Society | Schulkalender

Von wegen Sharm

Ferien sind – doch können wir sie genießen? Die „Settimana Sharm“ sorgt nach wie vor für Diskussionen. Vor allem unter Italienern.

Eine Woche Schulferien. Endlich durchschnaufen nach dem Sprint der ersten zwei Monate und neue Kraft für die kalte und dunkle Zeit bis Weihnachten sammeln – oder vielmehr aus dem gerade erst gefundenen Rhythmus geworfen und mit akuten Betreuungsproblemen konfrontiert werden? Knapp 360 Personen sehen die eben begonnene Herbstferienwoche nachweislich unter diesem Aspekt – und haben innerhalb Montag Vormittag eine Online-Petition auf change.org unterzeichnet, die eine Abschaffung der „settimana Sharm“ fordert.

„Questa interruzione a poche settimane dall'inizio delle attività scolastiche arreca notevoli disagi a quei genitori che, dovendo lavorare, non hanno la possibilità di accudire i propri figli e si vedono quindi costretti a demandare questo compito a terzi. Ciò si rivela per la maggior parte delle famiglie oneroso in termini organizzativi ed economici. Inoltre, molti insegnanti hanno constatato come l'interruzione dell'attività scolastica da poco iniziata, sia controproducente per l'ambientamento degli alunni.“

Gerichtet ist die Forderung nach einer Abschaffung an die Südtiroler Landesregierung. Dort haben die Eltern zumindest einen Verbündeten sitzen: den italienischen Schullandesrat Christian Tommasini. Er unterstreicht einmal mehr, kein Freund der aktuellen Ferienwoche zu sein. „Ich werde versuchen, das Thema in der Landesregierung neuerlich vorzubringen, wenn wir über den Schulkalender sprechen“, sagt er gegenüber der Tageszeitung Alto Adige. „Doch es wird nicht leicht sein, die SVP umzustimmen, und ich werde keinen Religionskrieg daraus machen.“

In den droht sich die Diskussion um die Ferienwoche tatsächlich schnell zu verwandeln. Tatsächlich finden sich unter den deutschsprachigen Südtirolern nicht nur Hoteliers, sondern auch zahlreiche Eltern und Lehrerinnen, die Fans der aktuellen Ferienwoche sind. „Die Kinder müssen einfach einmal durchschnaufen“, sagt eine Grundschullehrerin im Schlerngebiet. „Und ich habe in den vergangenen Jahren nie Beschwerden von Eltern darüber gehört.“

Es sind nicht nur kulturelle Unterschiede zwischen Stadt und Land und zwischen den Sprachgruppen, die zur unterschiedlichen Sichtweise der Ferienwoche beitragen. Die essentielle Frage ist, ob die Woche so verwendet werden kann, wie es ihr Spitzname suggeriert. Auch wenn es kein Tauchurlaub in Sharm El-Sheik sein muss: Ist in dieser Woche gemeinsame Qualitätszeit für Familien möglich? Statt als Sujet von Glaubenskriegen dient die Sharm-Woche wohl besser als Indikator für Probleme, die politisch angegangen werden sollten. Nach den Ferien.