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"Ohne höhere Strompreise geht es nicht"

"Raus aus dem Sanierungungsstau", dafür plädiert Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energieagentur. Und er sagt unumwunden: "Ohne höhere Strompreise geht es nicht."

Stephan Kohler eröffnet am heutigen Freitag, 3. Oktober, die Toblacher Gespräche. "Am Beginn des solaren Zeitalters", so lautet sein Referat, wir stehen am Anfang, tun muss sich noch einiges.

In einem Interview mit focus.de sagte der Chef der Deutschen Energieagentur (DENA): "Der Strompreis hat eine disziplinierende Wirkung."

Focus-Online.de: Aber viele Menschen können es sich einfach nicht leisten da mitzuziehen. Die Gebäudesanierung verursacht Eigentümern horrende Investitionskosten. Und wenn Mietern die Energiekosten schon jetzt über den Kopf wachsen, fehlt für die Anschaffung energieeffizienter Haushaltsgeräte erst recht das Geld.

Kohler: Deshalb ist der Staat auch gefordert, diese Menschen zu unterstützen. Es gibt dafür bereits eine Reihe von Förderprogrammen, etwa für die energieeffiziente Gebäudesanierung. Ich bin dafür, solche Anreize noch auszubauen, um insbesondere einkommensschwächere Bürger nicht im Regen stehen zu lassen. Der Staat könnte über die Förderbank KfW beispielsweise zweckgebundene, zinsgünstige Mikrokredite zur Verfügung stellen, um die Anschaffung von sparsamen Kühlschränken zu fördern.

Ohne konventionelle Kraftwerke geht es nicht, "Wir haben heute erst knapp 25 Prozent regenerative Stromerzeugung, das heißt rund 75 Prozent stammen noch aus konventionellen Kraftwerken. Auch wenn heute in bestimmten Stunden die Photovoltaik-Leistung ausreichen würde, um die Last vollständig zu decken, brauchen wir die konventionellen Kraftwerke weiterhin für die Versorgungssicherheit, spätestens bei Dunkelheit oder bedecktem Himmel."

Viola, 10 Jahre alt sagt auf die Frage, ob sie sich ein sonnenbetriebenes Auto vorstellen kann: "das wär toll. aber wenn man einen wichtigen termin hat, und eine wolke verdeckt grad die sonne? (denkt) hmm, wie soll das dann gehn?

 

Bis 2030 soll die Energiewende konkret geplant werden, meint Kohler, er weiß: "Die Geschwindigkeit der Energiewende stellt uns vor Herausforderungen, für die wir noch keine kompletten Lösungsstrukturen und Erfahrungswerte haben."

Er präzisiert:

Wir sollten uns vor allem die nächsten 10 bis 20 Jahre konkret anschauen. Dafür kennen wir die Technologien und können einschätzen, was verfügbar sein wird und was nicht. Das Energiesystem des Jahres 2050 heute schon festzulegen, wäre hingegen anmaßend. Wir müssen unser System so gestalten, dass es nicht starr, sondern zukunftsoffen ist, dass es neue Technologien, etwa die Stromspeicherung mittels Elektrolyse und Wasserstoff, problemlos aufnehmen kann. Bis 2030 kann konkret geplant werden. Langfristige Ziele zu definieren ist auch richtig, aber mit welchen Technologien sie dann zu erreichen sind, können wir heute noch nicht vernünftig diskutieren. Zudem muss sich unser Blickwinkel radikal ändern: von der Energieversorgung zur Energiedienstleistung. Wir müssen die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen, um unser Energiesystem effizient zu gestalten. Die Vorteile für die Industrie liegen in sinkenden Energiekosten und einer steigenden Wettbewerbsfähigkeit. Zudem können neue Märkte erschlossen werden. Denn energieeffiziente Energiesysteme treffen weltweit auf eine große Nachfrage.