Society | Medicus Comicus

Kunigunde und Dolcella Salatella – ein Lachen herbeispielen

Wenn sie kommen, ist nichts mehr wie es war. Sie verzaubern sterile Flure, hauchen zarte Seifenblasen in die Luft und versüßen Momente. Clowns im Krankenhaus – nun wird Nachwuchs gesucht.

Kunigunde ist die Strenge. Kunigunde liebt geregelte Abläufe, Struktur eben. Dolcella Salatella ist die Tolpatschige, die Chaotin, die alles versaut. Und schon läuft das Spiel. Manchmal ist es leicht, das Spiel, der Austausch. Zwischen den roten Nasen und den anderen. Manchmal ist es schwierig. Spiel ist immer auch Leben.

Rote Nase allein reichen nicht um Clown zu sein. Es sind abgestimmte Feinheiten, tiefe Sensibilität, die es braucht. Die es sich anzueignen gilt, in einer umfassenden Ausbildung, in einem Heranwachsen der Persönlichkeit wie es Erich Meraner, Präsident von Medicus Comicus, beschreibt: „Wir legen großen Wert auf die Qualität der Ausbildung. Und danach fängt der Clown erst an zu wachsen.“ Fünf Jahre, sagt man braucht es, damit ein Clown ausgereift ist.

"Es hätte mir geholfen"
Daniela Friedrich
alias Kunigunde ist seit zwei Monaten für Medicus Comicus in Südtirols Krankenhäusern unterwegs. Selbst Mutter, weiß die 38-jährige was es heißt, zu warten, Geduld zu haben. Unwissend zu sein, zwischen Krankenhausstühlen und sich öffnenden und schließenden Türen. „Ich hatte bei beiden Jungs viele Krankenhausaufenthalte“, erzählt Daniela, die in der Nähe von Flensburg aufgewachsen ist: „Ich musste viel warten im Krankenhaus. Und leider bin ich nicht aufgefangen worden - in der Zeit. Weder von einem Seelsorger, noch von einem Clown. Im Nachhinein denke ich, dass das sehr hilfreich gewesen wäre.“

Clowns mal zwei
Schwierige Geschichten sind es oft, sagt die studierte Theaterpädagogin, die ihr in den Krankenhäusern begegnen. "Deshalb ist es auch ganz wichtig, dass wir zu zweit als Clowns unterwegs sind. Wir können uns die Bälle im Spiel gegenseitig zuwerfen, das ist einfach eine andere Energie.“ Vorbesprechung, im Auto gemeinsam zu den Krankenhäusern fahren, sich schminken und herrichten, dann singen, tanzen, hüpfen, zaubern. "Nach dem Spiel den Austausch noch mal gemeinsam durchgehen", das rundet das Ganze ab, weiß die Clownin.

Medicus Comicus sucht neue, junge Clowns (Alter bis 40 Jahre) – Das Casting findet am 31. Mai, 1. und 2. Juni 2014 ab 9:30 Uhr im Papperlapap Bozen statt. Bewerbungen bis 30. April 2014 an den Verein Medicus Comicus, mehr Infos hier.

Ein Augenblick der Begegnung
Mit ihrer Familie wohnt die leidenschaftliche Theaterspielerin in Bozen und sie sagt, es geht bei Medicus Comicus um „das Erhellen von Stimmungen, nicht nur in den Zimmern, sondern auch mit den Ärzten oder Reinigungskräften.“ Es ist ein kurzer Moment, manchmal ein Lächeln, manchmal ein Mitsummen wenn Kunigunde die Ukulele anstimmt. Ein kurzer Moment der Begegnung, des Aufeinandertreffens - für die Clowns, für die PatientInnen, für die Eltern. „Vor allem die Mütter“, weiß Daniela „sind oft sehr berührt. Mit den Babys spielen wir ja auch, oder mit Kleinkindern. Das ist ein sehr sanftes, ein feines Spiel.“

„Vor allem die Mütter sind oft sehr berührt. Mit den Babys spielen wir ja auch, oder mit Kleinkindern, aber das ist ein sehr sanftes, ein feines Spiel.“

Der Andere im Hier
Immer steht die Stimmung der Anderen im Vordergrund, „man muss spüren, wie es dem Kind geht, wo die Eltern stehen, einfach drauf los spielen geht nicht.“ Was steht hinter dem Menschen, seiner Krankheit, seinem Zustand? „Ja“, sagt Daniela, „manchmal ist es schon sehr schwierig, wenn man Menschen begegnet, wo das körperliche Leid so offensichtlich ist. Einmal fehlte einer Frau, die einen Tumor hatte, die ganze Nase. Das war schwer anzuschauen, aber in meiner Clownenergie auch wieder nicht. Denn ihr Anblick, ihr Ausschauen war eigentlich kein Thema.“

Es geht bei den Klinikclowns in aller Welt und auch bei jenen von Medicus Comicus um ein Inne halten, um ein Hinschauen, um viel Spürsinn- und Tiefsinn. Und wenn der lästige Tropf, den das krebskranke Kind mit sich stolz herumführt, zu einem Bodyguard wird, wenn aus dem täglich benutzten Gummihandschuh eine lustige Figur wird, dann weiß Kunigunde, sie hat es geschafft. Die Ernsthaftigkeit des Krankenhauses zu kippen, und dem Humor, dem Leben, dem Moment, die Fenster auf zu machen.