Chronicle | Gastfreundschaft

Kathrin Mairhofer: "Auf dem Berg soll alles funktionieren"

Drei mal schlucken musste Kathrin Mairhofer in den letzten Tagen öfter. Von unzufriedenen, eingesperrten Gästen, erzählt die Pusterer Hotelierin, von drei Metern Schnee auf der Plätzwiese und dem Aufruf zu mehr Geduld.

Kathrin Mairhofer vom Hotel Asterbel aus Prags hat viel Geduld. Doch irgendwann ist sie zu Ende. Unweit vom verfallenen Gran Hotel Alt Prags liegt die Talresidence von Familie Mairhofer, das Hotel Asterbel. Weiter oben, auf hochalpinen 2.000 Höhenmetern, zwischen drei Meter hohen Schneewänden, befindet sich das Hotel Hohe Gaisl. Die Familie Mairhofer führt beide Häuser, für jeden Geschmack etwas dabei.

Der Schnee, der leidige
Kommt er nicht, ist es fad, ist er da, soll er weg. Schneeambivalenzen kennen Hoteliers zur Genüge. „Viel Schnee“, sagt Kathrin Mairhofer, „hatten wir in den letzten Jahren immer wieder. So viel wie jetzt, fast drei Meter auf der Plätzwiese oben, ist aber schon eine Aussnahme.“ Mairhofer befindet sich im Hotel Asterbel mit Kindern und Mann, ihre Mutter versorgt die Gäste oben auf dem Berg. „Zur Zeit haben wir zehn Gäste oben, die letzten drei Tage waren sie von der Außenwelt abgeschnittten.“ Eine Ausnahmezustand für alle.

Jammern auf hohem Niveau
„Die Gäste waren extrem unzufrieden. Im Hotel hat ja alles gepasst, aber dass sie ihren Plan nicht einhalten konnten, darauf konnten sie sich nicht einlassen“, lacht Mairhofer. Wer auf 2.000 Höhenmetern im Winter Urlaub macht, sucht der nicht die Ruhe und die Abgeschiedenheit? „Bestimmt“, antwortet die Hotelierin, die seit 20 Jahren im Geschäft ist, „aber die Leute sind extrem unflexibel. Einige Gäste konnten nicht ins Berghotel rauf, weil die Straße erst heute nachmittag geräumt wird, also haben wir sie im Hotel Asterbel einquartiert.“ Ein vier Sterne Haus, mit feiner Sauna, weichen Betten und gutem Essen ausgestattet – und trotzdem Unzufriedenheit und Ungeduld: „Alle 10 Minuten sind die Gäste gekommen und haben gefragt, wann denn endlich die Straße geräumt wird, hinauf zur Plätzwiese. Warum die Skipisten nicht präpariert sind. Sie wollten Langlaufen, Rodeln, aber haben einfach nicht verstanden, dass das bei dem Schnee gar nicht geht.“

Alle 10 Minuten sind die Gäste gekommen und haben gefragt, wann denn endlich die Straße geräumt wird, hinauf zur Plätzwiese, warum die Skipisten nicht präpariert sind.

Auch dickes Fell kann reißen
Ohne dickem Fell geht da gar nichts, sagt die zweifache Mutter, „drei Mal durch schnaufen und dann antworten. Sie meinen der Mensch, der mit der Fräse die Straße freiräumt macht Urlaub. Die Gäste verstehen nicht, dass überall bei uns extreme Straßenverhältnisse sind.“ Auf Verständnis und Geduld hofft Frau Mairhofer schon lange nicht mehr, auch nicht auf Flexibilität oder „Abenteuerlust“. „Die Gäste gehen davon aus, dass in den Bergen einfach alles zu funktionieren hat. Wir bemühen uns auch sehr darum. Aber manchmal ist die Natur einfach stärker.“

„Die Gäste gehen davon aus, dass in den Bergen einfach alles zu funktionieren hat. Wir bemühen uns auch sehr darum. Aber manchmal ist die Natur einfach stärker.“

Schimpferein müsse man sich anhören, schon beim Schneechaos um Neujahr, welches das Hochpustertal in Atem hielt, fehlten die Lästerer nicht: „Einige haben uns schlechte Kritiken geschrieben, weil das Aggregat so laut war“, erzählt Mairhofer, die in den letzten Tagen mit ihrer Mutter in ständigem Telefonkontakt war: „Meine Mutter ist ja allein oben auf der Plätzwiese mit den Gästen. Und sie hatte wirklich große Angst vor der Lawine. Vor vielen Jahren ist die Lahne runtergekommen aufs Haus, und die Mutter war drinnen. Seitdem hat ist sie sehr besorgt.“

Kathrin Mairhofer weiß was es heißt, in der Natur zu leben und sie möchte den Wintergästen einen Rat mitgeben: „Sie sollen den Winter genießen und das nehmen, was kommt. Wir haben ja auch einen Hof und ich muss sagen, in solchen Situation  versteht man teilweise erst, wie das Leben früher funktioniert hat. Wie langsam alles ging.“ Die Natur geht vor, am Berg, in Südtirol. Ob wir wollen, oder nicht.