Environment | Nachhaltige Mobiltät

Biosprit: Alternative zu Benzin&Diesel?

Biotreibstoff galt lange Zeit als die Alternative für Benzin und Diesel. Doch inzwischen gibt es auch Kritik.
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Foto: Psenner

 

Geschichte des Biosprits

Die ersten Autos mit Verbrennungsmotoren, die Anfang des vorigen Jahrhunderts auf Europa’s und Amerika’s Straßen fuhren, wurden nicht mit Diesel oder Benzin angetrieben, sondern mit Biokraftstoff. Doch Biokraftstoff wurde schon bald vom Markt verdrängt, da Benzin und Diesel aus Erdöl viel billiger hergestellt werden konnten. Sowohl während des ersten und des zweiten Weltkrieges wurde, als Folge von Rohölknappheit, wieder Biotreibstoff eingesetzt. Nach Kriegsende verlor er aber wieder an Bedeutung. Als Folge der Ölkrisen 1973/74 und 1979/80 und der damit einhergehenden Treibstoff-Verteuerung gewann Biokraftstoff wieder an Bedeutung. Zudem wurde auch nach Alternativen zu Benzin und Diesel gesucht, um die Schadstoffemissionen zu verringern. Schon in den 1980er Jahren begannen einige Länder, die über entsprechende Anbauflächen verfügten, allen voran Brasilien und die USA, in größerem Ausmaße Biokraftstoffe zu produzieren. Brasilien produziert Biotreibstoff aus Zuckerrohr, während in den USA Bioethanol vor allem aus Mais hergestellt wird.

Aus welchen Rohstoffen kann Biokraftstoff hergestellt werden?

Biokraftstoffe oder Biotreibstoffe sind flüssige oder gasförmige Kraftstoffe, die aus pflanzlichen, nachwachsenden Rohstoffen, wie Raps, Mais, Soja, Sonnenblumen, Getreide, Zuckerrohr, Kartoffeln, Zuckerrüben, Palmöl, Holzabfällen, Altspeise- oder Tierfetten, aber auch aus tierischen Abfällen (Dung) hergestellt werden. Im Unterschied zu Benzin und Diesel, die aus fossilen Rohstoffen mit limitiertem Vorkommen produziert werden, wird Biosprit aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt. Die heute verwendeten Biokraftstoffe sind einerseits Biodiesel und Pflanzenöl für Dieselfahrzeuge und andererseits Bioethanol für Benzinfahrzeuge.

Biodiesel kann aus verschiedenen Pflanzenölen, wie Rapsöl oder Sojaöl aber auch aus Altspeise- und Tierfetten hergestellt werden und wird in Dieselfahrzeugen genutzt. Bioethanol ist ein Alkoholprodukt, das vor allem aus Mais, Getreide oder Zuckerrohr durch Fermentierung hergestellt wird und in Fahrzeugen mit Benzinmotor verwendet wird. Meist werden sowohl Biodiesel als auch Bioethanol als Blendkomponente verwendet, das heißt dem normalen Diesel oder Benzin wird ein bestimmter Prozentsatz Biodiesel oder Bioethanol beigemischt.  Biodiesel und Bioethanol können aber auch zu 100% als Treibstoff verwendet werden. Nicht alle Fahrzeuge können Biokraftstoffe verwenden, daher müssen die Motoren entsprechend angepasst werden.   

Politische Rahmenbedingungen zur Förderung von Biokraftstoffen

Um die Schadstoffemissionen zu verringern und die Klimaziele zu erreichen, hat die EU bereits 2008 Richtlinien erlassen, welche festlegen, dass bis zum Jahr 2020 10% des Treibstoffverbrauches im Transportsektor aus erneuerbarer Energie und zu einem großen Teil aus Biokraftstoffen hergestellt werden muss. Um die Autofahrer dazu anzuregen Benzin oder Diesel mit beigemischtem Biokraftstoff zu tanken, gibt es auch finazielle Anreize. Auch in den USA und in vielen Industrie- und Schwellenländern versucht man den Anteil an Biokraftstoffen kontinuierlich zu erhöhen und hat sich auf entsprechende Vorgaben geeinigt, um die Verwendung von Biokraftstoffen voranzutreiben.

