Society | Jugendberatung

Wo junge Menschen Hilfe finden

Rat und Hilfe finden Jugendliche mit ihren Zweifeln, Ängsten und Sorgen bei Young+Direct. Nun hat die Jugendberatung Bilanz über die Tätigkeit 2018 gezogen.
Teenager
Foto: Pixabay

Es ist meist die kritischste Lebensphase: Das Jugendalter ist mit zahlreichen Veränderungen und Herausforderungen verbunden. Wer Fragen oder Zweifel hat, Rat oder Hilfe sucht, Ängste oder Sorgen los werden will, kann sich an die Jugendberatung des Südtiroler Jugendrings Young+Direct wenden.
Am heutigen Mittwoch hat man dort Bilanz über die Tätigkeit 2018 gezogen.

 

Wie oft?

 

2.201 Mal haben sich Südtirols Jugendliche 2018 an Young+Direct gewandt und um Unterstützung gebeten. In acht von zehn Fällen wurde eines der digitalen Beratungsangebote gewählt: Im Online-Kummerkasten gingen 1.314 E-Mails ein, es gab 521 Beratungen auf WhatsApp und 25 Kontakte auf Facebook. Über Skype wurde Young+Direct nur vereinzelt kontaktiert.

120 Mal kamen Jugendliche für ein persönliches Gespräch in die Beratungsstelle nach Bozen. Am Telefon kam es zu 216 Gesprächen.


Wer?

 

Es wenden sich vor allem Mädchen an Young+Direct, 2018 war ihr Anteil mit 87 Prozent so hoch wie noch nie.
Die wichtigste Altersgruppe war 2018 jene der 17- bis 18-Jährigen mit einem Anteil von 32 Prozent. Mit 26 Prozent ist der Anteil der 19- bis 20-Jährigen sehr hoch. Hingegen hat die Bedeutung der Altersgruppen der 13- bis 14-Jährigen sowie der 15- bis 16-Jährigen abgenommen.

Was die Sprache betrifft, so haben sich auch 2018 am öftesten Jugendliche deutscher Muttersprache bei Young+Direct gemeldet (92 Prozent). Während der Anteil der Beratungen mit italienischsprachigen Jugendlichen etwas zurückgegangen ist und nun bei 7 Prozent liegt, hat sich jener der Beratungen mit ladinischsprachigen Jugendlichen erneut etwas reduziert.

“Inzwischen machen die Langzeitberatungen weit über die Hälfte der Beratungen aus”, teilt der Jugendring mit. 2018 lag der Anteil bei 64 Prozent. “Das lässt sich auch diesmal mit dem inzwischen sehr hohen Anteil der so genannten persönlichen Themen erklären, zu denen die Jugendlichen eine längerfristige Begleitung brauchen.”


Warum?

 

Die Anliegen, mit denen sich die jungen Menschen an Young+Direct wenden, sind folgende:

1. Persönliche Themen: 40 Prozent der Beratungen drehten sich um Lebenskrisen, psychische Probleme, Trauer und Suizidgedanken, mangelndes Selbstvertrauen, selbstverletzendes Verhalten, Ängste, Probleme mit dem eigenen Äußeren, depressive Verstimmungen, Einsamkeit.

2. Familie: 19 Prozent der Rat- und Hilfesuchenden fragten nach, was sie bei familiären Spannungen tun können, die entstehen, wenn sie sich von den Eltern unverstanden fühlen oder Eltern Verbote aussprechen bzw. Regeln bestimmen. Aber auch Probleme und Konflikte zwischen anderen Familienmitgliedern (z.B. Trennung der Eltern), Suchtprobleme oder Krankheiten von Geschwistern oder Eltern belasteten viele Jugendliche. Themen waren auch Vernachlässigung und Gleichgültigkeit vonseiten der Eltern.

3. Partnerschaft/Liebe: 10 Prozent der Beratungen drehten sich um Verliebtheit, den Wunsch nach einem festen Freund bzw. einer festen Freundin, Liebeskummer, Beziehungskonflikte und Trennung.

4. Schule/Ausbildung: Überforderung, Leistungsdruck, Schulwechsel, Ausgrenzung, Spott und Mobbing waren Themen bei 9 Prozent der Beratungen

5. Sucht: dabei (8 Prozent) ging es vor allem um das Thema ungesundes Essverhalten bzw. um Essstörungen

6. Freunde: 5 Prozent der Beratungen drehten sich um Streit, Eifersucht und Konkurrenz im Freundeskreis

7. Sexualität: Fragen und Unsicherheiten rund um die Aufklärung, Schwangerschaft, Verhütung, sexuelle Praktiken und das “erste Mal” waren Themen bei 4 Prozent der Beratungen.

 

“Immer wieder hervorgehoben werden soll das Thema Gewalt”, betont der Südtiroler Jugendring. “Über die persönliche Erfahrung von Gewalt zu reden, ist sehr schwierig – egal, ob es um körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt geht.” Aber auch 2018 haben es manche Jugendliche geschafft, diese Hürde zu überwinden. Mehr als 100 Mal haben sie das vertrauliche Angebot von Young+Direct genutzt, um sich diesbezüglich Hilfe zu holen.

 

Und nun?

 

Aus den Themen der Beratungen ergeben sich einige Bereiche, denen man sich bei Young+Direkt nun aktiv widmen will.

Zum einen ist dies das Thema der Suizidalität. “Sehr viele Jugendliche wenden sich mit Suizidgedanken an uns. Aus diesem Grund möchten wir bereits ab dem kommenden Schuljahr ein Projekt starten, das die Suizidprävention zum Ziel hat”, kündigt man an.

Ein weiterer Punkt wird das Thema Jugendinfostelle sein – ein Informationsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene. Ziel wird es sein, zum einen jugendgerechte Informationen zu sammeln und zu erstellen und zum anderen Jugendlichen Informationskompetenz zu vermitteln

Aufgrund der großen Nachfrage und der steigenden Beratungen im Bereich Medienkonsum will man dasInformations- und Beratungsangebot für Eltern weiter ausbauen.

Außerdem soll noch innerhalb 2019 zusammen mit der sexualpädagogischen Beratung der Caritas eine Broschüre für Menschen mit Beeinträchtigung zum Thema Sexualität in leichter Sprache herausgebracht werden.