Society | Zölibat

Ehemann und Priester sein

Der verheiratete katholische Priester Alfons Messner hat sich am 26. Mai zu Fuß nach Rom aufgemacht, um dem Papst eine Petition zu übergeben; er möchte Ehemann und Vater sein und trotzdem Pfarrer bleiben.

Ein streitbarer Mann ist Alfons Messner sicherlich, ein Mann mit Idealen und Werten. Warum darf ein Mann nicht gleichzeitig katholischer Priester und Ehemann bzw. Vater sein, fragt er seit Jahrzehnten. Er fragt es öffentlich, hat nie einen Hehl aus seiner Liebe zu einer Frau, aus seinem Vatersein gemacht; jedoch wollte er auch nie seine Berufung, sein Wirken als katholischer Priester aufgeben.

Bereits als Kind wollte er Priester werden, seiner Familie vom Rielingerhof am Ritten war das recht und so wurde er am 24. Juni 1979 zum Priester geweiht. "Er war ein ganz besonderer Priester, beliebt und volksnah," erinnert sich Georg Oberrauch, Freund und Herausgeber des gerade erschienenen Buches von Alfons Messner Bewegtes Leben. "Alfons bekam als Priester in der Diözese Bozen Brixen viel Anerkennung für seine Arbeit." Mit großer Begeisterung war er Priester in der Diözese Bozen-Brixen und später dann Pfarrer in einer Gemeinde in Ecuador. Dort lernte er die Pastoralassistentin Aurea kennen und lieben, das erste gemeinsame Kind wurde geboren. Alfons Messner tat dies nicht im Verborgenen, er ging mit seiner Frau zum Bischofssitz, ging mit ihr gemeinsam zu Seelsorgetagungen, wollte provozieren. Seit Jahrzehnten kämpft er gegen den Zölibat, gegen die strenge Auslegung des Vatikans; er kam zurück nach Südtirol, wo er einen Job als Hausmeister in einer Oberschule fand. Seine drei Kinder sind mittlerweile fast erwachsen. Alfons Messner hat jedoch nicht aufgehört, zu kämpfen. In Selbsthilfegruppen und bei Organisationen wie "we are church" engagiert er sich weiterhin für eine "menschlichere Kirche." Und er will noch ein letztes versuchen.

Am 26. Mai hat er sich zu Fuß auf den Weg nach Rom gemacht, er hat ein Memorandum verfasst und möchte dieses Papst Franziskus übergeben. salto.bz erreicht Alfons Messner telefonisch, gerade hatte er seine Sachen gepackt, um die Tagesetappe von 33 Kilometern anzugehen. Zwischen Pietrasanta und Lucca befindet er sich, sagt er mit heiserer Stimme, er ist erkältet, weil die Luft frisch und kalt ist, ansonsten sei es jedoch herrlich, berichtet er gutgelaunt. "Ans Gehen habe ich mich mittlerweile gewöhnt, die Anfangsschwierigkeiten wie Blasen an den Füßen sind verschwunden, es läuft sich sehr gut." Er marschiert geradewegs auf sein Ziel zu, Rom, wo er dem Papst seine Petition übergeben möchte. "Bei mir ist nicht der Weg das Ziel, wie man es beim Pilgern so gerne sagt, sondern ich möchte wirklich nur so schnell wie möglich nach Rom kommen, deswegen gehe ich auch auf den Asphaltstraßen, wie gerade die Via Aurelia." 350 Kilometer hat Alfons Messner noch vor sich, er schätzt seine Ankunft auf den 18. bis 20. Juni ein. "Dann bin ich am Ziel, ich möchte  mit Papst Franziskus eine kleine Unterredung haben, 2 Minuten würden mir schon reichen."

Dem Papst will Alfons Messner seine schriftliche Bitte überreichen, den Zölibat zu überdenken. Gerade in seinem Fall habe es schmerzliche Konsequenzen gehabt, er und seine Familie seien wiederholten Schikanen und Demütigungen ausgesetzt gewesen. Denn laisieren ließ sich Pfarrer Messner nie, trotz wiederholten Druckes seines Bischofs. 

"Mein sehnlichster Wunsch ist es, eine kleine Lawine loszutreten," sagt Alfons Messner, "wenn alle Priester in Südtirol und darüberhinaus, die eine Partnerin oder Kinder haben, den Mut fänden dies öffentlich zu sagen, dann bin ich mir sicher, fällt die Mauer des Vatikans."