Ein Kommentar zur aktuellen Wetterlage
Anfang November in Südtirol. Auf den Friedhöfen erhellt ein Lichtermeer aus Kerzen die Nacht. Auf den umliegenden Bergen sind es die hunderten Schneekanonen der Skigebiete, welche die Gunst der Stunde, die spätherbstlichen Frosttemperaturen nutzen, um die vielen Pistenkilometer rechtzeitig zu beschneien. Schon Wochen vor dem ersten Neuschnee.
Dies, um dem jährlich früher beginnenden Skitourismus zu fördern und jährlich den Umsatz zu steigern, sodass pünktlich mit dem Saisonende Bauprojekte für neue Seilbahnen (beheizt versteht sich) und Pläne für Waldschneisen umgesetzt werden können. Am besten sollen neue, bisher völlig unberührte Landstriche erschlossen werden, kleine und mittelgroße Skigebiete schließen sich zusammen, vereinen sich zu immer größeren. Wer nicht mitziehen möchte oder aufgrund ökonomischer bzw. geographischer Probleme nicht in der Lage dazu ist, der wird langfristig keine Chance haben.
Es läuft alles auf Massentourismus hinaus. Die Qualität spielt dabei nur bedingt eine Rolle. Die Preise für Tages- und Saisonkarten steigen Jahr pro Jahr an, vermeintliche Erweiterungen und Investitionen dienen als Rechtfertigung für eine unverschämte Preispolitik. In den Skizentren angesiedelte Gastronomiestätten ziehen nach, müssen nachziehen. Der Skisport und Wintersport als Volkssport, verfällt allmählich zu einem Privileg der Vermögenden.
Ganz zu schweigen von den Folgen für die Umwelt. Allzu gerne wird die Nachhaltigkeit Südtirols Landwirtschaft angezweifelt, gar an den Pranger gestellt. Und obschon dies gewiss nicht unbegründet ist, darf man auch den Tourismus im Allgemeinen und den Wintertourismus im Besonderen absolut nicht verharmlosen. Ohne Zweifel wichtig für die Region, generell für den gesamten Alpenraum, ein essenzieller Wirtschaftszweig. Dennoch muss aus ökologischer Sicht ein Diskurs der Kritik geführt werden. Inwiefern ist der stete Ausbau von Infrastrukturen, die Inbetriebnahme von neuen Liften und das Erschließen immer größerer Gebiete von Vorteil für ein beliebtes Reiseziel wie Südtirol, geschätzt vor allem auch wegen seiner Naturgüter? Was hat eine langfristig dem Raubbau ausgesetzte Berglandschaft noch zu bieten?
Und um das Thema Nachhaltigkeit noch zu relativieren. Setzt sich der aktuelle Trend der steigenden Temperaturen fort und „radikalisiert“ sich die Wetterlage weiter so drastisch, wie es unzählige Studien zum Klimawandel belegen, dann wird man sich in Entscheidungsträgerkreisen des lokalen und interregionalen Wintertourismus wohl langfristig nach einer unkonventionellen Nutzung für einen Großteil der Skigebiete, mitsamt der bestehenden Infrastruktur, umsehen müssen. Das Groteske: man ist im Grunde selbst daran schuld. Zum einen wurden die jahrelangen Intensivierungen zur Erweiterung der Angebote auf unsicherer Basis errichtet, abhängig von Klima und Umwelt. Zum anderen ist der Wirtschaftszweig Tourismus mit ca. 4-6,5% (IPCC) der weltweiten Treibhausemissionen (wenn auch nur in geringen Maßen) mitverantwortlich für den Klimawandel.
Wie wäre es also mit einem Umdenken? Gerade Südtirol, dessen Fremdenverkehr auch im Sommer floriert, sollte doch eine ganzjährig nachhaltigere Marschrichtung vorgeben können. Nicht nur zum Wohle der vielen Touristen, die sich Jahr für Jahr an der wahren Schönheit der Berge erfreuen, sondern auch zum Wohle der einheimischen Bevölkerung.
Wie Unternehmen und die
Wie Unternehmen und die Wirtschaft ohne Wachstum überleben können, das scheint das Ei des Kolumbus der Gegenwart und Schlüssel zu Nachhaltigkeit zu sein.
Wie kann man den Wachstumszwang besiegen?