Der Gratis-Vize
Stillschweigen über Gehälter und Entschädigungen? Das gehört zumindest in öffentlicher Verwaltung und Politik dank Transparenzbestimmungen der Vergangenheit an. Und zwar nicht für viele als zu hoch empfundenen Top-Gagen, an denen sich der Volkszorn dank regelmäßiger medialer Veröffentlichungen entzünden kann. Auch ein Entschädigungsverzicht kann der Öffentlichkeit nicht auf Dauer vorenthalten werden, beweist der Fall des Vize-Präsidenten der Meraner Stadtwerke Giorgio Roat. Jährliche Bruttovergütung: 0,00 Euro, ist für jedermann zugänglich unter seinem Namen auf der Homepage der Stadtwerke Meran nachzulesen. Wie die anderen angeführten Entschädigungen des Verwaltungsrates bezeugen, verzichtet Roat damit freiwillig auf einen durchaus ansehnlichen Nebenverdienst: 12.336,60 Euro erhalten die gewöhnlichen Mitglieder des Verwaltungsrates, 34.125,84 Euro Präsident Gerhard Gruber.
Eine „rein private Entscheidung“, die der Vize-Präsident der Stadtwerke auch so privat wie möglich halten wollte, wie in der Mittwoch-Ausgabe des Alto Adige nachzulesen ist. Ein Wunsch, den ihm die Tageszeitung allerdings verwehrte. Zu schön ist auch die Gegenthese zum weithin verbreiteten Bild der wohldotierten Pöstchen in Verwaltungs- und Aufsichtsräten, mit denen die Politik Freunde und Ergebene versorgen bzw. abspeisen kann. Was aber hat einen von mehr als 100 VertreterInnen der Führungsgremien in Merans Gemeindebetreiben tatsächlich dazu bewegt, gratis zu arbeiten und seinen Verdienst im eigenen Betrieb zu belassen? „Ich habe für mich beschlossen, einen Teil meiner Zeit meiner Stadt zu widmen - und das ist die Art, die ich dafür gewählt habe“, erklärt der Gratis-Vize gegenüber der italienischen Tageszeitung. Ein neues Feld für das Ehrenamt also, das Schule machen könnte.
Held.
Held.