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Das Lifting
Foto: Salto.bz
In der Redaktion des Alto Adige ist man rundum glücklich. „Die Zeitung bekommt endlich ein anderes, moderneres Gesicht“, sagt ein Redakteur. Er und seine Kollegen haben vor wenigen Tagen die ersten Probedrucke in der Hand gehalten.
Seit Jahren werden die italienische Tageszeitung und ihr Trentiner Schwesterblatt „Il Trentino“ in Mantua gedruckt. Es war eine der Sparmaßnahmen der Mehrheitseigner Finegil Editoriale SPA gewesen. Die traditionsträchtige Druckerei der Bozner Tageszeitung wurde vor gut zehn Jahren geschlossen. Seitdem druckt man die Zeitung bei der „Rotocolor SPA“ in Mantua. In der konzerneigenen Druckerei werden gleich mehrere Tageszeitungen aus der Espresso-Gruppe hergestellt.
Samstag Nacht wird der Alto Adige das letzte Mal die Druckerei in Mantua verlassen. Denn mit 9. Jänner beginnt für das italienische Traditionsblatt eine neue Ära. Am kommenden Montag werden Alto Adige und Trentino zum ersten Mal in der Bozner Athesia gedruckt.
Der Druck
Nachdem die „Athesia AG“ Anfang November jene 71 Prozent erworben hat, die die Finegil Editoriale SPA am Alto-Adige-Herausgeber SETA SPA hielt, war klar, dass die Tage in Mantua gezählt sind. Denn die „Athesia Druck GmbH“ hat im August 2012 eine neue Zeitungsdruckmaschine in Betrieb genommen. Die Colorman XXL ist eine Art Ferrari unter den Druckmaschinen und kann innerhalb einer Stunde bis zu 100.000 Zeitungsexemplare drucken. Dazu rüstete die Athesia im Sommer 2015 ihre Druckerei durch eine neue, hochmoderne, vollautomatische Anlage für den Zeitungsversand auf
Der Zeitungsdruck ist allein durch die Dolomiten und ihre Nebenprodukte aber nicht ausgelastet. Deshalb war von Anfang an klar, dass Michl Ebner mit der Übernahme des Alto Adige auch den Druck übernehmen wird.
Es ist für den Ebner-Verlag ein mehr als einträgliches Zubrot. Die SETA zahlte in Mantua 2014 1,4 Millionen Euro und 2015 1,3 Millionen Euro für den Zeitungsdruck. Dieses Geld fließt damit in Zukunft in Richtung Athesia. Wenn man davon ausgeht, dass die Athesia für die Übernahme des Alto Adige 7 Millionen Euro hingeblättert hat, dann kann man sich ausrechnen, wie schnell sich dieser Kauf allein durch die Mehreinnahmen in der Druckerei amortisieren wird.
Neues Gesicht
Drei Monate brauchte es für die technischen Vorbereitungen zur Umstellung. Nach mehreren Probeläufen ist man jetzt startklar. Am 9. Jänner wird der Alto Adige erstmals am Weinbergweg gedruckt.
Es wird vom Erscheinungsbild her eine andere, neue Zeitung sein. Zum einen ist der Druck deutlich besser, also die Farben und die Bilder, zum anderen greift man für die Zeitung auch auf ein qualitativ besseres Papier zurück.
Zudem wird der „Alto Adige“ zum ersten Mal in seiner Geschichte – so wie alle deutschen Zeitungen – aus mehreren Bögen bestehen. Er wird, nicht wie jetzt, ein durchgehendes Buch sein, sondern – wie etwa die Dolomiten - aus mehreren 16-Seiten-Blöcken zusammengesetzt.
Im ersten Bogen wird man im Alto Adige die internationale und nationale Politik sowie die Wirtschaftsnachrichten lesen können. Im zweiten Bogen die lokale Chronik und im dritten den Sport. Demnach wird der Aufbau der Zeitung der Dolomiten sehr ähnlich.
Zudem wird es zwei oder drei Mal in der Woche in der Zeitung eine Beilage geben. Auch hier wird man jenes Beilagenkonzept umsetzen, das bereits auf deutscher Seite der Athesia viel Geld bringt. „Wir werden dabei aber eigene wöchentliche Formate entwickeln“, heißt es aus dem Alto Adige.
