Society | Editorial

salto.europe

Salto.bz startet eine neue Serie zu Europa. Wir wollen ein Fenster öffnen. Gegen den aufflammenden Nationalismus, gegen die Abschottung und gegen die Europa-Skeptiker.
europe
Foto: upi
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. 
Auch nicht in Brüssel und in Straßburg. Die Europäische Union hat viele Fehler. Es gibt parlamentarischen Leerlauf, transnationale Lobbyinteressen und ein deutliches Auseinanderklaffen zwischen Vision und Wirklichkeit.
Dennoch ist der Prozess der europäischen Integration unzweifelhaft eine Erfolgsgeschichte. Das Projekt Europa ist das größte bisher in der Menschheitsgeschichte umgesetzte Friedensprojekt. Grenzen wurden abgebaut, Gegner von einst sitzen gemeinsam an einem Tisch, und der gemeinschaftliche Wirtschafts- und Lebensraum hat den Menschen neue Perspektiven eröffnet.
 
Noch nie war das Projekt EU aber so in Gefahr wie heute. Das Problem der Migration hat die Wirkung einer Streubombe auf die europäische Staatengemeinschaft und entfesselt Zentrifugalkräfte, die kaum mehr zu bändigen sind. Der Brexit ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die EU-Skeptiker nehmen zu und die Kritik ist längst in EU-Feindlichkeit umgeschlagen. Nicht nur in London, Rom und Berlin, sondern auch bei uns.
Noch nie war das Projekt EU aber so in Gefahr wie heute.  Die EU-Skeptiker nehmen zu und die Kritik ist längst in EU-Feindlichkeit umgeschlagen. Nicht nur in London, Rom und Berlin, sondern auch bei uns.
In viereinhalb Monaten werden wir zur Neuwahl des Europäischen Parlamentes schreiten. Rund 30 Prozent der Sitze werden dann – voraussichtlich – an Parteien, Bewegungen und Kräfte gehen, die nicht nur die EU und ihre Institutionen in ihrer aktuellen Form offen ablehnen, sondern auch die Vision eines geeinten oder zumindest weniger nationalstaatlich geprägten Europa an sich.
 
Es ist an der Zeit, dem etwas entgegenzusetzen. Salto.bz will sich deshalb 2019 vermehrt dem Thema Europa widmen. Salto.europe startet dieses Woche. Es soll eine Plattform sein, die uns zweimal in der Woche das Gebilde EU konkret näherbringt. Vier junge Südtiroler Autorinnen und Autoren - Silvia Fabbi, Mattia Frizzera, Ruth Fulterer und Julia Tappeiner -  werden Geschichten, Interviews, Analysen, Porträts und Kommentare aus und über Europa vorstellen. Die Themenpalette ist dabei bewusst breit gehalten. Man wird sich mit den wichtigen Zukunftsthemen in Europa und der Welt genauso beschäftigen wie mit der Landwirtschaft, dem Verkehr, dem Tourismus oder der Finanzwelt. Zu kurz kommen wird aber auch das gelebte Europa nicht: institutionelle Projekte, Zusammenarbeit, die von unten gewachsen ist und Einblicke in andere Länder und Denkweisen.
 
Salto.europe wird von mehreren aufgeschlossenen Südtiroler UnternehmerInnen und Privatpersonen finanziell unterstützt. Ihnen gebührt nicht nur unser Dank - sie sind auch ein konkretes Zeichen der Hoffnung, dass am Ende die Vernunft über den dumpfen Nationalismus siegen wird.