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Steinerne Zeitzeugen

Ist die Förderung von Kunst am Bau von kultureller Bedeutung für Südtirol? Brigitte Foppa erläutert die soziale und wirtschaftliche Relevanz des jüngsten Beschlusses bezüglich dieser Kunstform.
Bozen Kunst am Bau
Foto: Pixabay/Hartmut Demand
  • Brigitte Foppa (Grüne): „Kunst am Bau prägt unsere Städte und Ortschaften. Es ist ein sichtbares Kulturgut, aber gleichzeitig auch nicht wirklich bekannt.“ Foto: Seehauserfoto

    „Kunst am Bau ist eines der faszinierendsten Themen, mit dem ich mich in den letzten Jahren beschäftigt habe“, sagt Foppa, „es ist etwas, das alle sehen, aber niemand kennt.“ Foppa berichtet, dass die Idee zur Förderung von Kunst am Bau aus Gesprächen mit Kultur- und Künstlervereinigungen hervorging. Sie haben darauf hingewiesen, dass es schwierig sei, Aufträge zu erhalten und es wichtig sei, Kunst im öffentlichen Bereich und generell zu unterstützen. „Durch die Gespräche ist mir bewusst geworden, dass eigentlich jedes Gebäude, das wir in der Stadt anschauen, über Kunst am Bau verfügt“, erzählt Foppa, „diese Kunstwerke helfen uns, die Kultur einer anderen Zeit oder eines anderen Landes zu verstehen.“ Sie betont, dass diese Kunstwerke wichtige kulturelle Zeugnisse darstellen und das Bild einer jeden Stadt prägen.

     

    „Diese Regelung hat sich in Italien weiterentwickelt und war ein direkter Ausdruck der Künstlerförderung.“

     

    Zentral geht es vor alle darum, Kunst und Kultur zu fördern. Obwohl ein italienisches Gesetz aus dem Jahr 1949 die Verschönerung öffentlicher Gebäude durch Kunstwerke vorsieht, wurden bisher nur wenige öffentliche Bauten künstlerisch gestaltet. Dieses Gesetz, auch als „Legge 2%“ bekannt, wurde im Laufe der Jahre zugunsten anderer Projekte modifiziert. „Diese Regelung hat sich in Italien weiterentwickelt und war ein direkter Ausdruck der Künstlerförderung“, erläutert Foppa. Seit 2001 liegt die Anwendung in der Kompetenz der Regionen. Artikel 13 dieses Gesetzes erlaubt Verwaltungen, einen bestimmten Prozentsatz der Baukosten für Kunst am Bau zu verwenden, jedoch ist dies nicht verpflichtend. „In Südtirol wurde diese Regelung erst 2015 ins Vergabegesetz aufgenommen, jedoch kaum umgesetzt. So kann man fast schon sagen, dass es sich zu einer Nada-Bestimmung entwickelt hat, da es kaum umgesetzt wurde”, so Foppa.

     

    „Das ist wirklich nichts im Vergleich zu anderen Ausgaben.“

  • Die Landtagsabgeordneten Brigitte Foppa, Madeleine Rohrer und Zeno Oberkofler: Ihre Vorschläge sollen die Lebensqualität in Südtirol durch Förderung von Kunst und Kultur im Land verbessern. Foto: Grüne

    Die Grünen kritisieren, dass in den letzten Jahren nur 15 von 64 vollendeten öffentlichen Bauten in Südtirol mit Kunstwerken ausgestattet wurden, wobei meist weniger als die erlaubten drei Prozent der Baukosten in Kunst investiert wurden. Dies komme einem Verzicht auf kulturelle Leistungen gleich. Um diese Situation zu verbessern, wurde ein Antrag gestellt, der verpflichtet 500.000 Euro pro Jahr für künstlerische Eingriffe an öffentlichen Bauten bereitzustellen. Das seien weniger als ein Zehntausendstel des Landeshaushalts. „Das ist wirklich nichts im Vergleich zu anderen Ausgaben“, betont Foppa, „zum Beispiel hat die Sanierung der Heizanlage auf Schloss Trautmannsdorf fünf Millionen Euro gekostet, während die Tunnelbeleuchtung jährlich 1,6 Millionen Euro verschlingt.“ Der Antrag wurde gemeinsam mit Achammer, Landesrat für Deutsche Bildung und Kultur, Innovation, Forschung, Museen und Denkmalschutz (SVP), unterzeichnet und erfolgreich eingebracht. Der nächste Schritt besteht darin, dass entweder das Kulturgesetz oder das Vergabegesetz abgeändert werden. Wie dies konkret umgesetzt wird, liegt in der Verantwortung der Kulturabteilung.

     

    „Kunst ist etwas, was für alle zugänglich sein muss.“

     

    Foppa hebt die soziale und kulturelle Bedeutung von Kunst am Bau hervor: „Eine Gesellschaft, die nur aus Zweckbauten besteht, hinterlässt eine graue Welt. Kunst am Bau ist nicht nur ein kultureller Ausdruck, sondern auch eine direkte Künstlerförderung.“ Corona habe die Kunststrukturen teilweise stark beeinträchtigt und erst jetzt erholen sich die Branchen langsam wieder, wobei die Auftragslage vieler Künstler:innen nach wie vor sehr schwierig sei. Und genau deswegen ist es laut Foppa wichtig, dass die öffentliche Hand Sicherheit vermittelt. Diese Maßnahme soll sowohl die kulturelle als auch die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols fördern und nachhaltige Zeichen der Zeit hinterlassen.

    Die Förderung von Kunst am Bau sei ein wichtiger Schritt, um die kulturelle Identität und das künstlerische Erbe zu bewahren und zu fördern. „Kunst ist etwas, das für alle zugänglich sein muss“, schließt Foppa, „Kunst am Bau macht Kultur und Kunst zugänglich und weckt das Interesse der Gesellschaft. Die Gebäude selbst sind wie steinerne Zeugen der Zeit. Sie erwecken Eindruck und geben wichtige Informationen über die Geschichte des Landes. Die Kunstform würde einfach fehlen.“