Society | Claus Gatterer Preis
5.000 Euro für drei Emails
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Fred Turnheim mauert. Der Absprung der Sponsoren Burgenland und Esterhazy-Betriebe als Sponsoren des „Prof. Claus Gatterer Preis“ tut dem Österreichischem Journalistenclub (ÖJC) sichtlich weh. Fällt doch damit über Nacht eine wichtige Finanzierungsquelle weg. Auch der öffentliche Appell von 28 Preisträgerinnen und Preisträgern, den Markenschutz für den „Prof. Claus Gatterer Preis“ aufzuheben und den renommierten Journalistenpreis in unabhängige Hände zu legen, hat den Druck auf Turnheim & Co deutlich erhöht.
Vergangene Woche verschickte der ÖJC deshalb eine Pressemitteilung
„Die Vorwürfe, die von Seiten der Kritiker am „Prof. Claus Gatterer Preis“ und am Österreichischen Journalisten Club (ÖJC), der diesen renommierten Journalismus-Preis seit 1985 vergibt, vorgebracht wurden, sind allesamt unrichtig: Die Finanzgebarung ist von Rechnungsprüfern sowie einer externen Steuerberatungskanzlei überprüft und in Ordnung befunden worden und die Generalversammlung hat den Vorstand entlastet.
Es wird darauf hingewiesen, dass alle Funktionäre des ÖJC statutengemäß ehrenamtlich tätig waren und sind.
Die journalistisch publizierte Abrechnung zum Gatterer-Preis des Jahres 2013 war eine vereinsinterne Gesamtkostenaufstellung in Höhe von 44.970,97 Euro. Die Kosten für den Gatterer-Preis trug überwiegend der ÖJC aus eigenen Mitteln. Der Fördergeber hat für den Preis 9.500 Euro bezahlt.
Der ÖJC-Vorstand bedauert außerordentlich, dass aufgrund unzutreffender Kolportage und nicht überprüfter Vorwürfe das Land Burgenland und die Esterhazy-Betriebe sich aus der Unterstützung des renommierten „Prof. Claus Gatterer Preises“ zurückgezogen haben. Die gute Nachricht: Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) wird den Gatterer-Preis weiterhin vergeben.“
Schluss und basta? Wohl kaum.
Denn die Verteidigungslinie des ÖJC-Vorstandes ist eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit. Das zeigen neue Dokumente, die der Tiroler Blogger Markus Wilhelm jetzt veröffentlicht hat. Es handelt sich um die Abrechnung des „Prof. Claus Gatterer Preises“ 2018. Und dort wird noch einmal deutlich, wie kreativ Turnheim & Co bei der Geldbeschaffung sind.
Der Doppelpräsident
Nachdem Markus Wilhelm und auch salto.bz die Abrechnung des Gatterer Preises 2013 veröffentlicht haben, kommt der ÖJC in Erklärungsnot. Fred Turnheim versucht, das Problem mit einen schlechten Trick zu lösen. Der ÖJC-Präsident spricht – wie auch in der obigen Pressemitteilung - von einer „ vereinsinternen Gesamtkostenaufstellung“, die von einem Südtiroler Tochterverein komme.
Wie schlecht diese Verteidigungslinie ist, zeigt sich am publizierten Dokument. Auf der Kostenaufstellung findet sich der Stempel der Kulturabteilung des Landes Südtirol. Es ist die einzige offizielle Abrechnung, die der Landesvewraltung 2013 vorgelegt wurde, und auf deren Grundlage Südtirol einen Beitrag von 10.000 Euro gewährte.
Aber auch die Ausrede mit dem Tochterverein hat sehr kurze Beine. Verständlich wird das, wenn man diesen Südtiroler Verein genauer durchleuchtet.
Damit das Land Südtirol den österreichschen Journalistenclub unterstützen kann, wurde schon vor Jahrzehnten in Südtirol der „Prof. Claus Gatterer Gedächtnisverein des ÖJC“ gegründet. Seine einzige Aktivität: Als Durchlaufposten für die Landesbeiträge für den Gatterer-Preis zu dienen. Im ÖJC-Statut heißt es: „Der Präsident hat Sitz und Stimme im Prof. Claus Gatterer Gedächtnisverein des ÖJC.“
Jahrzehntelang stand dem Südtiroler Verein Walther Werth, der Chefredakteur des Katholischen Sonntagsblattes vor. Nach Informationen von salto.bz legte Werth dieses Amt aber im vergangenen Jahr zurück. Der Grund: Die zunehmenden Spannungen zwischen Fred Turnheim und dem Kulturamt des Landes Südtirol.
Am 24. Mai 2018 wurde deshalb in Sexten ein neuer Vereinsvorstand gewählt. Dem fünfköpfigen Vorstand gehört ein Vertreter aus Sexten an. Dazu vier Personen, die auch im Vorstand des ÖJC sitzen: Fred Turnheim, Oswald Klotz, Harald Vaca und Norbert Welzl. Zum neuen Präsidenten des „Prof. Claus Gatterer Gedächtnisverein des ÖJC“ wurde an diesem Tag Fred Turnheim gewählt. Er ist damit in Personalunion nicht nur Präsident der beiden Vereine, sondern auch Vorsitzender der Jury, die jährlich den Gatterer-Preis verleiht.
