GKN 4.0
Es sind Nachrichten, die im Jahr 2017 Seltenheitswert haben. Auch deshalb ließ es sich Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat Arno Kompatscher am Mittwoch wohl nicht nehmen, trotz dichtem Terminkalender persönlich an einer Pressekonferenz der GKN-Gruppe in Bruneck teilzunehmen. Zwei neue Betriebsstätten in Sand in Taufers und Welsberg sowie Konzentration auf die Zukunftssektoren Elektromobilität und Industrie 4.0, waren die Schlagzeilen, mit denen die Südtiroler Niederlassung des weltweit führendes Technologie-Unternehmens mit insgesamt 58.200 Mitarbeitern an die Öffentlichkeit ging. Ganz andere Töne also als die Nachrichten zu Überstellungen in die Lohnausgleichkasse bei den GKN-Töchter Driveline und Sinter Metals, die in Bruneck vor nicht einmal zehn Jahren im Zuge der weltweiten Finanzkrise und der damit verbundenen Talfahrt im Automobilsektor für Unruhe sorgten.
Schließlich ist GKN dort mit insgesamt über 1300 Beschäftigten in den Bereichen GKN Driveline (Entwicklung und Fertigung von Komponenten für Elektroantriebe sowie Allradgetriebe im Automobilsektor), GKN Off-Highway Powertrain (Entwicklung und Fertigung von Antriebskomponenten für Maschinen in der Landwirtschaft und im Bausektor) sowie GKN Sinter Metals (Entwicklung und Fertigung von Komponenten im Pulvermatellurgie-Verfahren für den Automobilsektor und industrielle Anwendungen) eine tragende Säule des lokalen Arbeitsmarktes. Die bereits seit 2010 wieder auf kontinuierlichen Wachstumskurs zurückgekehrt ist, wie Geschäftsführer Alexander Burger sagt. Das wiederum hat dazu geführt, dass das Brunecker Werk mittlerweile aus allen Nähten platzt. Deshalb wird die Produktion der GKN Off-Highway Powertrain, also von Antriebskomponenten für Landwirtschaft, Baumaschinen sowie Sondermaschinen, ab Herbst 2017 in eine neue Produktionsstätte in Welsberg verlegt. Die Stammbelegschaft von bisher 170 Mitarbeitern wird bestehen bleiben und für den neuen Standort übernommen, versicherte Betriebsleiter Andreas Kaufmann.
Bereits im April wurde dagegen eine zweite neue GKN-Niederlassung in Sand in Taufers in Betrieb genommen. Dort werden nun im so genannten ex-Lacedelli-Gebäude – einer jahrelang leerstehenden Halle, die nun an die neuen Anforderungen angepasst wurde –, hochpräzise Sinterprodukte mit modernsten Fertigungskonzepten herstellen, erklärte Betriebsleiter Nikolaus Bachmann.
"Es ist nicht nur spannend für uns alle, im Bereich Elektromobilität vorne mit dabei zu sein, sondern auch eine große Chance für Südtirol, unsere jungen Talente und speziell Bruneck als Innovationsstandort."
Durch die Auslagerungen einzelner Produktionsschienen entsteht im Brunecker Werk zusätzliche Fläche, um Reinraum-Montagebereiche für Elektroantriebe zu schaffen - unter Berücksichtigung neuester Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0, wie die Betriebsleitung unterstrich. Die Entwicklungsarbeit im Bereich Elektroantriebe ist laut Burger seit sieben Jahren eines des Steckenpferde des Brunecker Werks, was sich nun mit der Einrichtung eines entsprechenden Kompetenz- und Innovationszentrum für die gesamte internationale Gruppe bezahlt macht. „Es ist nicht nur spannend für uns alle, im Bereich Elektromobilität vorne mit dabei zu sein, sondern auch eine große Chance für Südtirol, unsere jungen Talente und speziell Bruneck als Innovationsstandort“, erklärte Burger.
Auch bei GKN Sinter Metals wird das Motto Industrie 4.0 in die Tat umgesetzt – mit der Erfassung, Vernetzung und intelligenten Nutzung von Daten und Informationen, die ein enormes Verbesserungspotential aller Fertigungs- und Geschäftsprozesse bieten, erklärte der Bereichsverantwortlicher Wolfram Messner.
Man muss sich immer wieder neu erfinden und weiterentwickeln – dann kann Expansion trotz altbekannter Standortnachteile wie hoher Kosten und Steuern oder italienischer Bürokratie vor Ort stattinden, unterstreicht Alexander Burger. Ein klarer Standortvorteil im Vergleich zu vielen anderen GKN-Niederlassungen sei auch das Personal. „Unsere Mitarbeiter hier sind gut ausgebildet, mehrsprachig, motiviert und haben Durchsetzungsvermögen“, sagt der Geschäftsführer. Rosen gab es aber auch für die gesamte Gruppe, die zur wirtschaftlichen Entwicklung des Pustertals über die Jahrzehnte einen unverzichtbaren Beitrag geleistet hat, wie Landeshauptmann Arno Kompatscher unterstrich: „Unseren Lead-Unternehmen kommt gerade im ländlichen Raum eine noch größere Bedeutung zz“, erklärte er. „Die Arbeitsplätze vor Ort eröffnen unserer Jugend Zukunftschancen in ihrem Heimatbezirk, tragen wesentlich zur Lebensqualität unserer Familien bei, steigern die Wertschöpfung und sichern den Wohlstand.“