Culture | Videospiele

Die digitale Spielwiese

Das Festival Game Ground präsentierte heute sein Programm im Pressesaal des Palais Widmann. Mit dabei auch Galateo: „Essendo anch’io un gamer, sono molto emozionato.“ Gast sind auch Verter:innen von 11 Bit Studios und von Guerrilla Games.
Game Ground, 4a edizione, conferenza palazzo Widman
Foto: BeYoung/Game Ground
  • Zugegeben, als Zocker hat dieser Redakteur so seine Schwierigkeiten, sich den Fratelli d’Italia Politiker mit Maus und Keyboard oder einem Controller in den Händen vorzustellen. Vielleicht könnte das ein Zeichen für das Verbindende von Videospielen sein, es gehen aber auch die Ansichten zu diesem Kreativsektor ein Stück weit auseinander. Die Welt der Videospiele werde unter vielen Aspekten unterschätzt, so Galateo, und weiter: „Inanzitutto si tratta di una vera e propria industria.“ Mich interessiert bei Videospielen an erster Stelle das kreative Potential des Mediums. Das Wettrennen von immer besserer Grafik und um große, offene Spielwelten mitzumachen ist ein Rattenrennen.

    Spannender sind da originelle Einfälle, wie sie etwa auch der „Indie“-Entwickler 11 Bit Studios umsetzen konnte. Größere Bekanntheit und einen Verkaufsschlager erlangte das Polnische Gamestudio mit „This War of Mine“, das erstmals 2014 für Android- und Apple-Smartphones und in Folge auch für Konsolen und den PC erschienen ist. Das Budget von 500.000 Euro hatte man nach 48 Stunden bereits wieder eingespielt. Das Spiel, das uns in die Rolle von Kriegsüberlebenden schlüpfen lässt, nachdem die Kugeln geflogen sind und uns nicht ermächtigt, sondern uns gewissermaßen entmächtigt. Mit der einzigartigen Perspektive auf den 2. Weltkrieg ist „This War of Mine“ offiziell Teil des nationalen kulturellen Erbe Polens.

  • Horizon Forbidden West: In seinem letzten Spiel, das exklusiv für die PS5 erschienen ist setz Entwickler Guerilla Games abermals auf die starke, weibliche Protagonistin Aloy und ein futuristisch-postapokalyptisches Szenario. Foto: IGDB/Guerilla Games Presskit

    Bekannter noch dürfte Guerrilla Games aus den Niederlanden sein, das mit 419 Mitarbeiter:innen (Stand 2024) zu den größten Studios in Europa zählt. Zum Portfolio des Konzerns gehören die Blockbuster der Reihen Killzone und Horizon, die sich auf Sony Konsolen millionenfach verkauften und (nicht ausnahmslos) zu den erfolgreichsten Spielen ihrer Generation zählen. Dem Talk mit den „Tripple-A“ Entwicklern (die größte Budgetklasse) soll dabei auch eine Diskussion zu einem durchaus streitbaren Thema angeschlossen werden: Braucht es Gewalt in Videospielen und ist sie denn schädlich?

    Sich Horrorspiele ohne Gewalt vorzustellen, fällt schwer. Das von Antonio Cannata und Federico Laudani 2016 in Catania gegründete Studio Stormind Games schließt die Reihe der geladenen Entwickler ab. Mit einem Release um die Ecke (am 17. Oktober) wird man wohl auch das neue Spiel vorstellen: Von Paramount Pictures wurde man damit beauftragt, ein Spiel zur Filmreihe „A quiet place“ zu entwickeln. Der Trailer kann sich schon mal sehen lassen, auch wenn weder Film-Spiele noch Videospiel-Filme den besten Ruf genießen. Ob das Endresultat am Ende im Guten oder im Schlechten zum Fürchten ist, bleibt abzuwarten.

     

  • Talks und mehr

    Neben Entwickler:innen sollen auch Videogame-Streamer und Akademiker zur Materie herbeigezogen wird. Man dankt Tourismusvertretern für die insgesamt immerhin 55 Übernachtungen, die für die vom Organisator BeYoung ins Land geholten Gäste bestimmt sind. Während der „Hauptteil“ des Festivals am Wochenende vom 18. auf den 20. Oktober in und um Schloss Maretsch stattfinden soll, bieten sich zum, wie mehrfach zu hören war, in Maßen zu genießenden Videospiel doch zumindest schon einige Turniere (für Pokémon und Brawlstars) sowie Talks an. Am kommendem Dienstag, 8. Oktober um 18 Uhr soll es etwa um Videospiele als „divulgatives“ Mittel zum Lernen und Lehren gehen, Uni-BZ Dozent und Historiker Valerio Larcher, der neben wissenschaftlichen Arbeiten zu historischen Atlanten auch schon die Arbeit „La narrazione storica nei videogiochi della Paradox Interactive“ verfasst hat, ist für den Termin zum Sitz von UPAD (Florenzstraße 51) geladen.

  • Game Jam: Ein kleiner Entwicklungsmarathon für Spiele ist auch eingeplant. Das Thema wird vorab nicht verraten, nur dass es auch eine Mini-Game-Jam für jüngere Besucher gibt. Foto: BeYoung/Gameground

    Einen Nostalgieschub „senza necessità di gettoni“ können sich Zocker und Zockerinnen vom 12. bis 20. Oktober im Twenty abholen, wo eine Retrospektive zur Geschichte und gesondert zur Entwicklung von Gewalt in Videospielen, nebst kostenlos nutzbaren Spielekabinetten stattfindet, sowie Konsolen der laufenden Generation. Eine Liste der ausgestellten Automaten bleibt man schuldig. Interessant wird sicherlich auch die Rückkehr des Themas Videospielsport sein, über das mit den Bozner E-Sportlern Stefano Tabarelli, Alex Stan und Marco Olivari ab 18:30 Uhr im Glashouse des Hotel Laurin gesprochen wird.

    Mit Eröffnung des Hauptwochenendes verdichtet sich dann das Programm in und um Schloss-Maretsch. Neben den bereits erwähnten „Big-Players“, den Entwicklern, locken weitere Talks, etwa zur Fallout-Reihe und den (postnuklearen) Alpträumen Amerikas, zu Videospielen als Mittel gegen Mobbing und mehr. Ein League of Legends Turnier, Live-Speedruns (das möglichst schnelle „Durchspielen“ vom Anfang bis zum Ende) für die eher schwierigen, hochpräzisen Action-Titel Cuphead und Sekiro, sowie eine 48 stündige Gamejam. Das Programm ist größer, internationaler und bringt heuer Vertreter von Spieleentwicklern nach Bozen, die auch wirklich größere Fangruppen haben dürften. Allan Wake 2 Entwickler Remedy, 2023 in Bozen, hat zwar auch seine Anhänger, bedient aber eine Nische. Gerade bei den (halb-)akademischen Formaten sind wir aber auch auf die Substanz gespannt, da es weiterhin einiger Überzeugungsarbeit bedarf, dass das Videospiel in Maßen und nicht in Massen, schon auch viel Gutes hat.

  • Das vollständige Programm zur Game Jam, mit allen Events, Ausstellungen, Gästen und Turnieren finden interessierte Personen auf der Webseite www.gameground.it