Die Wiederbelebung
Die Stimmung beim Alto Adige ist derzeit äußerst gut. Das liegt auch daran, dass Michl Ebner sich persönlich um das Zeitungsprojekt bemüht. Alle wichtigen Mitarbeiter erhalten periodisch eine Newsletter, in der der Athesia-Boss persönlich über die Neuigkeiten und Veränderungen informiert.
So ist etwa inzwischen auch klar, dass das Trentiner Schwesternblatt nicht geschlossen wird, sondern der neue Mehrheitseigner ist bemüht, den „Trentino“ zu stärken. Zum Stimmungshoch trägt aber vor allem eine andere Nachricht bei. Der Ebnerverlag will die vor einigen Jahren geschlossenen Lokalredaktionen wieder öffnen.
So ist etwa inzwischen auch klar, dass das Trentiner Schwesternblatt nicht geschlossen wird, sondern der neue Mehrheitseigner ist bemüht, den „Trentino“ zu stärken. Zum Stimmungshoch trägt aber vor allem eine andere Nachricht bei. Der Ebnerverlag will die vor einigen Jahren geschlossenen Lokalredaktionen wieder öffnen.
So sollen noch in diesem Jahr das Alto-Adige-Redaktionsbüro in Meran und die Trentino-Außenstelle Rovereto wiederbelebt werden. Später sollen dann die Außenstellen Brixen und Riva folgen. Finanziert wird diese Expansion zum Teil durch Gelder, die durch den Druck in Bozen frei werden.
So etwa spart sich der Alto Adige durch den Druck bei Athesia jährliche Transportkosten von über 130.000 Euro. Legt man die Lokalredaktionen räumlich mit jenen der Dolomiten zusammen, kann man zudem durch Synergien viel Geld sparen.
Die Strukturreform
Der neue Wind tut der italienischen Tageszeitung mehr als gut. Denn jahrelang war der Alto Adige vom Mehrheitseigner Finegil ausgedünnt worden. „Das einzig Gute, das man uns gelassen hat“, sagt ein alter Alto-Adige-Hase, „ist eine positive Bilanz, der Rest aber liegt am Boden“.
Mit dem Sparkurs hat man seit 2010 nicht nur Personal abgebaut (heute hat der Alto Adige noch 16 Journalisten und Journalistinnen, in seiner Hochzeit waren es über 60), sondern man hat auch alle Strukturen in Bozen abgebaut und in die Konzernzentrale nach Rom verlegt. Das geht vom Vertrieb über die Aboverwaltung bis hin zur Personalführung. Auch Marketingkonzepte wurden seit Jahren kaum mehr vorgelegt oder gar umgesetzt. Selbst die Werbeabteilung wurde zentralisiert. Jetzt aber soll alles nach dem Vorbild Athesia wieder neu und lokal aufgebaut werden. Diese Strukturreform wird rund ein Jahr dauern.
„Das System Dolomiten ist eine Geldmaschine, bei der man allein mit den Todesannoncen mehr Einnahmen generiert, als alle anderen Südtiroler Medien zusammen an jährlichen Werbeeinnahmen zusammenbringen.“
Wie man Journalismus und Geld-Verdienen optimal verbindet, das weiß Michl Ebner genau. Das „System Dolomiten“ ist eine Geldmaschine, bei der man allein mit den Todesannoncen mehr Einnahmen generiert, als alle anderen Südtiroler Medien zusammen an jährlichen Werbeeinnahmen zusammenbringen. Jetzt gilt es, ähnliche Konzepte auf dem italienischen Zeitungsmarkt umzusetzen.
Doch dafür muss die Braut aber erst einmal herausgeputzt werden. Und dass passiert ab dem 9. Jänner.
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Jetzt stellt sich die Frage:
Jetzt stellt sich die Frage: wo steht das System Dolomiten im konkreten Fall Bahnhofareal ? Gibt es ein Lifting auch für die strategischen Überlegungen (siehe Alto Adige von heute) in bezug auf die Umsetzung der Großprojekte in der Landeshauptstadt ? Finden gemeinsame (Alto Adige – Dolomiten) Redaktionssitzungen statt, oder wird die “politische” Linie der Zeitungen per Newsletter mitgeteilt. Wie wird die allgemeine Glückseligkeit im Alto Adige abgesichert ? Kommt es zu neuen Seilschaften Land-Handelskammer-Gemeinde Bozen-Hds ? Und was die Einnahmen der Todesannoncen angeht: wie sagen die Italiener: "I morti si contano alla fine". Oder nicht ?