„Ihr werdet euch bis morgen gedulden müssen“, sagt Pius Leitner am Montagnachmittag zu allen Journalisten. Auch zu salto.bz. Dabei ist zu diesem Zeitpunkt längst klar, dass der Parteigründer, Ehrenobmann und Langzeit-Abgeordnete bei den Landtagswahlen im Oktober wieder auf der blauen Liste antreten wird.

Formal fällt die Entscheidung erst einige Stunden später. Als sich am selben Abend der Parteivorstand der Südtiroler Freiheitlichen zur Abstimmung über die Kandidatenliste trifft. Dabei wird in geheimer Wahl über jeden Kandidaten abgestimmt.

An diesem Abend wird aber auch klar, dass diese Vorwahlen kein Theater sind. Sondern ein durchaus harter, politischer Verdrängungskampf.

Dies bekam Roland Tinkhauser am Montagabend schmerzlich zu spüren.

Der amtierende Pfalzner Landtagsabgeordnete hatte sich bereit erklärt im Oktober wieder anzutreten. Deshalb hat der Freiheitliche Obmann Andreas Leiter-Reber am Montag am Rande der Vorstellung der neuen blauen Hoffnung, Anna Pitarelli, auch offen erklärt, dass alle sechs amtierenden Landtagsabgeordneten ihre Bereitschaft zu einer Wiederkandidatur erklärt hätten.

Doch am Abend bei der Abstimmung im Parteivorstand - dem Tinkhauser nicht angehört - wurde Roland Tinkhauser nicht mehr auf die Landtagsliste gewählt. Der Hauptgrund für diesen klaren Misstrauensantrag: Tinkhauser war - in Absprache mit der damaligen Parteiführung - offen beim Flughafen-Referendum für ein Ja eingetreten. Das hat ihm ein gewichtiger Teil der Südtiroler Freiheitlichen bis heute übel genommen.

 

 

Ein Name wird aber sehr wohl auf jener 35köpfigen Kandidatenliste stehen, die Obmann Leiter-Reber am Dienstag im Bozner Hotel Mondschein präsentieren wird. Jener von Pius Leitner. „Diese Kandidatur sichert uns ein Landtagsmandat“, sagt einer aus dem blauen Maschinenraum.

Der heute 64jährige Valser Zollbeamte, ehemalige Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, sowie SVP-Aktivist, war 1992 einer der Gründer der Südtiroler Freiheitlichen. 1993 zog Leitner erstmals in den Landtag ein. Viermal wird Leitner wiedergewählt. 2013 schafft er mit 36.761 Vorzugsstimmen ein besseres, persönliches Ergebnis als der Großteil der späteren Landesregierungsmitglieder.
 

Pius Leitner politische Karriere endet völlig überraschend im Frühjahr 2017. Als Fraktionssprecher wird er am Bozner Landesgericht erstinstanzlich zu einer bedingten Haftstrafe wegen Veruntreuung und Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung der Fraktionsgelder verurteilt. Am 17. März 2017 reicht er deshalb seinen Rücktritt ein, der vom Regionalrat am 4. April angenommen wird. Für Leitner rückt Hannes Zingerle in Landtag nach.

Am 18. September 2017 wird Pius Leitner aber im Berufungsprozess vom Oberlandesgericht freigesprochen. Damit ist der blaue Politiker öffentlich rehabilitiert.

Selbst die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen den Freispruch am Kassationsgericht hat man inzwischen offensiv in den blauen Landtagswahlkampf eingeplant. Das Urteil wird mit Sicherheit erst nach den Landtagswahlen ergehen. Dann hat Pius Leitner das Landtagsmandat längst geholt. Im schlechtesten Fall rückt einer oder einer aus der blauen Kandidatenliste nach.

Demnach steht einem Comeback nichts mehr im Weg.

Pius Leitner hat seit Monaten ernsthaft abgewogen, ob der kandieren soll oder nicht. Nach Informationen von salto.bz waren am Ende die zahlreichen Zuschriften, Emails und Anrufe, die der langjährige Obmann der Südtiroler Freiheitlichen erhielt, für sein Ja ausschlaggebend. „Diese Briefe haben ihn wirklich berührt“, sagt ein enger Freund Leitners „aber auch überzeugt, dass es ihn im Landtag noch braucht“.