Society | Nachtklubs

Ein neues Party(er)leben

Mit den angepassten Normen öffnen in Südtirol wieder mehr Diskotheken. Die Ausgangslage ist jedoch eine andere als zuvor. Lokalbetreiber Davide Galasso über den Neustart.
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Foto: Pixabay

Nach mehreren Monaten Pause dröhnt nun wieder Musik aus den Boxen einiger Südtiroler Diskotheken. Während die ersten Regelungen für eine Wiederöffnung noch schwer durchführbar waren, scheint es nun durch die neuen Lockerungen der Corona-Maßnahmen für mehr Lokale machbar, dem Partyvolk wieder die Tore zu öffnen. Mit den Gesetzesänderungen, die seit 31. Juli wirksam sind, wurde die "ein Gast pro zehn Quadratmeter-Regel" verändert, sowie die Immuni-App-Pflicht abgeschafft. Die Nachtklubs ergriffen unterschiedliche Methoden, um sich den Regeln anzupassen.

Die Diskothek "Baila" in Eppan beispielsweise führte einen Reservierungsmodus ein, um die Anzahl der zu erwartenden Personen besser kontrollieren zu können. Zudem stellten die Betreiber im Lokal Tische auf, um so eine Lounge-Atmosphäre zu schaffen, die einen gewissen Sicherheitsabstand der Partyteilnehmer ermöglicht und garantiert. Dadurch kann die Maske während des Aufenthalts am eigenen Platz abgelegt werden.
Die neu definierten Grundaspekte des Ausgehens sind zwar eher einem Pub-Besuch ähnlich, doch es sind eben genau jene Aspekte, die nun wohl oder übel eingehalten werden müssen.

 

Auch der Klub Life musste sich den neuen Richtlinien anpassen. Durch eine große zur Verfügung stehenden Fläche mit einem großen Außenbereich konnte die Diskothek - früher als andere - die Bedingungen erfüllen und bereits am 17. Juli unter den inzwischen überholten Maßnahmen öffnen. Laut Davide Galasso, Inhaber und Betreiber des Tanzschuppens in der Industriezone in Bozen, war die alte Formel für die Regulierung der Gästeanzahl zutreffender: "30% der erlaubten Gäste haben mit dem durch Corona bedingten Abstand relativ wenig zu tun", sagt er "da die mögliche Gastanzahl nichts mit dem zur Verfügung stehenden Platz zu tun hat, sondern mit der Anzahl an Fluchtausgängen. Eine Diskothek mit genügend Platz, aber mit wenigen Fluchtausgängen oder Fluchtwegen wird somit benachteiligt." Für Galasso wäre es adäquater gewesen, die angepasste Formel "auf etwa ein Fünftel der Quadratmeter zu verändern". Sein Life hat Glück, es verfügt über genügend Platz und Fluchtmöglichkeiten.

Trotzdem ist die Situation eine andere als vor dem Lockdown. Während man sich vor einem halben Jahr in vielen Diskotheken vor lauter Gästen fast nicht bewegen konnte, entspricht die Atmosphäre in den Diskos mittlerweile jener von Nachtlokalen unter der Woche. War das Kennenlernen anderer Gäste einst einer der Hauptfaktoren für die Lust am Ausgehen, so sollen die Besucher jetzt auf dem eigenen Platz bleiben und wenn möglich nur mit dem eigenen Kreis Kontakt haben. Nach Galasso sind die Gäste "trotzdem zufrieden und auch glücklich, wieder ausgehen zu können". Dennoch gilt es - vor allem am Wochenende - einen Ansturm auf die Diskothek zu vermeiden. So werden statt einem Event nun zwei bis drei pro Woche abgehalten

 

Die auf etwa 200 reduzierten Gäste müssen einerseits die üblichen Masken mitnehmen, andererseits werden Hände beim Eingang desinfiziert. "So können wir zwar nicht vor bereits angesteckten Personen schützen, aber alle diejenigen, die einen Erreger mit den Händen aufgegriffen haben, sind somit sauber", sagt Galasso und fügt hinzu, dass sein Lokal bereits vor dem Lockdown auf Hygiene geachtet habe, da es nämlich eine Menge an anderen Erregern gäbe, die auch Krankheiten auslösen können. Unabhängig von Covid-19 ist eine Diskothek ein Risikofaktor für Übertragungen sämtlicher Art, denn beim Feiern tritt eine große Anzahl an Personen miteinander in Kontakt.

Ein weiterer potenzieller Schwachpunkt des Nachtklubs sind die Toiletten, bei denen eine zusätzliche Reinigungskraft für mehr Hygiene sorgen soll. Seine Diskothek habe zudem "etwa 200 Masken gelagert" erklärt Galasso, die - sofern notwendig - "an die Gäste ausgehändigt werden". Masken werden benötigt, sobald man sich anderen Personen auf weniger als einen Meter nähert. "Solange man beim eigenen Tisch bleibt bzw. sich auf der Terrasse mit genügend Abstand befindet, muss man sie nicht tragen", erklärt Galasso. Laut ihm gäbe es keinen Unterschied zu anderen Bereichen des Alltags.

Es ist ein ökonomisch großer Aufwand, eine Diskothek auf diese Weise zu führen. Auf längere Zeit wird es schwer, diesen Rhythmus beizubehalten. 

Auf die Frage, wie und ob er auf diese Weise weitermachen könne, zögert Galasso nicht: "Es ist ein ökonomisch großer Aufwand, eine Diskothek auf diese Weise zu führen. Auf längere Zeit wird es schwer, diesen Rhythmus beizubehalten. Man muss Einnahmen ausgleichen." Wo allerdings nicht gespart werden soll, ist beim DJ. "Es ist nicht vorstellbar, einen DJ auftreten zu lassen, der qualitativ nicht viel zu bieten hat. Auf andere Dienstleistungen, wie die verschenkte Pizza um drei Uhr morgens, eine groß angelegte Show, Tänzer und Tänzerinnen, usw. müssen wir jedoch momentan verzichten. Dazu gibt es derzeit nicht die wirtschaftliche Voraussetzung." Alle müssen derzeit  "Opfer bringen, um ein Event zu ermöglichen" sagt Galasso, der zudem sehr dankbar ist, "dass viele seiner Mitarbeiter ihre Entlohnung freiwillig kürzen, um den Klub zu unterstützen."

Und wie geht es weiter? Vielleicht beeinflussen die provisorischen Maßnahmen den Spaß weniger, als es auf den ersten Eindruck scheint. Tatsache ist, dass es wieder möglich ist, in Diskotheken zu gehen, Freunde zu treffen, gemeinsam etwas zu trinken und zu Musik zu tanzen. Zwar mit Einschränkungen, aber trotzdem dreht sich das Leben langsam wieder in die Bahnen, die für lange Zeit unser Standard waren.