Naht das Ende von Glyphosat?
Die Stellungnahmen von ChefredakteurInnen und PolitikerInnen ganz Europas zum Glyphosatskandal beweisen, wie geistig durchdrungen „öffentliche Meinung“ und gleichlautend auch der „Glauben“ gewisser politischer Vertreter von den „Pflanzenschutzmittel “- Konzernen sind. So z.B. unser Landwirtschafts-Landesrat in der STZ vom 30.11. „Eine seriöse Entscheidung kann nur auf der Basis von Erkenntnissen der eigenen Institutionen getroffen werden. Wir sind alle keine Fachleute. Die Dokumentation über Glyphosat ist 90.000 Seiten lang.“
„Erkenntnisse der eigenen Institutionen“?
- das EU-Parlament hat „arge Zweifel“ an der europäischen Lebensmittelbehörde, zumal das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung des Risikoinstituts die Seiten 528-551 des Monsanto- Zulassungsgesuchs, in denen es ums Krebsrisiko geht, einfach übernommen hat für seinen Bericht an die EG, was Monsanto vehement bestritt. Nicht von ungefähr wird die Entlassung seines Präsidenten Hensel gefordert (der vor wenigen Monaten den Dolomiten ein ganzseitiges Interview gegeben hat). Dabei wurde nicht nur im US-Bundesstaat Kalifornien im Juli 71 Glyphosat nach einer Protestwelle betroffener Bauern als Krebsrisiko eingestuft, sondern lange vorher schon von der WHO. Anscheinend glaubt aber unser Landesrat nur gewissen „Institutionen“, nämlich jenen der Landwirtschaftslobbys, welche mit den Monsantos verbandelt bzw. von ihnen abhängig sind.
- Ich weiß aus persönlicher Bekanntschaft, dass schon vor zig Jahren Wissenschaftler von Bayer, jenes Konzerns der die Monsanto kaufen will, als Berater in die Laimburg aufgenommen wurden und sehr lange erfolgreich darin tätig waren. Diese Konzerne haben also einen langen Atem, der nicht nur den Beratungsring, sondern auch die EU „beseelt“ hat. Das liegt daran, dass für viele Bauern die Pflanzenschutzmittel der Arbeitserleichterung dienten und Garanten darstellten für eine gute Ernte. Ihnen fiel nie die hinterfotzige Bezeichnung PflanzenSCHUTZmittel für das Totalherbizid Glyphosat auf, die eigentlich PflanzenKILLmittel lauten müsste, und sie wollen die Gesundheitsrisiken bzw. entsprechende Folgekosten für Mensch und Natur nicht wahrhaben.
Diese Philosophie ist so oder so am Ende, nicht zufällig fordert der Umweltlandesrat auf derselben Seite der o.e. STZ einen Wandel. Der Bauernbund hat sich zudem kürzlich gezwungen gesehen, die Biobranche zu erweitern, vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch wegen Druck von unten. Erfreulicherweise hat das heutige Landwirtschaftsmagazin in RAI-Südtirol den Weltagrarbericht positiv zitiert, berichtete die Laimburg von ihren Bemühungen, von chemischen Unkrautvernichtungsmethoden wegzukommen, ein Weinbauer von Permakuluren. Es reift die Erkenntnis, dass die industrielle Massenproduktion in der Landwirtschaft der falsche Weg ist. Es wird immer klarer: Mals hatte recht! ist jedoch noch nicht zu seinem Recht gekommen. Italien darf jetzt – und wird es hoffentlich tun!- eigene Gesetze in Richtung ökologische Landwirtschaft erlassen. Wäre es jetzt nicht angezeigt, wenn sich die Landesregierung gegenüber Unkenrufen in ihren Reihen durchsetzen, ein biologisches Herz fassen, Mals a tutti gli effetti auf den Schild einer europäischen Musterregion heben und entsprechende Förderungen in die Wege leiten würde? Dorfmann könnte sich diesmal bewähren, der de facto demokratiefreien EU einen touch von Demokratie einzuhauchen. So sähe halt ich’s.