Islam-Zentrum im Klimaturm
Man kann die einstige Bozner Industriezone als Spiegel gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen sehen: Einst wichen hier Apfelbäume den Fabriken der Faschisten. Später manifestierte sich der Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft in der Abwanderung vieler Industriebetriebe und der Entstehung von Dienstleistungszentren oder Einkaufstempeln. Doch auch die Wandlung in eine multikulturelle Gesellschaft hinterlässt in Bozen Süd in Spuren: „La zona produttiva si sta transformando in zona religiosa“, schreibt der Bozner Journalist Marco Angelucci am Mittwoch im Corriere dell’ Alto Adige. Grund dafür ist der geplante Kauf eines Stockwerks im sogenannten Hafner-Turm, dem Plus Klimaturm des Unternehmens Hafer, durch die größte islamische Organisation im Land „Il dialogo“. Und, das dort geplante Kulturzentrum ist bei weitem nicht die erste religiöse Einrichtung in Bozen Süd. Auf die Eröffnung eines Zentrum der Gemeinschaft der indischen Sikh im vergangenen April war im Vorjahr jene eines islamischen Zentrums der Vereinigung nordafrikanischer Familien sowie noch zwei nigerianische Gebetsstätten gefolgt.
Die Vereinigung „Il dialogo“ , die bereits zu Beginn der Nuller Jahre gegründet wurde, hat heute ihren Sitz in der Bozner Turinstraße und war schon lange auf der Suche nach einem eigenen Gebets- und Kulturzentrum. Laut dem Bericht des Corriere wurden dafür Mittel der Mitglieder gesammelt, die nun in ein Stockwerk des Bürogebäudes investiert werden sollen. Ein Vorvertrag stehe bereits, auch das OK zur Umwidmung der Zweckbestimmung von Seiten der Gemeinde Bozen liege bereits vor – wenn auch mit mehreren Einschränkungen infolge des Flughafen-Risikoplans.
Pöders Sorgen
Vor allem die im Corriere-Bericht beschriebene Nähe von „Il dialogo“ zur Unione delle comunità islamiche in Italia“ (Ucoii) sowie der Muslimbrüderschaft hat bereits erste alarmierte Reaktionen aus dem rechten politischen Lager hervorgerufen. „Es ist aufzupassen, dass hier nicht unter dem Deckmantel des ´Dialogs und sanfter Töne´ ein Sammelpunkt radikalislamischer Muslime in Südtirol entsteht", reagierte BürgerUnion-Landtagsabgeordneter Andreas Pöder unmittelbar auf den Bericht. Er stellt unter andere in Frage, wie ein gesamtes Stockwerk durch Spendengelder finanziert werden könne und ruft dazu auf, den Trägerverein des künftigen Islam-Zentrums, aber auch die italienische Sammelorganisation Ucoii und die Muslimbrüderschaft mit größter Skepsis zu betrachten. „Derartige Zentren dienen oft als ´Durchlauferhitzer´ für leicht zu radikalisierende Muslime. Das brauchen wir in Südtirol nicht.“ Kritisch sieht Pöder auch die rasche Zusage der Gemeinde Bozen zum neuen Islam-Zentrum, die er als fahrlässig und blauäugig bezeichnet. Mit einer Anfrage will der Landtagsabgeordnete nun klären, inwiefern die Landesregierung über die Entstehung des neuen Kulturzentrums informiert war und ist.