Politics | Tibet

Tibet: 5 Minister in Bozen

Seit Sonntag sind 5 von 7 MinisterInnen der tibetischen Exilregierung in Bozen. Es ist ihre erste Auslandsklausur – heute abend, 4.12. gibt es eine Diskussion mit ihnen in der Eurac.

Herr Cologna, was war denn der Anlass für die Einladung der Exiltibetischen Regierung?
Günther Cologna: Seit 1997 besucht der Dalai Lama regelmäßig Südtirol und hat dabei einiges von der lokalen Autonomie mit in seine Exilheimat genommen. Seitdem sind immer wieder Delegationen zu uns gekommen, doch 2011 hat er seine politische Macht vollständig auf die Exilregierung übertragen. Deswegen ist dieser Besuch besonders wichtig, denn die neue Verantwortung des Premiers und seiner Minister bedingt neue Themen, die in der Klausur in der Eurac besprochen werden.

Was sind das für Themen?
Immer wieder die Autonomie in erster Linie. Die Chinesen trauen diesem Konzept nicht, und die Minister wollen nun bessere Argumente für ihre Verhandlungen erwerben. So haben wir die verschiedenen Autonomieformen miteinander verglichen, etwa jene von Katalonien, des Baskenlandes, der Aland-Inseln. Auch sind Experten hier, die bei der UNO Lobbyarbeit leisten für die Tibeter. Wir arbeiten gemeinsam eine Strategie aus, mit denen die Minister ihre chinesischen Ansprechpartner von der Wichtigkeit einer eigenen Autonomie besser überzeugen können.

Welche Minister sind nun in Bozen?
Seit Sonntag, 1. Dezember sind die Innen- und die Außenministerin, der Finanzminister, die Ministerin für Religion und Kultur sowie der Gesundheitsminister im Land. Der Premierminister der Exilregierung, Lobsang Sangay war bereits vor zwei Wochen in Bozen.

Dolma Gyari Drawu, Innenministerin

1964 geboren, studierte Politikwissenschaften an der Punjab Universität in Chandigarh. Bereits in jungen Jahren war sie politisch aktiv im „Regional Tibetan Youth Congress“ in Darjeeling. Als erste Frau war sie zur Sprecherin im tibetischen Abgeordnetenhaus ernannt worden.

Dicki Tsomo Chhoyang, Außenministerin
1966 geboren; als sie vier Jahre alt war, wanderte die Familie nach Kanada aus. Als Vierzehnjährige übersetzte sie bereits als Dolmetscherin vom Tibetischen ins Französische. Sie nahm am ersten kanadischen Dokumentarfilm über Tibet teil. Nach zehn Jahren Studium in Tibet und China schloss sie mit einem Titel in „Central Asian studies“ an der Indiana University Bloomington ab.

Sind bei der Delegation keine Chinesen dabei?
Nein, bisher waren noch nie chinesische Politiker mit den Exiltibetern bei uns. Aber das wäre eine Idee für eine zukünftige Einladung.

Was haben Sie Ihren Gästen von Bozen gezeigt?
Wir waren gestern Abend im „Weißen Rössl“ essen und auch einmal Törggelen in Signat. Die restliche Zeit haben wir gearbeitet.