Entwicklung der weltweiten Produktion von Biokraftstoffen

Seit der Jahrtausendwende ist die Produktion von Biotreibstoff von 200.000 Barrels pro Tag auf fast 1.600.000 Barrels angestiegen. Das bedeutet, dass sich die weltweite Produktion fast verachtfacht hat. Seit 2010 hat sich das Wachstum weniger stark entwickelt. Ein Grund dafür sind die niedrigen Benzin- und Dieselpreise als Folge der stark gesunkenen Rohölpreise, welche die Konkurrenzfähigkeit von Biotreibstoffen stark beeinträchtigt haben. Laut Internationaler Energiebehörde betrug im Jahre 2014 der Anteil von Biotreibstoff im Verkehrssektor weltweit 4%, von einer weiteren zukünftigen Steigerung kann ausgegangen werden. Laut Prognose der Internationalen Energiebehörde wird der Anteil von Biokraftstoff bis zum Jahre 2050 im Transportsektor mehr als ein Viertel betragen.

Von dem im Jahre 2015 hergestellten Biotreibstoff wurden mehr als 85% in nur 9 Ländern produziert, nämlich in den USA, in Brasilien, Deutschland, Frankreich, China, Argentinien, Thailand und Indonesien.

Vorteile von Biotreibstoffen

Im Unterschied zu Benzin und Diesel, die aus Erdöl, einem Rohstoff, der nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, hergestellt werden, sind die Rohmaterialien von Biotreibstoffen erneuerbar.

Biokraftstoffe tragen zum Klimaschutz bei, da bei ihrer Verbrennung weniger Schadstoffe ausgestoßen werden. Auch wenn ihre CO2-Bilanz bedingt durch die Herstellungsverfahren nicht vollständig neutral ist, können sie doch in erheblichem Maß zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen im Verkehrssektor beitragen.

Biotreibstoffe können auch aus Abfall hergestellt werden und fördern so eine sinnvolle Abfallverwertung. Da Biotreibstoffe meist vor Ort hergestellt werden, verringert sich die Abhängigkeit von importieren fossilen Energien.

Die Errichtung von Biotreibstoffanlagen gibt wirtschaftliche Impulse durch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.  Der Anbau nachwachsender Rohstoffe ist heute eine wichtige Einkommensalternative für die Landwirtschaft.

Nachteile von Biokraftstoffen

Obwohl Biotreibstoffe weniger Schadstoffemissionen hervorrufen als Benzin und Diesel, so werden beim Anbau der entsprechenden Getreide- und Pflanzensorten, sowie bei der Erstellung der Biotreibstoffanlagen hohe Schadstoffemissionen freigesetzt. Kritiker weisen auch auf den hohen Wasserverbrauch beim Anbau von Pflanzen für die Herstellung von Biodiesel hin.

Durch die Herstellung von Biokraftstoff aus Palmöl kommt es zu massiven Abholzungen von Tropenwäldern, was wiederum negative Folgen für die Umwelt hat.

Biokraftstoffe stehen in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln. Dies macht sie ökonomisch und moralisch fragwürdig. Eine erhöhte Nachfrage kann zu überhöhten Preisen lebensnotwendiger Nahrungsmittel, wie Weizen, Mais etc. führen.  Um diesem Nachteil entgegenzuwirken, wird schon seit Jahren in neue Forschungsprojekte investiert, um Biokraftstoffe aus Pflanzenabfällen (z. B. Stroh) oder aus Pflanzen, die keine wichtigen Nahrungs- oder Futtermittel sind, herzustellen. In diesem Zusammenhang spricht man von Biokraftstoffen der 2. und 3. Generation.

Ein großes Potenzial sehen Forscher in Algen. Sie können wie Raps mithilfe von Sonnenlicht und Kohlendioxid energiereiche organische Substanzen bilden. Aus Algen kann durch ein chemisches Verfahren 20-mal so viel Biodiesel hergestellt werden wie aus der gleichen Menge Raps. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Algen-Anbau nicht mit landwirtschaftlichen Nutzflächen konkurriert.

Zukunftsperspektiven

Die Mobilität unserer Gesellschaft basiert heute immer noch zum größten Teil auf fossilen Energiequellen, vor allem auf Erdöl. Da Erdöl-Vorkommen jedoch begrenzt sind und andererseits Produkte aus fossiler Energie die Umwelt stark belasten, ist es notwendig Alternativen anzubieten. Gelingt es Biotreibstoff aus Rest- und Abfallstoffen und aus Pflanzen, die nicht als Nahrungs- und Futtermittel dienen in großem Ausmaße herzustellen, dann wird der Anteil von Biotreibstoff im Transportsektor kräftig ansteigen, wie das diverse Studien prognostizieren. Die Verwendung von Biokraftstoffen könnte dann, zusammen mit anderen Alternativen, wie E-Autos und Wasserstoffautos dazu beitragen im Transportsektor den Einsatz fossiler Energien erheblich zu reduzieren und so die klimapolitischen Zielsetzungen zu erreichen und die Versorgungssicherheit von Treibstoffen zu gewährleisten.