Es ging alles sehr schnell, sagt Emanuele Guidi, 35-jähriger Kunstkurator aus Carrara. "Als ich von der Suche der Galerie Museum nach einem neuen künstlerischen Leiter erfuhr, hab ich mich spontan beworben, ich kam auf die short list und wurde zum Kolloqium mit der Präsidentin eingeladen." Aus über 70 Einsendungen hat sich die Jury für den Wahlberliner entschieden. Die Galerie Museum Arge Kunst, gegründet 1985, ist ein Kunstverein der der Forschung und Innovation im Kunst- und Kulturbereich breiten Raum gibt. Gesucht wurde demnach eine Persönlichkeit mit eigenverantwortlicher kuratorischer Tätigkeit und einer experimentelle Vermittlungsstrategie.

Es ist seine erste institutionelle Aufgabe, sagt Emanuele Guidi. Bisher hat er zahlreiche Projekte und Ausstellungen in ganz Europa kuratiert, beispielsweise das künstlerische Programm des Transeuropa Festivals.

Am vergangenen ersten Juniwochenende war Guidi dann zum erstenmal für längere Zeit in Bozen, er nahm an der Jahreshauptversammlung des Vereins Arge Kunst teil und wurde auch gleich schon mit dem ersten Projekt für September beauftragt. "Das erzeugt jetzt schon einen gewissen Druck," meint Guidi, "aber ich habe bereits etliche Ideen für die Galerie Museum im Sinn." Das allererste Projekt, so Guidi, sollte eine Art Präsentation der eigenen Methodologie werden, ein Aufzeigen wie und auf welche Weise er arbeitet. Die Art, wie er arbeitet, sei eine Praxis des Interdisziplinären; ein Aufbrechen tradierter Gedankenmodelle, er wolle eine Öffnung der Galerie nach außen. "Ich habe bisher die beiden Nachbarn der Galerie Museum besucht, das Archäologiemuseum und das Stadtmuseum von Bozen und ich kann mir vorstellen, mit beiden zu arbeiten. Ich arbeite gern ohne Vorurteile, das heißt, dass auch der Kontext nicht immer ein zeitgenössischer sein muss." Auch möchte er die Kunst- und Kulturproduktion des Landes noch besser kennenlernen, sie erscheine ihm unglaublich reichhaltig. Den Museums- bzw. Ausstellungsbegriff anders prägen, das möchte Emanuele Guidi. Er wird, da die künstlerische Leitung als Halbtagesstelle vereinbart war, die Hälfte seiner Zeit weiterhin in Berlin verbringen und regelmäßig nach Bozen kommen.