kleinen Konzerten, Theatervorführungen, einer Kunstausstellung und einem Diskussionsabend steht am heutigen Freitag Nachmittag der Auftakt für das Al Plan Folk Festival bevor. Und Obwegs hat als einer der Veranstalter alle Hände voll zu tun. Nichtsdestotrotz nimmt sich der 33-Jährige Zeit, um einen kurzen Blick zurück zu werfen.


Ein Jahrzehnt Bewusstsein

Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass im Dorfzentrum von St. Vigil in Enneberg das erste Al Plan Folk Festival über die Bühne ging. Acht Ausgaben des Kultur- und Musikfestivals hat es inzwischen gegeben. 2015 blieb das Feiern aus, die Veranstalter vom Kulturverein Certl Grup Atif legten eine Schaffenspause ein. “Unser Qualitätsanspruch an das Festival ist gestiegen und damit der Aufwand für die Organisation. Aus diesem Grund haben wir uns zwei Jahre Zeit genommen, um uns angemessen auf das 10-jährige Jubiläum vorzubereiten”, erklärt Obwegs. Auf Nachhaltigkeit, bewussten Umgang mit Ressourcen und Besinnung auf Lokales legt man beim Al Plan Folk Festival seit seiner ersten Ausgabe 2006 Wert. Inzwischen wird die Veranstaltung als “Nature Friendly Event” organisiert.

Für das Jubiläum wurde nun ein neues Lebensmittelmanagement entworfen. Das Ziel: lokale und nachhaltige Produktionsbedingungen unterstützen. Ein Teil der Lebensmittel, wie Gemüse und Kräuter, die am Festplatz verwendet werden, stammen von einigen Mitgliedern des Vereins Certl Grup Atif. Andere Produkte werden von Bauern aus Enneberg, Toblach, Reischach und Mühlbach bezogen. “Je nachdem, wie die Ernte ausfällt, gestaltet sich das Festivalmenü.”


Respekt, Genuss und ein Wermutstropfen

Das Programm, das ab Freitag (2. September) Nachmittag bis Sonntag (4. September) Abend geboten wird, ist reichhaltig wie eh und je. “Es treten Künstler aus dem In- und Ausland auf und bieten eine bunte Mischung aus Folk, Rock’n’Roll, Swing, Indie, Blues, Performance, Zirkus und Theater an”, listen die Veranstalter auf. Der Eintritt ist frei, ebenso wie der Festival-Campingplatz im Naturpark Fanes-Sennes-Braies. Auch Regeln gibt es keine, nach dem Motto “Wir wollen frei sein”. Die einzige Bitte der Veranstalter: “Die Umgebung und seine Einwohner respektieren und das Event genießen. Entstehender Müll sollte in bereitgestellten Behältern entsorgt werden.”

Die Vorfreude auf das Hauptfestival ist groß. Nicht nur unter den Organisatoren. Auch im Dorf stößt das Al Plan Folk Festival auf immer größere Beliebtheit. Noch vor zwei Jahren berichtete Manuel Obwegs von “negativem Feedback”, das eine alternative Veranstaltung wie das Al Plan in einem “eher traditionsgebundenen Dorf” hervorrufe. Heute sieht er das anders. “Es hat sich viel geändert, auch dank einer verbesserten Kommunikation und dem Einsatz einer Vielzahl von Leuten.” Auf Vorurteile und Widerstand sei er heuer kaum gestoßen. Er hat festgestellt: “Wenn man mit Entschlossenheit weitermacht, sieht man, dass derartige Veranstaltungen immer besser aufgenommen werden.”

Die Veranstaltung will nicht nur Musik- und Kulturfestival sein, sondern auch ein Ort der Bewusstseinsvermittlung.

Einen Wermutstropfen gibt es aber doch. “Der bürokratische Aufwand bei der Organisation eines Festivals ist zum Teil wirklich übertrieben hoch – nach wie vor”, bemängelt Obwegs. “Vor allem was die Sicherheit anbelangt, scheint in Südtirol ein regelrechter Sicherheitswahn zu herrschen.” Er ist der Meinung, dass gewisser Menschenverstand völlig ausreicht, um die Sicherheit auf einem Festival wie dem Al Plan zu gewährleisten. “Wenn aber für alles ein Zettel da sein muss, dann nimmt man damit den Menschen ihr Verantwortungsbewusstsein weg”, meint Obwegs nachdenklich. Doch einmal abgesehen von den Hürden der Bürokratie freut er sich nun erstmal auf drei Tage Festival.