Verkehrsfreier Sommer am Sellajoch
5.734 Fahrzeuge an einem Spitzentag im August. Das sind zu viele. Auch der Durchschnitt von 3.000 motorisierten Vehikel, die den Pass täglich befahren. Und deshalb soll das Sellajoch im Sommer für den Verkehr geschlossen werden. Zumindest versuchsweise. Der Vorschlag einer zeitweisen Sperre für den Dolomitenpass kommt aus dem Trentino. Florian Mussners Vision von verkehrsfreien Bleichen Bergen ist dort auf fruchtbaren Boden gestoßen. Ursprünglich wollte der Mobilitätslandesrat eine Maut für den vielbefahrenen Dolomitenpass einführen. Nun zeigt er sich über den gefundenen Kompromiss erfreut: “Endlich sind wir einen Schritt weiter.”
Am Ende eines Treffen zwischen Mussner, seinem Trentiner Amtskollegen Mauro Gilmozzi und dem Südtiroler Landesrat für Natur- und Umweltschutz Richard Theiner war man sich einig: Das Sellajoch soll verkehrsberuhigt werden. “Ich freue mich darüber dass auch das Trentino einen Vorschlag gemacht hat, wie der Verkehr am Pass verringert werden könnte”, so Mussner im Gespräch mit der Tageszeitung Alto Adige. Dieser Vorschlag sieht eine probeweise Schließung des Sellajoches zu gewissen Zeiten vor. Gestartet wird mit der zeitweisen Sperre im Sommer 2016. “Für heuer haben wir es nicht geschafft, etwas zu unternehmen”, gesteht Mussner. “Doch ist Gilmozzis Vorschlag ein guter Ausgangspunkt, um in Zukunft die Verkehrssperren auch auf andere Dolomitenpässe auszuweiten.”
Nun gilt es abzuwarten, ob die Schließungsmaßnahmen auch rechtlich in Ordnung geht. Eine Studie aus dem Trentino soll in dieser Sache Klarheit schaffen. Denn schließlich muss eine den Gesetzen entsprechende gemeinsame Lösung zwischen drei Provinzen und zwei Regionen gefunden werden. Daher sollen auch die betroffenen Gemeinden, das Komitee für den Schutz der Dolomitenpässe, die Provinz Belluno sowie die Stiftung Dolomiten UNESCO in die Diskussion eingebunden werden.
Eine von allen akzeptierte Lösung wird kein einfaches Unterfangen. Das Komitee für den Schutz der Dolomitenpässe hat einer zeitweisen Pass-Sperre im Allgemeinen bereits eine Absage erteilt. Die Befürchtung: Umsatzrückgänge und Arbeitsplätze, die verloren gehen könnten. “Für uns wäre das das Ende”, fürchtet Osvaldo Finazzer, Besitzer des Hotels am Prodoijoch und Präsident des Komitees. Eine andere Vision hat Florian Mussners: “Falls die Sperre autorisiert wird, wäre dies ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Dolomiten und gegen den Verkehr, der bekanntermaßen exzessive Ausmaße annimmt.”