Teures Journalistenmailing
In dieser Funktion ist Fred Turnheim damit auch der Verantwortliche für jene Kostenaufstellung, die der ÖJC 2018 beim Kulturamt des Landes Südtirol eingereicht hat. Die Aufstellung ist die Grundlage für einen 15.000-Euro-Beitrag für den Gattererpreis 2018, den das Land gewährt hat.
Diese Kostenaufstellung macht deutlich, dass die publizierte Abrechnung 2013 kein Ausreißer war, sondern System hat.
Am Ende der Aufstellung finden sich der Betreff: „Derzeitiger Gesamtbetrag: 53.952,61 Euro.“ Es die Summe, die der Gatterer-Preis 2018 anscheinend gekosten haben soll. Zur Erinnerung: An Preisgeld werden 10.000 Euro vergeben.
In der Kostenaufstellung finden sich nicht nur Posten wie Mautgebühren (12 Euro), Verpflegung für Fahrer und Mitfahrer auf der Fahrt nach Sexten (211,70 Euro) oder Tanken des ÖJC-Bus (137,36 Euro), sondern auch ein Highlight, das seit gut einem Jahrzehnt in jeder dieser Kostenaufstellungen vorkommt.
Der Journalistenclub verschickt traditionell Ende Jänner die Ausschreibung des Claus Gatterer Preises an seine Mitglieder. In diesem „Journalistenmailing“ werden 4.748 Adressen angeschrieben. Eine Mail kostet 0,35 Euro. 1.668,80 Euro steht dazu in der offiziellen Kostenaufstellung.
Fünf Wochen später wird das Ganze wiederholt: „Nochmalige Ausschreibung, Erinnerungen an das Ende der Einreichefrist über Journalistenmailing“. Diesmal wurden zwei Adressaten weniger angemailt, deshalb kommt man auf Kosten von 1.668,10 Euro. Wiederum sechs Wochen später folgt das dritte Journalistenmailing. Diesmal geht um die „Presseaussendung über das Ergebnis der Jurysitzung“. Kostenpunkt: 1.668,10 Euro.
Das Verschicken von drei Mails über einen Sammelverteiler - das heißt drei Klicks und dreimal Enter-Drücken auf dem Computer - kostet demnach genau 5.005 Euro.
Die Wiener Tageszeitung „Der Standard“ hat am Mittwoch den ÖCJ-Vizepräsident Oswald Klotz mit dieser absurden Kostenaufstellung konfrontiert. „Tausende Mails können Sie nicht über Outlook versenden. Wir müssen also einen Mailserver kaufen, und das wird anteilsmäßig pro E-Mail verrechnet“, versucht Klotz eine Erklärung.
Das Verschicken von drei Mails über einen Sammelverteiler - das heißt drei Klicks und dreimal Enter-Drücken auf dem Computer - kostet demnach genau 5.005 Euro.
Was er nicht sagt: Diese Abrechnungsmethode läuft seit rund einem Jahrzehnt. Demnach dürfte es sich beim angekauften Mailserver um ein Modell aus Gold handeln.
Die Verwaltungskosten
In den offiziellen Aufstellungen der Ausgaben, die der ÖJC dem Land Südtirol vorlegt, findet sich seit fast einem Jahrzehnt ein Kostenpunkt, der besonders groß ist.
Es handelt sich um den Posten „Eigenbeleg, Anteilsverrechnung Verwaltung und Personal“ Auch hier argumentiert der ÖJC ähnlich wie beim Versand der Emails. Man verrechnet anteilsmäßig die Kosten für die Arbeit beim Gatterer-Preis.
In der Abrechnung 2013 waren das 24.617,40 Euro. Fünf Jahre später 2018 sind es 25.473,66 Euro.
Anfang 2018 verlangt das Kulturamt des Landes zu diesem Eigenbeleg aber erstmals genauere Informationen. Man will eine genaue Aufstellung, wie diese Kalkulation zustande kommt.
Am 22. März 2018 liefert der ÖJC folgende Aufstellung beim Kulturamt ab:
Auch an diesem Schriftstück wird deutlich, wie der ÖJC funktioniert. Die Sekretärin des ÖJC ist Margarete Turnheim, die Ehefrau des ÖJC-Präsidenten. Die studierte Juristin wird laut Aufstellung als ÖJC-Sekretärin über den Journalisten-Kollektivvertrag bezahlt. Kostenpunkt 3.902,99 Euro brutto im Monat (ohne Weihnachts- und Urlaubsgeld).
Margarete Turnheim sitzt auch als Mitglied im ÖJC-Vorstand. Und wie hieß es doch in der Presseaussendung von vergangener Woche: „Es wird darauf hingewiesen, dass alle Funktionäre des ÖJC statutengemäß ehrenamtlich tätig waren und sind.“
Der Autor dieser Zeilen ist 2005 mit dem Claus Gatterer Preis ausgezeichnet worden und war bis 2013 Jurymitglied. Er gehört auch zu den 28 Unterzeichnern der gemeinsamen Erklärung.
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