Economy | Kellerei

Benko zieht in Gries ein

Die Mitglieder der Kellerei Bozen haben entschieden: Die alte Kellerei in Gries geht an Benko, der neue Sitz entsteht in Moritzing. Doch nicht alle sind glücklich.

Nun ist es fix: Nach dem Areal in und um die Südtiroler Straße sowie das Gebiet am Virgl wird René Benko auch den Sitz der Kellerei Gries am Grieser Platz kaufen. salto.bz hatte am Dienstag exklusiv über die Absichten des Tiroler Investors berichtet. Auf der Genossenschaftssitzung der Kellerei Bozen am Donnerstag Abend wurden die Spekulationen bestätigt.


Neubau durch Immobilien- und Finanzgeschäfte finanziert

Michl Bradlwarter, Obmann der Kellerei, teilte den Mitgliedern der Genossenschaft auf der Vollversammlung mit, dass mehrere Angebote für den Kauf des Sitzes eingegangen seien. Schließlich habe man sich für jenes einer Gesellschaft entschieden, der neben René Benkos Signa Holding auch Rauchbau angehöre. Rauchbau wollte anfänglich als alleiniger Käufer das alte Kellereigelände erwerben. Der Kaufpreis war dann allerdings aufgrund verschlechterter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nicht mehr stemmbar gewesen. Nun hat Rauchbau mit Benkos Signa einen Partner und finanzkräftigen Investor gefunden. Man will das Geschäft gemeinsam abwickeln.

Es gibt Vermutungen, dass Benko durch die “Rettung” der Kellerei Bozen die Bauern im Bozner Gemeinderat auf seine Seite ziehen wolle.

17 Millionen Euro werden die Bozner Weinbauern für ihren alten Kellerei-Sitz erhalten. Das entspricht knapp der Hälfte der für den Neubau des Sitzes benötigten Summe. Der Verkauf der Außenstelle der Kellerei Gries soll weitere sechseinhalb Millionen Euro in die Kassen spülen. Laut Informationen des Corriere dell’Alto Adige soll eine Bozner Familie bereits Interesse an dem Gebäude in der Brennerstraße bekundet haben.

“Cari soci, pensateci bene prima di accettare l’abbraccio della lobby di Benko”

Somit kann die Kellerei Bozen mit 23 Millionen aus den Immobilienverkäufen rechnen. Die restlichen Gelder für den 36 Millionen teuren Bau des neuen Sitzes werden durch die Aufnahme eines Kredites in der Höhe von 12 bis 15 Millionen Euro aufgebracht.


Benkos Pläne für Gries gefallen nicht allen

“Wir wünschen uns, dass auch in Gries etwas passiert und haben uns daher dazu entschlossen, zu investieren”, sagte der Benko-Vertraute Heinz Peter Hager im Gespräch mit der Tageszeitung Dolomiten. Eine ungewöhnliche Entscheidung des Tiroler Tycoons. Gilt sein Investment-Interesse doch eher Geschäften in viel größerem Ausmaß. Es gibt Vermutungen, dass Benko durch die "Rettung" der Kellerei Bozen die Bauern im Bozner Gemeinderat auf seine Seite ziehen und dadurch verhindern wolle, dass sie gegen sein Kaufhaus-Projekt auf die Barrikaden gehen.

36 Millionen kostet der Neubau der Kellerei in Moritzing. 17 Millionen kommen vom Verkauf des Sitzes am Grieser Platz, 6,5 von der Veräußerung des Außensitzes in der Brennerstraße. Darüber hinaus wird ein Kredit über 12 bis 15 Millionen Euro aufgenommen.

30.000 Kubikmeter werden der Signa durch den Kauf des alten Kellereigeländes zur Verbauung zur Verfügung stehen. Am Grieser Platz sollen an die hundert Wohnungen entstehen, leistbar auch für den Mittelstand. Wenig erfreut vom munteren Voranschreiten des Tiroler Investors in Bozen zeigt sich Rudi Benedikter. Er hatte im Vorfeld der Genossenschaftsversammlung einen Appell an die Mitglieder gerichtet: “Cari soci, pensateci bene prima di accettare l’abbraccio della lobby di Benko”, so sein Aufruf. Benedikter hatte 2009 gemeinsam mit Anrainern und Umweltschützern gegen den Beschluss des Bozner Gemeinderates, die Ensembleschutzbindung der Grieser Kellerei aufzuheben, Rekurs eingelegt. Dieser wurde jedoch abgelehnt. Nun warnt er vor dem “gefährlichen Pakt mit den Lobbyisten”: “Am Grieser Platz werden wir anstatt einer historischen Struktur in Zukunft Betonblöcke haben.”

Der neue Sitz der Grieser Kellerei wird indes nun definitiv in Moritzing entstehen. Mit großer Mehrheit haben sich 148 der 169 anwesenden Genossenschaftsmitglieder für den Deal ausgesprochen. Drei Stunden hat die Diskussion gedauert. Erneut wurde auch die Standortfrage auf den Plan gebracht. Eine Studie hatte wie berichtet ergeben, dass ein Neubau in Rentsch kostengünstiger und aus logistischer Sicht sinnvoller gewesen wäre. Doch bereits im Vorfeld hatte Obmann Bradlwarter verkündet, dass die Standortfrage längst schon vom Tisch sei. Und das Ergebnis der Abstimmung gibt ihm wohl recht.